Mittwoch, 27. Mai 1998

Heute möchten wir weiter fahren. Nach dem Frühstück gehen Sarah, Fabian und ich noch eine Weile an den Strand. Das Meer ist wieder sehr ruhig. Leider hat der gestrige Sturm mit dem relativ hohen Wellengang das 26 Grad warme Wasser kräftig mit kaltem Wasser vermischt. Sarahs Übermut tut das keinen Abbruch. Ich erlaube ihr, mit den Beinchen ins Wasser zu gehen und prompt ist die Kleine von oben bis unten naß. Na gut – sie hat gewonnen. Ich ziehe sie aus und lasse sie 10 Minuten im flachen Wasser herumtoben. Danach ist es genug. Schließlich ist sie nicht eingeschmiert und die Sonne ist schon wieder sehr stark.

Kurz vor unserem Aufbruch zähle ich 13 Womos auf Vasillis kleinem Grundstück. Wir lernen eine Starnberger Familie kennen, die auch einen kleinen Jungen von 13 Monaten hat. Er hat gerade begonnen, die ersten Schrittchen zu laufen. Darüber geraten wir in's Gespräch und erfahren, daß sie die gleiche Runde fahren, wie wir. Auch sie haben noch annähernd die gleichen Ziele vor sich. Allerdings sind sie gestern erst bei Vasilli eingetroffen und möchten noch zwei Tage bleiben. Spätestens am 10. Juni werden wir sie jedoch wieder sehen, denn sie haben für die Heimreise die gleiche Fähre gebucht, wie wir. Mal sehen, vielleicht trifft man sich auch früher.

Am späten Vormittag füllen wir unseren Wassertank, danach geht's los. Unser aktuellstes Bedürfnis ist im Augenblick frische Wäsche. Im 'Schulz' lesen wir etwas von einem paradiesischen Plätzchen am Strand von Asteria. Wir folgen der Wegbeschreibung so gut es geht und gerade, als wir glauben, wir hätten uns verfahren, haben wir die beschriebene Stelle gefunden. Es stehen bereits zwei Womos hier, die jedoch genau in dem Augenblick aufbrechen, als wir eintreffen.

S_p007598.jpg (9041 Byte)Unter einem Paradies stelle ich mir allerdings etwas völlig anderes vor. Der Strand ist recht dreckig, das Meer braun aufgewühlt, also nichts zum Baden. Der Standplatz eine halbtrockene Ebene, die augenscheinlich beim letzten Sturm von Meerwasser überschwemmt war. Es riecht etwas muffelig, was wahrscheinlich auch von den umliegenden Sumpfgebieten kommt. Abends ist hier sicher mit Stechmückenplagen zu rechnen. Lediglich die beschriebenen Duschen und Wasserhähne treffen wir wie beschrieben an. Und die sind auch das Wichtigste, was wir augenblicklich brauchen.

S_p007617.jpg (17897 Byte)Und so legen wir einen Waschtag ein. Ich spanne Wäscheleinen, was aufgrund mangelnder Bäume gar nicht so einfach ist. Den Tag über betätige ich mich als 'Trocknungswächter'. Ich sorge dafür, daß alle Wäsche in der Sonne hängt, und übernehme das Auswringen, während Annemarie wäscht. Mein wichtigstes Ziel ist es, hier wieder weg zu kommen, und dafür muß die Wäsche getrocknet sein. S_p007621.jpg (14601 Byte)Schnell füllen sich alle verfügbaren Leinenmeter mit relativ sauberer Wäsche. Uns gehen die Wäscheklammern aus.

Irgentwann kommt ein älteres braunes Wohnmobil auf LT-Basis mit Sigmaringer Autonummer daher und bleibt quer auf dem Platz stehen. Ein Rentnerpaar steigt aus und fragt uns, ob wir über Nacht hier stehen bleiben möchten. Wir verneinen. Daraufhin fangen die beiden an, in der übelsten Weise über Griechenland zu schimpfen. Sie seien das erste und letzte Mal hier, die griechischen Strände seien ein Witz und als sie in Patras von der Fähre gefahren sein, hätten sie am Liebsten gleich wieder umgedreht. Griechenland wolle zu Europa gehören, aber das sei wohl das Letzte. die beiden hätten ganz Europa bereist und nirgends so viel Dreck und Müll vorgefunden, wie hier. Wenn man schöne Strände sehen wolle, dann müsse man nach Frankreich, Spanien oder Portugal fahren. Wir schweigen dazu. Als die beiden mit ihrem Schäferhund Cliff wieder abfahren, sind wir froh. Wir sind der Meinung, solche Leute sollten zu Hause bleiben. Sie hätten Griechenland keinen größeren Gefallen tun können, als in Patras direkt wieder auf die Fähre zurück zu fahren.

Um 19 Uhr sind wir fertig. Ein großer Berg Wäsche ist sauber und das meiste davon ist auch schon trocken. Wir brechen wieder auf und fahren über Skala Richtung Githion, immer auf der Ausschau nach einem Restaurant, wo wir essen und auf dessen Parkplatz wir übernachten können. Suchenderweise erreichen wir Githion.

S_p007634.jpg (6232 Byte)In der letzten Bucht vor der Stadt lief vor einigen Jahren ein Frachter auf Grund und wurde von der Mannschaft einfach aufgegeben. Wie in Griechenland üblich, liegt das Wrack in der Landschaft. Wahrscheinlich bleibt es liegen, bis es in einigen Jahrzehnten von selbst weggerostet ist, oder sich Brüssel erbarmt und die Abwrackung finanziert. Vor sechs Jahren war ich bereits einmal an Bord des Schiffes. Der hiesige Strand hat mittlerweile schon fast Kultstatus erreicht. Jeder Wohnmobilist kennt ihn. Da wir aber Hunger haben und die Kinder quängelig werden, setzen wir die Fahrt nach Githion fort, wo es eine Menge Restaurants in Hafennähe gibt.

Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir beschließen, hier zu essen. Als wir uns an den Straßenrand stellen möchten, um direkt vor einem Restaurant zu parken, bedeutet uns der Wirt der Taverne, daß es am Hafen einen Parkplatz für Busse und Wohnmobile gebe. Er regelt für uns den Verkehr, damit wir wenden und in den Hafen einfahren können. Während wir in das Hafengelände rollen, sehen wir, daß hier bereits ein Womo steht. Als wir näher kommen, erkennen wir wieder den Sigmaringer LT. Der Mann ist gerade dabei, die Reifen seines Womos vom griechischen Dreck zu befreien. Als wir im Abstand von ca. 2-3 Meter neben ihnen einrangieren kommt die Frau daher, klopft an meine Seitenscheibe und meint, ich solle noch weitere 2 Meter Abstand zu ihnen halten, sie habe es nicht gerne, wenn Schatten zwischen den Wohnmobilen sei. Wortlos lege ich den ersten Gang ein, und verlasse den Hafen. Neben den beiden möchte ich eigentlich keine Nacht verbringen. Annemarie geht es ebenso.

Wir rollen weiter durch Githion, immer auf der Suche nach einem Restaurant. Schließlich finden wir eine Taverne am Strand, wo wir gut essen und anschließend auch übernachten können.