Donnerstag, 8. September 2005

Am Morgen, nach einem schnellen Frühstück "bretteln" wir unser Wohnmobil aus unserem schönen Platz in der ersten Reihe des Campingplatzes Anemomilos, den wir zwei Wochen genossen haben.

Maikie durfte heute Nacht mit Andrea am Strand schlafen

Zunächst müssen wir noch ver- und entsorgen, danach beginnt die lange Verabschiedung von all unseren Freunden. Erst als wir unterwegs sind, fällt uns auf, dass wir uns nicht von Andrea verabschiedet haben. Als wir an ihrem Wohnmobil waren, war sie nicht da und unter den oben wartenden Freunden war sie ebenfalls nicht. Das fällt uns allerdings erst auf, als wir bereits unterwegs sind.

Tschüss, bis nächstes Jahr!

Von Willi, Gabi und Daniela brauchen wir uns noch nicht zu verabschieden, denn wir fahren einen Teil der Strecke gemeinsam. Ihre Fähre fährt zwar erst um 20 Uhr, während unsere bereits um 17 Uhr in Patras ablegen soll, aber wir haben noch Zeit, denn wir starten um 11 Uhr. Unterwegs kaufen wir schnell beim Lidl in Kyparissia ein und halten bei den Schildkröten am Lake Kaiafas, um uns zu verabschieden. Hier trennen sich unsere Wege. Wir müssen uns jetzt sputen, um rechtzeitig zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre am Hafen einchecken zu können.

Interessanter als die Schildkröten ist ein junger, ausgehungerter Hund, den wir um ein Haar mitgenommen hätten. Lediglich die Tatsache, dass wir in Zeitnot sind, verhindert dies.

Jetzt wird es aber Zeit. Die Verabschiedung von unseren Freunden dauert länger, als unser Zeitbudget eigentlich zulässt. Den Rest der Strecke bis Patras fahren wir Vollgas und überholen alles, was sonst noch so unterwegs ist.

Um 16 Uhr erreichen wir den Hafen und checken sofort am Schalter der Maritime Ways ("MyWay") ein. Das Schiff fahre eine Stunde später, da eine technische Inspektion durchgeführt werde, teilt man uns am Schalter mit. Das Schiff, die "Elli T." liegt am Gate 1. Wir entrichten unsere Hafengebühr, erhalten die erforderlichen Papiere und wir fahren zum Gate 1. Dort fällt uns auf, dass einige Männer heftig diskutierend am Heck des Schiffes stehen und trotz fortgeschrittener Stunde noch nicht beladen wird. Ich steige aus, um mir anzusehen, über was die Männer diskutieren. Was ich sehe, verschlägt mir den Atem: die Elli T. hat ein Loch im Heck und einige Arbeiter sind gerade dabei, vom Boot aus die Spuren einer Kollision mit Farbe zu überstreichen.

Überstreichen der Kollisionsspuren mit Farbe

Im Laufe der Zeit und durch Unterhaltung mit den umstehenden Männern bekomme ich heraus, dass das Schiff beim Anlegen eine heftige Kollision mit der Hafenmauer hatte. Unterhalb des Schutzpuffers, der normalerweise solche Stöße abfangen sollte, klafft jetzt ein ca. 1 Meter langer Riss in der Außenhaut des Schiffes. Einer der umstehenden Männer sieht meinen kritischen Blick und grinst mich an, indem er Schwimmbewegungen andeutet.

Die Reparaturarbeiten sind abgeschlossen, die Kratzspuren überstrichen, das Loch bleibt.

Annemarie erklärt mit kategorisch, dass sie mit diesem Seelenverkäufer unter keinen Umständen fahren werde. Das ist allerdings überflüssig, denn auch ich stelle mir unter einer technischen Inspektion etwas anderes vor.

