Dienstag, 12. September 2000

Um 6 Uhr piepst mein Wecker. Gestern Abend habe ich ihn noch gestellt, weil wir heute morgen, möglichst noch vor dem Frühstück, zu dem gestern auskundschafteten Plätzchen bei San Giovanni fahren wollen. Heute morgen ist es mir aber doch noch etwas zu früh und ich drücke den Wecker aus. Als um 7 Uhr Sarah in mein Bett schlüpft, bin ich aber wach und wir beide schleichen uns ins Führerhaus, um die Fahrt zu beginnen. Der Rest der Familie soll weiterschlafen.

Kurz vor acht Uhr erreichen wir den Yachthafen San Giovanni, der 3 km südlich von Muravera liegt. Hinten, auf der Wendeplatte, direkt neben einem Wasserhahn, parke ich unser Wohnmobil und freue mich über unseren genialen, heuten Stellplatz. Annemarie mault anfangs noch etwas herum, denn nach Lidi di Orri wird es schwer sein, noch einmal einen Platz zu finden, der sie zufrieden stellt. Ihr hat dieses Fleckchen besonders gut gefallen. Im Laufe des Tages wird aber auch Annemarie den Wert des Wasserhahns zu schätzen lernen, neben dem wir jetzt stehen. 

Unser heutiges Plätzchen

Noch etwas anderes ist hier erwähnenswert: es gibt sehr viele Muscheln und so mache ich mich nach dem Frühstück mit den Kindern, einem Eimerchen und dem Ehrgeiz, erst zurückzukehren, wenn der Eimer voll ist, auf den Weg zum Strand. Tatsächlich finde ich so viele Muscheln, dass das Eimerchen innerhalb einer halben Stunde voll ist – und nicht mit großen, sondern mit teilweise winzig kleinen Exemplaren. Im Laufe des Vormittages sammle ich noch viele Eimerchen und bald haben wir eine halbe Tragetasche voll davon.

Gesammelte, ertauchte,  gewaschene und getrocknete Schätze

Annemarie findet kleine schwarze Würstchen im Hundefutterschrank und fragt mich, ob ich wisse, was das sei. Ich weiß es: es ist Mäusekot! Damit hat dieser Tag sein Thema: Mäusejagt. Annemarie räumt alle Schänke aus und kontrolliert, wo die Maus schon überall war. Sie war im ganzen Wohnmobil. Wir finden die schwarzen Würstchen überall: im Vorratsstaukasten, im Keller in den unteren Vorratsschränken. Besonders am Hundefutter hat sich unser ungebetener Gast vergriffen. Lange kann die Maus noch nicht an Bord sein. Die schwarzen Knubbel wären uns schon früher aufgefallen. Wahrscheinlich haben wir die Maus in Lido di Orri an Bord bekommen, als wir die Bettwäsche draußen hatten …

Es wird Mittag und ich bekomme den Auftrag, etwas zu essen zu besorgen. Ich lade den Roller ab und mache mich auf den Weg. Im größten Supermarkt von Muravera wird es doch auch etwas gegen Mäuse geben. Ich habe Glück und finde zwar keine Mausefalle, aber so etwas ähnliches. Ich kaufe einen Leim, auf dem die Tiere kleben bleiben sollen. Auf Pappkartons verteilt, an strategischen Plätzen ausgebracht, müsste es eigentlich möglich sein, das Untier zu fangen. Das Problem ist nämlich: ich habe meinen Gleitschirm dabei und wenn das Vieh den anfrisst, dann ist der Schaden groß! Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil wir Trixi diesmal zu Hause gelassen haben. Das ist bestimmt die Strafe dafür!

Den restlichen Tag räumen wir alle Schränke aus. Auch der Keller wird restlos geleert und neu organisiert. Am Abend ist unser Wohnmobil sauberer eingeräumt, als es zu Beginn unserer Reise war. 

Die Kinder haben währenddessen neue Freunde gefunden. Ein italienisches Wohnmobil, das in unserer Nähe parkt, hat auch zwei gleichaltrige Kinder dabei. Nach kurzer Zeit spielen die Kleinen miteinander – ohne dass sie sich unterhalten können. Sie sprechen miteinander, jeder in seiner Sprache und scheinen sich auch zu verstehen – faszinierend! 

Sarah und Lucia, ihre heutige Freundin

Die Maus ist immer noch an Bord! Ich gehe mit den Kleinen Nachmittags nochmals baden und dusche sie danach an unserem 'privaten' Wasserhahn ab. 

Am Abend räumen wir alles zusammen und verfrachten die Kinder ins Bett. Heute werden wir noch ein wenig weiter fahren. Am späten Nachmittag war ich nochmals mit dem Roller auf einer kurzen Erkundungstour, konnte aber in unserer Bucht keine weiteren Stellplätze entdecken. Die nächste Station wird also die Costa Rei sein.

Laut unserem Reiseführer soll es am Capo Ferrato einige schöne Stellplätze geben. Dort angekommen stellen wir uns irgendwo in einem Seitenweg hin und legen uns auf die Lauer. So ein Mäuschen muss doch Geräusche machen! Annemarie hat jedenfalls überall Geräuschfallen aufgestellt. Wenn das Mäuschen in unseren Vorratsraum eindringt, dann muss das zu hören sein!