Dienstag, der 18. August 2009

Nach dem Aufstehen, es ist mal wieder 9:00 Uhr,fahren wir erst mal los. Am Strand von Neo Ithilo möchten wir nicht bleiben. Frühstücken können wir auch später.

Neo Ithilo am Morgen

Der nächste Ort, an dem wir Station machen, heißt Agios Nikolaos. Eigentlich fahren wir wieder exakt die gleiche Strecke, wie letztes Jahr. In Agios Nikolaos gibt es die Felsküste, wo wir baden und von den Felsen springen können. Am neuen Zielort angekommen, stellen wir uns erst auf den großen Parkplatz am Meer, um zu frühstücken. Annemarie besorgt uns noch ein frisches Brot dazu und ein paar Tyropitta-Teilchen.

Der nicht sehr einladende Parkplatz in Agios Nikolaos

Danach fahren wir die Küstenstraße entlang, um zu den Felsen zu gelangen. Wir haben Glück, der Parkplatz direkt an der Kante ist frei. Nachdem das Wohnmobil eben abgestellt ist, packen die Kinder und ich unsere Badesachen und ein paar Taschenlampen zusammen und wir machen uns an den Abstieg zu den Felsen. Annemarie bleibt zunächst beim Wohnmobil, da sie hier nicht ins Wasser geht. Obwohl Annemarie schwimmen kann, stuft sie sich selbst als Nichtschwimmer ein und geht nicht in Gewässer, in denen sie mehr stehen kann.

Abstieg zu den Felsen

Das Womo steht derweil auf dem idealen Aussichtspunkt

Wer unseren letztjährigen Reisebericht gelesen hat, weiß, dass dort unten neben dem Badeparadies auch eine tolle Höhle auf uns Abenteurer wartet. Da wir nicht mit nassen Badesachen hinein wollen, nehmen wir die Höhlenerkundung zuerst in Angriff. Bewaffnet mit Stirn- und Taschenlampen dringen wir immer tiefer in die Höhle ein.

Mit viel Ahs und Ohs bewundern wir die Höhle. Es gibt nicht so viele Tropfsteine, wie in der Höhle auf der Insel Schiza, aber an manchen Stellen viel größere. Einige Bereiche der Höhle bestehen nur als Felswänden. Nicht tropft das für die Bildung der Tropfsteine erforderliche Wasser von der Höhlendecke. Auch in dieser Höhle muss es einmal gewaltige Verschiebungen gegeben haben, denn Reste alter Tropfsteine ragen teilweise waagerecht in die Räume.

Zwei Beispiele für waagerechte Tropfsteine, die darauf hindeuten, dass die heutigen Seitenwände der Höhle einmal die Höhlendecke gebildet haben müssen

Es ist schwer, in einer Höhle Entfernungen zu schätzen, aber mehrere hundert Meter haben wir bestimmt zurück gelegt, als wir einen Punkt erreichen, wo wir einen steilen Schräghang aus Kalkablagerungen hinunter rutschen müssten. Die Kinder wollen nicht mehr weiter und so bleibt mir nichts anderes übrig, als umzukehren.

Wie viele andere Besucher, verewigen sich auch die Kinder in der Höhlenwand

Es widerstrebt mir, denn die Höhle würde noch weiter führen. Wir waren diesmal jedoch definitiv weiter, als letztes Jahr. Eine halbe Stunde später hat das Tageslicht und die mittägliche Hitze uns wieder. Jetzt ist es Zeit, uns im tiefblauen Wasser den Staub der Höhle abzuwaschen.

Die beiden sind froh, wieder am Tageslicht zu sein

Überflüssig zu erzählen, womit wir uns den restlichen Tag beschäftigen. Wir baden, tauchen und springen von den Felsen. Die Kinder bewundern die vielen nahtlos braunen Nakedeis, die sich zwanglos zwischen normal bekleideten Badenden bewegen. Auf diesen Felsen sonnt sich jeder, wie er mag.

Am Abend klettern wir wieder zu unserem Wohnmobil zurück. Wir werden heute auf unserer Aussichtsplattform übernachten.

Ferienwohnung mit unverbaubarem Meerblick in der Abendsonne

Nach dem Abendessen und nach dem auch die Sonne hinterm Horizont versunken ist, beschließen Fabian und ich, nochmals zur Höhle hinab zu steigen. Wiederum mit Taschenlampen und Fotroapparat bewaffnet, starten wir Männer eine weitere Höhlenexpedition.

