Ziemlich stürmisch und frisch ist es hier in den Bergen. Die ganze Nacht pfeift der Wind und, weil wir ziemlich frei auf dem Platz stehen (siehe Pfeil), rüttelt er auch gehörig am Wohnmobil. Im Alkoven haben wir die Fenster auf beiden Seiten geöffnet, so daß der kalte Wind durch unser Bett pfeifen kann. Nach so viel Hitze ist das eine sehr angenehme, kühle Nacht.
Morgens, nach dem Frühstück, mache ich mich mit dem Roller auf den Weg zurück nach Sami. Mir ist nämlich in der Nacht eingefallen, daß wir gestern vergessen haben, im dortigen Hafen nach den Fahrzeiten für die Fähre nach Patras zu fragen. Da der Termin für unser Treffen mit den Breidis näher rückt und wir dafür auf das Festland hinüber müssen, möchten wir mit der Fähre nach Patras fahren und das geht nur von Sami aus. Für unsere weitere Planung ist es wichtig, zu wissen, wann wir die Kefalonia-Rundreise in Sami beenden müssen, um direkten Anschluß zur Fähre zu haben. Es sind 18 Kilometer von unserem heutigen Nachtquartier in Agios Nikolaos nach Sami. Die Strecke ist schnell zurückgelegt.
Mit dem Roller merkt man den Temperaturunterschied zwischen 1000 und 0 Meter deutlich. Relativ früh am Morgen friert es mich fast ein bißchen mit meiner kurzen Hose und dem T-Shirt. Als ich in Sami ankomme, ist es bereits sehr warm. Ich frage mich zum Fährbüro der Strintzis Lines durch und erfahre, daß die Fähre morgens um 8:30 Uhr ablegt. Das Fährbüro ist ab 7 Uhr geöffnet. Ich kaufe noch ein paar Früchte für meine süßen Früchtchen und mache mich auf den Rückweg.
Wieder am Wohnmobil angekommen, ist meine Familie gerade im Begriff, ein Eis zu kaufen. Eis ist für die Kleinen das Größte. Auf dem Bänkchen hinter dem Dorfbrunnen (sehr zweckmäßig!) sitzen die beiden in der Sonne und genießen ihr Eis. In der Dorftaverne gibt es Sarahs Lieblingseis. Wenn man das Eis abgelutscht hat, entdeckt man im Inneren einen Lutscher. Annemarie hat das Wohnmobil bereits reisefertig aufgeräumt und so machen wir uns nach diesem Genuß wieder auf den Weg.
Sarah hat ihren Lolli fertig gelutscht und ich glaube meinen Augen nicht trauen zu können. Sarah hält den Lutscherstiel wie eine Zigarette und tut so, als ob sie rauchen würde. Auf unsere Frage, was sie denn da macht, sagt sie, sie 'pfeife'. Wir sind baff, denn wir rauchen nicht, daher kann sie bei uns nicht gesehen haben, wie man das macht. Wir fragen die Kleine, bei wem sie denn das gesehen hat. "Beim Willi" ist die Antwort. "Bei welchem Willi?" haken wir nach. "Bei dem mit der Yvi". Da mein Freund Willi, dessen Tochter Yvonne heißt, schon seit einem Vierteljahr nicht mehr raucht, muß Sarah das bereits vor längerer Zeit so beeindruckt haben, daß sie sich das gemerkt hat und heute noch genau weiß, was Willi damals mit seiner Zigarette gemacht hat.
Unsere Tour führt uns die südöstliche Küste von Kefalonia entlang. Zwischen Poros und dem östlichsten Teil der Insel gibt es keine Badestrände. Das Ufer ist felsig oder völlig von Seegras bedeckt. Da hier keine Touristen herkommen, werden die Strände auch nicht aufgeräumt. In Skala sind die Strände vom Tourismus geprägt und wir versuchen erst gar nicht, zum Strand vorzudringen.
