Mittwoch, 12. April 2000

Wir stehen wohl neben einer vielbesuchten Trinkwasserquelle. Jedenfalls ist hier heute morgen eine Menge Betrieb und deshalb sind wir schon kurz vor 7 Uhr aus den Federn.

Unser Schlafplatz neben der Wasserstelle

Hinter den Bergen geht die Sonne auf und schickt vereinzelte Vorboten auf unsere Seite. Die Aussicht, heute morgen im strahlenden Sonnenschein auf dem Gipfel eines Berges zu frühstücken, lässt uns den Monte sa Scova erklimmen.

Nebelschwaden im Tal – die Brücke haben wir gestern überquert

Aber dunkle Wolken verdunkeln bereits wieder den Himmel. Ein starker Wind treibt die Wolken gegen die  Berge, wo sie sich zu schwarzen Ungetümen versammeln. Zwischendurch findet die Sonne jedoch immer wieder ein Loch, durch das sie ihre Strahlen auf die Bergrücken schicken kann. Wir suchen nach einem ebenen Frühstücksplätzchen und finden ein solches abseits der Straße.

Ich versuche, mit der Videokamera die dahinrasenden Wolken einzufangen und erfriere fast dabei. Wir stehen auf ca. 1.400 Metern und es hat bestimmt nur ein oder zwei Grad Temperatur. Der eiskalte Wind tut ein übriges und ich kann gar nicht so schnell zittern, wie ich friere. Deshalb gebe ich meine Bemühungen vorzeitig auf und ziehe mich in die wohltuende Wärme des Wohnmobils zurück, wo bereits duftender Kaffee auf mich wartet.

Hier oben in den Bergen gibt es wildlebende Schweine. Eine Herde zieht an unserem Wohnmobil vorbei. Die Ferkel beäugen das Haus neugierig. So etwas hat sich bestimmt noch nie auf diesen Berg verirrt!

Wir fahren weiter, durch die Berge, über Fonni nach Mamoiada. Jetzt, um die Mittagszeit, benötigen wir wieder einen Platz für unser fahrbares Häuschen und deshalb fahren wir zurück zum Lago di Gusana, wo wir uns ein ebenes Plätzchen erhoffen.

Diese Gegend Sardiniens ist eine der wasserreichsten der Insel

Außerdem haben wir gelesen, dass in der Ortschaft Tonara sardische Bildhauer ihre Werke auf den Straßen ausgestellt haben. Eigentlich hätte mich das interessiert, aber wir haben das Ziel heute Vormittag aus den Augen verloren.

An den weiten Ufern des Sees ist genügend Platz für unsere Kleinen, ihr Bewegungsdefizit auszugleichen

Für mich ist das ein Grund, am See den Roller von der Rampe zu holen und die ca. 25 Kilometer nach Tonara zurückzufahren. Mit dem Motorrad ist man erheblich schneller, als mit dem Wohnmobil, muss ich feststellen, als ich nach 20 Minuten bereits in Tonara ankomme. Die Bergstrecke dorthin ist ein fahrerischer Genuss – man sieht die Landschaft meist aus der Schräglage. Die Ortschaft und ihre Figuren beeindrucken mich dagegen nicht so sehr. Es ist kalt, hier oben in den Bergen, und bis auf wenige Ausnahmen sind die Skulpturen für meine ungeübten Augen eher kaum bearbeitete Felsbrocken.

Dieses Werk hat mir besonders gefallen

Ich mache mich auf den Rückweg. Diesmal halte ich unterwegs einige Male an, um einige Landschaftsaufnahmen zu machen.

Die Staumauer des Lago di Gusana

Als ich zum See zurück komme, sind die Kinder immer noch draußen. Sarah hat endlich ihrer augenblicklichen Lieblingsbeschäftigung nachgehen können: Steine bemalen. Den ganzen Nachmittag saß die Kleine am Ufer und hat kleine Kunstwerke angefertigt.

Ihre Kunstwerke muss Sarah leider zurücklassen

Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu. Auf dem Parkplatz des Klosters D'Itria finden wir einen schönen, ebenen Platz für die heutige Nacht. Es stürmt und ist relativ kalt, als wir zu einem Abendspaziergang aufbrechen. Die Landschaft wird von riesigen, moosüberwachsenen Felsbrocken und krüppeligen Korkeichen geprägt. Wenn ich als Regisseur das ideale Gelände für einen Gespensterfilm auszuwählen hätte, dann würde ich dieses hier wählen.

 

Die Vorfahren der heutigen Bewohner müssen das von 3.500 Jahren auch so empfunden haben. Schließlich gibt es hier besonders viele Domus de Janas – Feenhäuser. Leider befinden sich diese kleinen Höhlen meist auf privatem Grund und sind deshalb unzugänglich.