Sonntag, 7. Juni 1998

S_p008765.jpg (11376 Byte)Unser Schlafplatz unterhalb des Tempels war wunderbar ruhig. Wir hatten eine sehr angenehme Nacht. Trotzdem brauche ich morgens den Wecker nicht, denn Fabian kräht schon lange vor der Zeit so laut, daß alle wach sind. Es gibt noch eine schnelle Tasse Kaffee und schon bin ich mit meiner Foto- und Filmausrüstung auf dem Weg zum Zelt. Der Himmel ist strahlend blau und es geht ein frischer Wind. Das Zelt gibt ständige Ächtzgeräusche von sich. Zunächst ist niemand am Eingang des Zeltes, als ich komme. Ich gehe hinein und schaue mich um. Ein gut erhaltener Säulentempel steht im Inneren. Kurze Zeit später kommt ein Aufseher und ich entrichte meinen Eintritt von 500 Drachmen.

S_p008776.jpg (11186 Byte)Im inneren des Zeltes herrscht eine diffuse Beleuchtung. Da das Zelt nur geringfügig größer ist, als der Tempel, kann man nicht genügend Abstand nehmen, um das Bauwerk vollständig zu fotografieren. Außerdem wirkt der Tempel wie in einem Museum rekonstruiert. Man tut sich schwer damit, das Zelt wegzudenken. Gegen den blauen Himmel würden die Säulen sich prächtiger abheben. Der Geräuschpegel wird vom um das Zelt pfeifenden Wind und das ächzende Gestänge bestimmt. Ich habe meine Schwierigkeiten damit, zu unterscheiden, ob ich mich mehr für den Tempel oder die Konstruktion des Zeltes interessieren soll.

S_p008788.jpg (12945 Byte)Der Tempel des Apollo Epicurius wurde ca. 500 v. Chr. aus Dankbarkeit vor einer überstandenen Pestepedemie erbaut. Bis ins Jahr 1992 stand er ungeschützt in diesen Bergen. Der saure Regen setzte dem besonders gut erhaltenen Bauwerk aber stark zu, so daß diese einzigartige Schutzmaßnahme ergriffen wurde, um den weiteren Zerfall des Tempels zu stoppen. Auch die Säulen und Wände sind durch eine Gitterkonstruktion vor Umsturz geschützt. Wahrscheinlich möchte man einem Erdbeben vorbeugen. Die Substanz des Tempels ist aber noch sehr gut erhalten. Wenn man bisher nur umgefallene Tempelsäulen zu Gesicht bekommen hat, freut man sich, ein einigermaßen intaktes Bauwerk dieser Art zu sehen. Das erleichtert die geistige Rekonstruktion anderer Bauwerke dieser Art.

S_p008821.jpg (9134 Byte)Nachdem ich mich von Apollo Epicurius lösen kann, eile ich zurück zum Wohnmobil, wo die Familie bereits frisch gefrühstückt auf mich wartet. Annemarie meint, ich hätte heute morgen das Beste versäumt, denn Sarah hat mitten in einem Hustenanfall ihr Frühstück wieder erbrochen. Das Wohnmobil erstrahlt in frischem Glanz, denn Annemarie hat bereits am frühen morgen eine Putzaktion starten müssen. Aber nun ist alles wieder in Ordnung und wir machen uns auf den Weg Richtung Olympia. Die Strecke führt über herrlich ginsterüberwachsene Berge und die Luft hat ein unbeschreibliches Aroma. Wir genießen die Fahrt in vollen Zügen und erreichen Olympia um die Mittagszeit.

S_p008848.jpg (12986 Byte)Wenn man, wie wir, aus der Einsamkeit kommt, dann erschrickt man unwillkürlich, wenn es einen in ein derartiges Touristikzentrum verschlägt, wie das Städtchen Olympia. Hier dreht sich alles nur um den antiken Austragungsort der Spiele.

Auf dem Parkplatz der Archeological Site sieht es nicht anders aus. Der Platz ist voll und eine Menge Busse stehen herum. Nicht umsonst gilt Olympia als die am meisten besuchte Gedenkstätte des Peloponnes. Wir stellen unser fahrbares Haus ins hinterste Eckchen des Parkplatzes, da Annemarie mit den Kindern hier bleiben möchte. Ich mache mich in der Mittagshitze auf den Weg. Das Stativ lasse ich gleich zurück, ich darf es ja sowieso nicht mit hinein nehmen.

