Als ich nach einer unruhigen Nacht aufwache, hat Annemarie bereits die aktuelle Nachricht für mich: eine Frau, die mit ihrem Wohnmobil auch hier auf dem Campingdeck steht, hat, während des Stopps in Korfu heute morgen, mit ihrem Hund kurz das Schiff verlassen, um Gassi zu gehen. Sie rechnete wahrscheinlich damit, dass das Schiff längere Zeit hier liegt. Als sie jedoch zurück kam, hatte die Fähre bereits abgelegt. Ihr Mann, der an Bord geblieben war, versuchte, den Kapitän zu überreden, umzukehren, aber das war wohl nicht möglich. Jetzt steht diese Frau ohne Geld und Ausweis mit ihrem Hund am Hafen von Korfu und das Schiff ist weg.
Der Kapitän unseres Schiffes arrangierte aber mit dem Kapitän einer später auslaufenden Fähre, dass die Frau die kurze Überfahrt von Korfu nach Igoumenítsa mitgenommen werde. In Igoumenítsa halten wir etwas länger und als die Fähre der anderen Gesellschaft anlegt, kommt diese Frau mit ihrem Hund im Laufschritt gerannt. Als sie an Bord geht, gibt es Applaus von den, auf dem Oberdeck stehenden Passagieren, denn das Missgeschick hat sich wohl im ganzen Schiff herum gesprochen.
Der Seegang ist sehr stark. Ich hatte zwar vor, den heutigen Tag an meinem Reisebericht zu arbeiten, aber das ist momentan nicht möglich. Ich werde sonst seekrank. Deshalb verbringe ich den halben Tag im Bett. Erst als sich das Schiff am Nachmittag beruhigt und stabilisiert, setze ich mich ans Notebook.
Ein älterer Herr, der zusammen mit uns am Golden Beach stand, unterhält sich durch die Wohnmobiltür mit mir. Er empfiehlt mir eine Seite im Internet, von einer Familie Kazula, Kaluza oder so ähnlich. Sie hätten sehr schöne Reiseberichte von Griechenland, Sardinien und anderen Ländern und seien, wie wir, mit zwei kleinen Kindern unterwegs. Als ich ihm sage, dass das wir seien, fällt er aus allen Wolken und sitzt lange bei mir, um sich zeigen zu lassen, wie man so etwas macht. Es stellt sich heraus, dass sie und ihre Freunde, mit denen sie gemeinsam unterwegs waren, nach unserer Peloponnes-Route von 1998 (*) gefahren sind.
Camping on Board
Annemarie ist die meiste Zeit mit den Kindern an Deck unterwegs. Dort treffen sie auch auf Oma und Opa, die wir am Anfang des Urlaubs bei Sárti auf der Halkidiki kennen gelernt hatten (*). Die beiden kamen in Igoumenítsa an Bord. 'Oma' Gertrud hat immer noch mit ihrem Fuß zu kämpfen und kann sich nur humpelnd fortbewegen. In Sárti erzählten sie noch davon, dass sie im Anschluss an diese Griechenlandreise nach Skandinavien fahren würden. Inzwischen haben sie dieses Vorhaben jedoch verworfen. Gertrud rechnet vielmehr damit in Deutschland einen Gips verpasst zu bekommen.
Ich verbringe die meiste Zeit damit, meinen Reisebericht fertig zu stellen und nochmals Korrektur zu lesen. Am Abend werden wir von den drei zusammen reisenden Familien neben uns, von denen eine Frau heute Geburtstag hat, auf ein Glas Wein eingeladen. Wir sitzen zusammen (neben der duftenden Müllpresse) und unterhalten uns. Allerdings ziehen wir uns beizeiten zurück, denn Annemarie hat letzte Nacht scheinbar sehr schlecht geschlafen und ich bin auch schon sehr müde. Und morgen ist Fahren angesagt.