Nachdem die ganze Mannschaft wach ist, bekommen die Kinder schnell eine warme Milch und schon geht es los. Wir verlassen die Ortschaft und nehmen Kurs auf Nemea. Hier stehen die sehenswerten Überreste eines antiken Zeus-Tempels. Zum Heiligtum gehört ein vorbildlich gestaltetes Museum, welches von der amerikanischen Berkley-Universität und vielen hundert amerikanischen Institutionen und Personen gestiftet wurde.
In Nemea kaufen wir uns verschiedene Backwaren und frühstücken auf dem Parkplatz des Heiligtums. Danach beginnen wir unsere Besichtigung.
Zuerst besuchen wir das Museum. Annemarie versucht, die Kinder in die griechische Mythologie einzuweisen, trifft aber bei Sarah nur auf taube Ohren. Fabian ist vorwiegend damit beschäftigt, mit dem Museumspersonal und den Besuchern zu flirten. In der Antike wurden hier jeweils ein Jahr vor den Olympischen Spielen panhelenische Wettkämpfe ausgetragen. Der Mythologie nach soll hier der nemeische Löwe vom Held Herakles erwürgt worden sein.
Im Museum darf man nicht mit Blitzlicht fotografieren. Außerdem ist im gesamten Heiligtum die Verwendung eines Stativs verboten. Also gut, es geht auch ohne. Im Museum steht ein Modell der Rekonstruktion des Tempels. Mit diesem Bild vor Augen gehen wir die Gedenkstätte besichtigen. Vom Tempel selbst stehen noch drei Säulen. Die restlichen Säulen liegen malerisch scheibchenweise im Gelände verstreut. Sarah hat ihre Freude daran, selbst auf den Steinen herumzukraxeln. Auch Fabian unternimmt auf den Resten des Heiligtums seine ersten Gehversuche an Mamas Hand.
Schließlich haben wir genug gesehen. Wir begeben uns zurück auf den betonierten Parkplatz, wo unser fahrbares Ferienappartement steht. Das Frühstücksgeschirr muß noch aufgeräumt werden. Ich einige mich mit Annemarie so, daß ich die Kinder übernehme und sie das Geschirr. Der betonierte Platz bietet sich für die Kinder zum Toben an und so hole ich Fabians Gehfrei und Sarahs Bobby-Car vom Dach. Wir stehen noch einige Zeit auf dem Parkplatz bis wir schließlich Richtung Korinth aufbrechen. Unser nächstes Ziel soll die Burg Akrokorinth sein.
Bis dorthin sind es nur ein paar Kilometer. Die weitläufige Burganlage thront erhaben in 575m Höhe auf einem freistehenden Fels. Sie stammt aus fränkisch-byzantinischen, venezianischer und türkischer Zeit und wurde zum Teil auf antiken Grundmauern errichtet. Auf der steilen Strecke zur Burg hat das Wohnmobil ganz schön zu kämpfen. Oben angekommen, weht ein strenger Wind, der das Mobilheim auf dem Parkplatz gehörig ins Wanken bringt. Dunkle Wolken ziehen vorbei und Annemarie überläßt mir das Erkunden der Festung. Sie bleibt mit den Kindern lieber im warmen Womo. Also nehme ich meine Foto- und Filmausrüstung und ziehe los.
Es ist ein schweißtreibendes Unternehmen, welches sich aber am Ende durch wunderbare Aufnahmen und einen herrlichen Ausblick auf die Ebene und den Golf von Korinth auszahlt. Der Besichtigungszeitpunkt im Mai hat seinen besonderen Reiz: Der Klatschmohn blüht in herrlichem Rot und überall verleiht der Ginster den Flächen zwischen den Burgmauern seine gelbe Farbe. Leider ist mit einem Foto das Aroma der Luft nicht einzufangen: in den windstillen Winkeln riecht es betörend nach Blumen.
Auf dem höchsten Punkt des Felsens wurde in der Antike der Liebesgöttin Aphrodite gehuldigt. Junge Liebesdienerinnen sollen hier männliche Pilger verwöhnt haben. Leider ist von diesen jungen Damen mittlerweile nichts mehr zu sehen.
Ich bin gute zwei Stunden auf der Burg. Oben pfeift ein so starker Wind, daß ich befürchte, von einer Mauer geweht zu werden. Als ich ins Womo zurückkehre, telefoniert Annemarie gerade mit Andreas Zenger, der bereits auf dem Weg zu uns ist. Im Augenblick befinde er sich bei Tripolis, teilt er uns mit. Er und seine Familie, haben unseren letzten Internet-Reisebericht von Griechenland gelesen und möchten uns nun kennenlernen. Wir verabreden uns in Isthmia.
Dort gibt es etwas besonderes zu sehen: eine Brücke über den Kanal, die jedesmal, wenn ein Schiff den Kanal durchquert, im Wasser versinkt und auf 9 Meter Tiefe geht, damit das Schiff sie passieren kann. Wir beziehen in einem Café direkt an der Brücke Stellung und warten – auf zwei Sachen: zum Einen darauf, daß ein Schiff kommt und wir dem Ereignis des Versinkens der Brücke zusehen können, zum Anderen auf das Wohnmobil mit Familie Zenger. Beide Ereignisse treffen schließlich ein. Mehrere Schiffe passieren den Kanal und wir haben ausgiebig Gelegenheit, den Phänomen 'versinkende Brücke' zuzusehen. Auch unsere Internetbekanntschaften treffen ein. Familie Zenger besteht aus den Eltern Andreas und Gundi, sowie den Kindern Steffen (5) und Jessica (2). Wir unterhalten uns ein wenig und machen dann einen Spaziergang zur 'richtigen' Kanalbrücke.
Schließlich wird es Zeit, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Wir kurven zusammen mit den Zengers ca. 30 km Richtung Süden, denn wir haben einen Stellplatztip aus einem der Reiseführer. Bei Korfos soll es einen zugänglichen Pinienstrand geben. Tatsächlich erreichen wir den beschriebenen Platz kurz bevor es richtig dunkel wird. Wir stehen keine 3 Meter vom Wasser entfernt. Schnell werden Tische und Stühle ausgepackt. Während die Kinder in unserem Wohnmobil spielen, bereiten Gundi und Annemarie einen Salat vor. Nachdem die Kinder schließlich im Bett sind, sitzen wir noch einige Zeit zwischen unseren Womos und trinken Wein. Es ist ziemlich kalt. Um Mitternacht beginnt Fabian zu schreien; das ist für uns das Signal, ins Bett zu gehen.