S_p008862.jpg (15375 Byte)Der Eintritt in das antike Olympia kostet 1200 Drachmen. Beim Betreten des Areals sieht man eine unüberschaubare Trümmerwüste. Einige Säulen stehen noch und im hinteren Bereich scheinen auch noch einige Gebäude besser erhalten zu sein. Ich schlendere durch das Gelände und versuche mir den Originalzustand der Bauwerke vorzustellen. Gegen den verhältnismäßig gut erhaltenen Tempel des Apollo Epicurius sind die Bauwerke von Olympia nur eine Steinwüste. Ohne die Rekonstruktionszeichnungen könnte man sich nichts vorstellen. Ungefähr zwei Stunden bringe ich auf dem Gelände zu.

S_p008971.jpg (12690 Byte)Als ich zurück zum Wohnmobil komme, ist auch Annemarie gerade von einem Spaziergang mit den Kindern zurück. Fabian hat Schokolade bekommen und sieht aus wie ein kleines Erdferkel. Wir müssen ihn erst mal waschen. Nach einiger Zeit brechen wir wieder auf. Unser Kulturbedürfnis ist gedeckt und wir hätten jetzt gerne einen Strand um die restlichen drei Tage mit Sonne Sand und Meer zuzubringen.

S_p008979.jpg (13056 Byte)Unser neues Ziel heißt Kalogria, das der 'Schulz' als einen Pflichtstrand jedes Wohnmobilfahrers auf dem Peloponnes beschreibt. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch ein schönes Wäldchen aus Schirmpinien. Links und rechts der Straße gibt es herrliche Picknickplätzchen. Der dichte Verkehr auf dieser Straße verheißt aber nichts Gutes.

S_p008990.jpg (10387 Byte)Als wir den Strand erreichen, trifft uns fast der Schlag. Hier geht es zu, wie in Rimini. Da heute Sonntag ist, ist die halbe Einwohnerschaft von Patras hier. Stellplätze gibt es keine, Wasser auch nicht, der Strand ist zwar weitläufig, aber völlig übervölkert. Trotzdem müssen wir kurz ins Wasser springen, bevor wir einen anderen Strand suchen. Dabei stellen wir fest, daß auch das Wasser nicht besonders sauber ist. Für uns steht fest: hier bleiben wir auf keinen Fall. Wir baden ein Weilchen, unterziehen uns dann einer Wäsche aus der Solardusche und setzen schließlich unsere Fahrt fort.

S_p009053.jpg (16581 Byte)Unser 'Schulz' beschreibt einige schöne Plätzchen zwischen Kalogria und Killini. Eines davon hat er als Titelbild für seinen Reiseführer gewählt. Diesen Strand besuchen wir, lautet unser neuer Beschluß. Es ist nicht weit dorthin. Einen Teil der Strecke müssen wir zurück S_p009032.jpg (8966 Byte)fahren. Der Strand liegt auf der Strecke nach Loutra Kounoupeli. Dank der guten Wegbeschreibung finden wir die beschriebene Stelle. Es gelingt mir auch, das Titelbild in der Realität zu fotografieren. Was 'Schulz' aber nicht beschreibt, ist die Tatsache, daß dieser Strand völlig verdreckt und vermüllt ist. Das Bild rechts stammt nicht von einer Deponie, sondern direkt vom Strand. Hier bleiben wir keinesfalls.

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S_p009067.jpg (12365 Byte)Gesagt, getan. Motor an und weiter gehts. Am Ende der geteerten Straße, direkt bei Loutra Kounoupeli soll es eine Taverne geben. Dorthin fahren wir nun, um zu essen und zu übernachten. Wir verbringen einen lustigen Abend, der immer lustiger wird, je mehr Retsina Annemarie trinkt. Schließlich gehen wir schlafen. Allerdings plagen uns im Laufe dieser Nacht einige Stechmücken. Wir haben vergessen, die Fenster im Führerhaus zu schließen.