Entrüstet kehren wir zum Schalter der MyWay zurück, knallen unser Ticket auf den Tresen und dem Schalterbeamten unsere Wut an den Kopf. Kommentarlos bekommen wir den Wert des Tickets und die Hafengebühr in bar ausgezahlt.

Was ich nicht für möglich gehalten hätte, trifft ein: trotz dem Loch im Heck wird die Elli T. beladen. Sie wird die Fahrt also antreten.

Jetzt stehen wir im Hafen von Patras, an einem der Hauptrückreisetermine und haben kein Ticket. Annemarie und ich belagern sämtliche Schalter und versuchen, ein Ticket in irgendeinen italienischen Hafen zu bekommen. Bei Minoan Lines haben wir außerordentliches Glück: wir erhalten den letzten "Camping an Bord"-Platz auf der Fähre, die um Mitternacht nach Venedig ablegt. Wir könnten die Dame hinter dem Schalter knutschen.

Überglücklich warten wir im Wohnmobil auf die Ankunft von Willi und Gabi im Hafen. Ihre Fähre der Superfast-Ferries legt um 20 Uhr Richtung Ancona ab. Pünktlich, zwei Stunden vor Abfahrt treffen sie ein. Wir erzählen von unserem Glück und verabschieden uns nochmals ausgiebig, bevor sie an Bord ihres Schiffes fahren.

Auf unserem Schiff nach Venedig fahren auch einige Freunde. Wir wissen von Hubert und Rita, sowie Uli und Petra, dass ihre Fähre um Mitternacht gehen soll. Auch sie sind überrascht unser Wohnmobil in der Warteschlange nach Venedig zu entdecken. Schließlich hatte sich bereits herumgesprochen, dass wir mit einer kleinen Gesellschaft, die keiner kennt, unterwegs waren. Um so größer ist die Freude, sich nochmals wieder zu sehen.

Warten auf unser Schiff

Um 20:15 Uhr läuft die Superfast VI, das Schiff von Willi, Gabi und Daniela aus. Wir stehen am Kai und winken ihnen nach. Willi, Gabi und Daniela stehen auf dem Oberdeck und winken zurück.

Die Superfast VI, mit Willi, Gabi und Daniela an Bord, legt ab

Kurze Zeit später legt auch die Elli T., mit 3 1/2 Stunden Verspätung, ab. Es wird bestimmt nichts passieren. Trotzdem sind wir froh, nicht an Bord dieses Seelenverkäufers der MyWay zu sein.

Direkt danach trifft unser Schiff, die Pasiphae Palace ein. Dies ist ein gigantisches Schiff der neuen Fährgeneration. Es wurde 1998 in Dienst gestellt.

Der Verladebereich der Fähre. Mehrere Rampen erlauben das gleichzeitige Ein- und Ausfahren mehrerer Fahrzeuge.

Um 22 Uhr beginnt das Boarding. Wir haben wieder außerordentliches Glück und bekommen einen der wenigen Plätze an den Außenluken. Von unserem großen Wohnbereichfenster haben wir direkten Blick aufs Meer. Dies entspricht einer der teuren Außenkabinen.

Unser Platz auf dem Campingdeck

Irgendwann nach Mitternacht legt das Schiff ab. Wir bekommen das aber überhaupt nicht mit, denn um 0 Uhr hat Uli Geburtstag und wir stoßen mit allerlei alkoholischen Mitbringseln auf ihn an. Jeder packt seinen Spezial-Ouzo aus und alle müssen probieren. Gegen 2 Uhr ziehen Annemarie uns ich uns vorsichtig aus der lustigen Runde zurück, die sich auf dem Campingdeck gebildet hat. Auf einem womöglich schaukelnden Schiff mit Vollrausch würde uns bestimmt eine unangenehme Nacht bescheren.

Uli, das Geburtstagskind

Unser Deck ist nur halb gefüllt. Das wird sich aber noch ändern, denn wir legen morgen früh in Igoumenitsa und Korfu noch zwei Zwischenstopps ein.