Heute, am letzten Tag unserer Reise wird es Zeit für ein Fazit. Polen ist ein schönes Reiseland. Im Verlauf der Tour mussten wir unser Bild von Polen gehörig korrigieren. Wir, insbesondere ich, hatten die Vorstellung, Polen sei ein rückständiges Ostblock-Land. Was wir jedoch vorfanden, war ein Land, welches, zumindest in den größeren Städten, anderen europäischen Ländern nicht nachsteht. Dabei kam uns natürlich der Umstand, mit einem Wohnmobil unterwegs zu sein, sehr entgegen. Wir haben viel gesehen und fast jeden Tag etwas anderes unternommen. Deshalb war der Urlaub auch sehr abwechslungsreich.
Polen ist auch ein sehr preiswertes Land, speziell für Touristen aus den Euro-Ländern. Lebensmittel, aber auch Campingplätze und Ferienwohnungen kosten ca. ein Drittel des Preises, der für Gleiches in Deutschland gefordert werden würde. Technische Dinge kosten etwa gleich viel wie bei uns.
Wir haben uns in Polen nie unsicher gefühlt. Zwar sind wir aus Bequemlichkeit gerne zwischendurch auf Campingplätze gegangen, genau so gerne haben wir aber auf anderen Plätzen übernachtet. Dabei haben wir uns nie unsicher gefühlt. Wir waren natürlich vorsichtig, und haben außerhalb bewachter Plätze unser Wohnmobil nicht lange aus den Augen gelassen. Dabei kam uns immer wieder der Umstand entgegen, dass oft eines unserer Kinder zu faul war, uns auf unseren Exkursionen zu begleiten und somit automatisch auf das zurück gelassene Wohnmobil aufpassen konnte.
Mit Ver- und Entsorgen hatten wir überhaupt keine Probleme. Das lag natürlich daran, dass wir zwischendurch immer wieder auf Campingplätze gingen. Bei den niedrigen Campingplatzgebühren in Polen sollte dies auch für notorische Freisteher (wie wir es sind) obligatorisch sein. Aber auch ohne Campingplätze kann man an öffentlichen Toilettenhäuschen entsorgen. Oder man fragt einfach auf einem Campingplatz. Für 5 Zloty kann man bestimmt auf den meisten Plätzen die Toilette leeren und ein paar Liter Frischwasser tanken.
Der Reiseführer mit dem Wohnmobil nach Polen (Teil 1) von unseren Freunden Helmut und Angelika Breidenbach hat uns gute Dienste geleistet. Dass wir die Koordinaten der im Buch beschriebenen Stellplätze bereits in elektronischer Form auf unserem GPS-Gerät gespeichert hatten, war für uns besonders komfortabel, denn so konnten wir einfach anhand der Stellplatznummern von Platz zu Platz navigieren. Wir gingen dabei meist so vor, dass wir unsere Route festlegten, und dann schauten, ob Breidis auch dort waren und eventuell sogar einen Stellplatz dokumentiert hatten. In diesem Fall brauchten wir in der Nearby-Liste unseres GPS-Gerätes einfach die dreistellige Nummer des beschriebenen Stellplatzes auswählen und mussten nicht mehr umständlich mit Koordinaten hantieren. Für alle Leser des Buches empfehle ich, die beim WOMO-Verlag erhältliche Diskette mit den Koordinaten anzufordern. Natürlich nur, wenn Sie über ein GPS-Gerät verfügen, welches Koordinaten verarbeiten kann. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals offiziell bei den Breidis bedanken.
Apropos Navigation: wir verwenden Karten von Garmin (Garmin City Navigator 9). Polen wird als vollständig abgedeckt angegeben. Dies stimmt auch. Allerdings ist die Qualität der polnischen Daten nicht mit der Qualität der deutschen Abdeckung zu vergleichen. Nachdem ich einige schlechte Erfahrungen mit den Routenvorschlägen gemacht hatte, vertraute ich den Abbiegeanweisungen nicht mehr. Meist korrigierte Annemarie mit der Karte auf dem Schoß diese Angaben. So fuhren wir auch ganz gut. Bei der Straßennavigation schickte mich das Gerät teilweise auf Straßen, die gar nicht vorhanden waren. Viele, von der Routingsoftware als Straßen ausgewiesenen Wege sind in Wirklichkeit nur Trampelpfade oder sehr schlechte Feldwege. Aber auch die Aktualität der Daten lässt zu wünschen übrig. Dies liegt natürlich auch an der Tatsache, dass in Polen viel gebaut wird. Oft waren die Straßen aber schon älter, die Navigationssoftware kannte sie trotzdem nicht.
Essen und Trinken kann man in Polen sehr gut. Dabei haben wir natürlich auch genossen, dass man hier nicht so aufs Geld schauen muss. Wir sind oft essen gegangen und Eis gab es auch bei jeder Gelegenheit. In polnischen Supermärkten findet man eine Auswahl vor, die der bei uns in nichts nachsteht. Es gibt zahlreiche polnische Biersorten. Ich habe viele probiert und kann von keiner einzigen behaupten, dass sie mir nicht geschmeckt hätte.
Die Städte, insbesondere die größeren, sind sehr sehenswert. Was mir besonders gefallen hat, sind die großen, autofreien Plätze, auf denen sich viele Straßencafés befinden. Leider gibt es dies, speziell in unserer Region, nicht in diesem Maße. Es mach einfach Spaß, in der Abendsonne über einen derartigen Platz zu flanieren, oder sich in einem der Straßencafés niederzulassen und die Menschen zu beobachten. Wer derartige Plätze sucht, sollte sich bei der Beschilderung an „Stare Miasto“ (Altstadt) orientieren.
Es gibt viel über die deutsche Geschichte zu lernen. Ich hatte mir früher nie Gedanken darüber gemacht, wo sich zum Beispiel die legendäre Wolfsschanze befunden hat. Jetzt habe ich sie gesehen und habe meine Kenntnisse um die deutsche Geschichte, speziell die des zweiten Weltkrieges erweitern können.
Natürlich gibt es auch Dinge, die uns nicht so gefallen haben. Man sieht viele sehr betrunkene Menschen, die teilweise schon am frühen Morgen, nicht mehr gerade stehen können. Die Straßen sind oft schlecht bis sehr schlecht. Unser Wohnmobil hat teilweise Geräusche von sich gegeben, die wir zuvor noch auf keiner unserer zahlreichen Reisen gehört haben. Polnische Autofahrer überholen bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Geschwindigkeitsbeschränkungen, unübersichtliche Straßenverhältnisse oder Überholverbote finden dabei keine Berücksichtigung. Trotzdem hatten wir keine gefährliche Situation zu bewältigen.
Zum Wetter gibt es zu sagen, dass es mir persönlich eigentlich nicht warm genug sein kann. Deshalb tendiere ich eher zu Reisen in wärmere Gefilde. Polen war sehr interessant, deshalb hat uns (mir) die Reise gut gefallen, auch wenn das Wetter gegen Ende nicht mehr so ganz meinen Vorstellungen von "Sommerurlaub" entsprochen hat. Ich werde vor dem Familienrat für den nächsten Sommerurlaub wieder für Süden plädieren. Trotzdem hatten wir großes Glück mit dem Wetter. Wir hatten eigentlich keinen völlig verregneten Tag. Zwar war es teilweise empfindlich kalt, man konnte aber meist trotzdem draußen etwas unternehmen, weil es nicht regnete. Die Tatsache, dass wir am Meer waren, aber nicht darin baden konnten, war ein für mich völlig neues Erlebnis.