Frühere Höhlenexpeditionen haben ihren Weg zum Teil mit farbigen Pfeilen markiert. Leider sind diese Pfeile jetzt eher verwirrend, denn sie zeigen in alle möglichen Richtungen und sind kein verlässlicher Wegweiser im Höhlenlabyrinth

Diesmal klettern wir zügig bis zu der Stelle, an der wir heute Mittag umkehren mussten.

Jetzt beginnt das wirkliche Abenteuer: wir gelangen an eine Stelle, wo wir mit einem Seil gesichert einen schmalen Steg überqueren müssen, während es links und rechts vom Steg in die Tiefe geht.

Etwas weiter müssen wir uns zwischen linkem und rechtem Weg entscheiden. Wir nehmen den linken. Dieser Weg endet nach einigen maximal 50 cm hohen Durchschlupfen an einem Kalkschräghang, den man nur mit einem Seil bezwingen kann. Glücklicherweise befindet sich hier bereits ein Seil, sodass wir den Aufstieg schaffen.

Wenig später müssten wir einen Kamin aufsteigen und beschließen, dass es hier für uns nicht weiter geht. Mit der richtigen Ausrüstung wäre hier aber noch nicht Schluß.

Wir haben bestimmt die doppelte Distanz zurück gelegt, wie heute Mittag. Dummerweise schlägt sich Fabian just an dieser Stelle den Ellenbogen so stark an, dass wir erst einmal eine Pause einlegen müssen, bis sich der Schmerz etwas gelegt hat. Der Junge ist sehr tapfer, trotz seiner Schmerzen ist er stolz auf das durchgestandene Abenteuer – auch wenn er mittlerweile Angst hat. Schließlich sind wir schon lange Zeit im Berg unterwegs und haben eine große Distanz zurück gelegt. Außerdem schwächelt bereits meine Taschenlampe, das hat auch Fabian gemerkt. Wir haben noch eine Ersatzlampe dabei, aber ohne Licht wären wir hier unten völlig verloren. Auf dem Rückweg muss ich auf meinen kleinen, verletzten Abenteurer noch mehr aufpassen. Wir müssen uns wieder abseilen, wieder die niedrigen Durchschlupfe bewältigen und stehen plötzlich an einem Abgrund, den wir auf dem Hinweg unmöglich hinauf geklettert sein können. Keine Frage – wir haben uns verlaufen. Jetzt erst mal einen klaren Kopf behalten und im Schein der immer schwächer werdenden Taschenlampe den Weg so weit zurück gehen, bis ein Abzweig kommt, an dem wir uns verlaufen haben könnten. Und tatsächlich: ca. 50 Meter zurück sehen wir plötzlich eine markante Stelle, wo ein Abgrund mich nachdenklich gemacht hatte, während Fabian einen Durchschlupf zur Umgehung des Abgrundes gefunden hatte. Diese Stelle erkennen wir beide wieder. Jetzt sind wir wieder auf dem richtigen Weg, finden auch den Steg mit dem Seil wieder und erreichen irgendwann den Schräghang, an dem wir heute Mittag umgedreht hatten. Der Rest des Weges ist für uns beide bereits Routine. Hier würden wir uns nicht mehr verlaufen, auch wenn es noch weitere Verzweigungen gibt.

Kalkablagerungen, die wie Kokossplitter aussehen. Solche Formationen habe ich bisher noch in keiner Höhle gesehen

Es ist stockdunkel, als wir wieder aus der Höhle kommen. Hier draußen ist es so schwül, dass meine Brille beschlägt. Als wir das Wohnmobil erreichen, sind Annemarie und Sarah sichtlich erleichtert, uns wieder zu sehen. Ich bin ehrlich auch froh, wieder hier zu sein, denn diese Höhlenexkursion war ein wirkliches Abenteuer und ich trage ja doppelte Verantwortung: für Fabian und für mich selbst.

Fabian hat eine Menge zu erzählen. Sein Mund steht gar nicht mehr still. Ich muss sofort die Fotos von der Kamera aufs Notebook laden und den beiden Frauen die Bilder zeigen. Nach einer Weile wird es still im Wohnmobil. Die Kinder sind beite völlig erledigt und zum ersten Mal in diesem Urlaub wollen die beiden freiwillig ins Bett