Wenige Kilometer nach Skala führt ein steiler Weg nach unten zum Strand. Wir probieren ihn aus und kommen an einen weiten Sandstrand. An den Menschen im Wasser können wir schon vom Auto aus sehen, daß das Wasser hier sehr flach sein muß. Man sieht Leute 100 Meter vom Ufer entfernt und doch nur bis zu den Knien im Wasser stehen. Das muß ein ideales Planschbecken für die Kinder sein. Allerdings gibt es keine Parkmöglichkeit für das Wohnmobil. Im Schrittempo tuckern wir auf dem Schotterweg, der hinter den Sanddünen entlang führt, bis zum Ende des Strandes. Dort stellen wir das Mobil eng an einen Zaun gedrückt auf dem Weg ab und packen unsere Badesachen aus. Wir verbringen einen schönen Badetag am Strand. Die meiste Zeit sind wir im Wasser. Annemarie und Sarah bauen eine Sandburg, die sofort von Jessica besetzt wird.
Am späten Nachmittag packen wir zusammen und setzen unsere Fahrt fort. Wir fahren Richtung Agostoli und stellen dabei fest, daß es entlang dieser Strecke keine so schönen Strände mehr gibt. Nach einer kurzen Diskussion beschließen wir, direkt Richtung Sami zu fahren. Dazu müssen wir über die Berge. Meine Idee ist, heute abend noch mal zu der Süßwasserquelle zu fahren, die wir gestern schon zum Duschen genutzt haben. Danach möchten wir uns noch den Strand von Antisami anschauen und eventuell einen Tag dort verbringen.
So machen wir es auch. Nachdem wir geduscht und unsere Wasservorräte ergänzt haben, fahren wir durch Sami und quetschen unser Wohnmobil durch das enge Bergsträßchen nach Antisami. Der dortige Strand muß, den Beschreibungen des Schulz zufolge, sehr schön sein. Wir wissen aber, wieviel Abstriche man von seinen Beschreibungen machen muß und sind daher zunächst mal etwas skeptisch.
Was wir von oben zu sehen bekommen, als wir den Hügel nach Antisami überquert haben, sieht aber sehr vielversprechend aus. Ein langer, weißer Strand winkt von unten herauf. Wir die letzten zwei Kilometer auf der engen, serpentinenreichen Straße zurück und erreichen den Strand…
… wo uns der Schlag trifft. Eine Schranke in 1,5 Meter Höhe soll Wohnmobile davon abhalten, auf den Parkplatz des Strandes zu gelangen. Das ist genug. Wenn die uns Wohnmobile hier nicht haben möchten, dann werden wir auch kein Geld mehr hier lassen. Die Schranke ist genau der richtige Anlaß, morgen früh die Insel zu verlassen. Wir wenden auf der Stelle und fahren zurück nach Sami. Dort ist jede Menge Verkehr auf den Straßen. Das Strintzis-Büro ist noch geöffnet und wir halten direkt davor, um unser Ticket für morgen früh zu lösen. Es ist 20:55 Uhr und man teilt uns mit, daß auch heute abend, um 21 Uhr noch eine Fähre ablegt. Nach kurzer Rücksprache mit Annemarie löse ich das Ticket für den heutigen Abend und direkt danach geht es aufs Schiff, das auch gleich darauf ablegt. So kommt es, daß wir etwa eine Viertelstunde, nachdem wir die wohnmobilfeindliche Schranke entdeckt haben, bereits diese Insel verlassen.
Mein Rat an Euch Wohnmobilisten: Kefalonia ist (meiner Meinung nach) keine Insel für Euch! Es sei denn, ihr macht es wie wir und fahrt die Insel ab, ohne Euch an einem Strand niederzulassen. Wenn man aber nicht einmal die Gelegenheit erhält, an einem Strand (wie Antisami) zum Baden zu parken, dann sollte man diese Gegend meiden. Wohnmobilisten bringen anscheinend zu wenig Geld ins Land!
Unser Schiff, die Kefalonia, bringt uns in dreieinhalb Stunden nach Patras. An Bord gibt es ein Kinderspielzimmer, wo wir die Kleinen toben lassen, bis sie fast umfallen. Danach ziehen wir uns in eine Polsterecke zurück, wo wir auf die Ankunft in Patras warten. Um 0:30 legen wir an. Nach dem Verlassen des Schiffes stellen wir uns auf den Parkplatz des Praktiker Baumarktes, am Rand von Patras, um zu schlafen.