Um 7:30 Uhr wachen wir auf. Sarah ist auch schon wach und kommt noch einige Minuten unter meine Decke zum kuscheln. "Sind wir jetzt im Urlaub?" will sie wissen. "Ja Sarah, wenn wir im Wohnmobil unterwegs sind, dann haben wir Urlaub." "Aber ich habe noch gar keine Sandburg gebaut!" entgegnet Sarah.
Ein kleiner, ausgeschlafener Rotschopf krabbelt aus dem Alkoven
Wir räumen das Bett weg und machen Frühstück. Die Sonne scheint bereits vom wolkenlosen Himmel. Die Armen zu Hause gebliebenen! Es ist irgendwie ungerecht. ich glaube, jenseits der Alpen ist immer schönes Wetter.
Kaum vorstellbar, dass wir gestern noch in übelstem Wetter unterwegs waren.
Wir fahren weiter. Den ganzen Tag sind wir unterwegs. Das Wetter ist schön und die Bäume grünen oder blühen schon. Es kommt uns vor, als hätten wir von gestern auf heute einen Zeitsprung von vier bis sechs Wochen hinter uns gebracht. Gestern war noch Winter – heute sind wir im schönsten Frühling unterwegs.
Insgesamt 41.000 Lire lassen wir bei den Mautstationen. Wir zahlen mit der Kreditkarte.
Was die Mautstellen anbelangt, sind wir mittlerweile alte Hasen. Wir wissen, dass man immer die blau mit Viacard gekennzeichnete Spur nehmen muss, wenn man mit der Kreditkarte bezahlen möchte.
Bei Genua sehen wir das Meer zum ersten Mal in diesem Jahr. Wir fahren wir links an Genua vorbei, um Kurs auf Livorno zu nehmen.
Kurz nach Genua fahren wir von der Autobahn ab. Eigentlich wollen wir etwas vom Meer sehen. Die Fahrerei artet jedoch zur mühsamen Fahrerei auf engen Bergstraßen aus. Es ist mittlerweile Mittag und wir haben Hunger. Es gibt aber auf viele Kilometer keine Anhaltemöglichkeit. Deshalb flüchten wir wieder auf die Autobahn, um auf einer Autobahnraststätte Pause zu machen.
Nach dem Essen beschäftige ich die Kinder draußen, während Annemarie das Geschirr abwäscht. Ich jogge mir den Kindern auf und ab, bis sie nicht mehr können. Die Kleinen brauchen dringend Bewegung. Hoffentlich werden sie schön müde. Fabian fällt hin – natürlich auf die einzige zerbrochene Flasche weit und breit und schneidet sich ins Händchen. Zunächst merkt er gar nichts. Erst als ich das Blut sehe, und Annemarie das Händchen zeige, fängt er an zu weinen.
Mama hat einen schönen Verband angelegt. Fabian ist ganz stolz darauf.
Gegen 18 Uhr erreichen wir Livorno. Wir fahren mehrere Häfen an, bis wir endlich den Hafen finden, von dem die Linea dei Golfi verkehrt. Das heutige Schiff ist jedoch ausgebucht. Von Piombino aus fahre auch noch ein Schiff, erfährt Annemarie im Fährbüro. Darauf sei noch ein Platz für einen Camper frei. Piombino liegt ca. 100 km weiter südlich. Wenn wir uns bis 21 Uhr bei Stefano im Hafen von Piombino melden, dann können wir mit der heutigen Fähre noch übersetzen.
Wir fahren nach Piombino. Mit leuchtender Tankkontrolllampe erreichen wir den dortigen Hafen. Um 21 Uhr öffnet der Schalter und ich kaufe das Ticket. 248.700 Lire kostet es. Karten nehmen sie nicht und so opfere ich einen Euroscheck. Die Linea dei Golfi ist eine LKW-Linie. Werden in Italien tatsächlich alle LKW-Überfahrten bar bezahlt?
Dieses Schiff, es heißt Golfo del Sole bringt uns nach Sardinien
Natürlich haben wir auch dieses Mal wieder einige Probleme, bis wir an Bord sind. Die Motorradrampe setzt auf und erst, als die Matrosen noch zwei Unterlegematten anschleppen, schafft unser Wohnmobil die Auffahrt zur Rampe. Wir werden die ganze Nacht unterwegs sein und morgen früh um 7:00 Uhr in Olbia anlegen, deshalb ist es egal, wo wir stehen. Unser Plätzchen ist trotzdem nicht schlecht: wir stehen an der Außenseite, direkt an der abgesenkten Reling. Vielleicht werden wir den heutigen Abend bei einem Glas Wein mit Blick auf das Meer beschließen.