Sonntag, 22. April 2001

Die Nacht ist alles andere als angenehm. Es stürmt und regnet. Zu allem Überfluss geht im Lauf der Nacht auch noch ein Gewitter über uns nieder. Ich liege lange wach und überlege, ob es sinnvoller sei, aufzustehen, in die Ortschaft zu fahren und dort einen neuen Platz zu suchen oder stehen zu bleiben. Die Faulheit siegt und irgendwann schlafe ich auch wieder ein.

Am Morgen hat sich das Wetter nur unwesentlich gebessert. Der Wind ist zwar abgeflaut und im Augenblick regnet es auch nicht, aber der Himmel ist grau bis schwarz und im Laufe des Frühstücks beginnt es wieder zu schütten. Der Familienrat tagt und kommt zu folgendem Schluss: wir haben noch zwei Wochen Zeit. Heute werden wir den Kreis bis Messina schließen und dann auf's Festland übersetzen. In der verbleibenden Zeit werden wir die Küste des Stiefels entlang der adriatischen Küste abfahren. Und wenn sich das Wetter bessert, können wir auch auf dem Festland noch schöne Tage verbringen.

Der Rest unserer Tour über die Nordspitze von Sizilien ist nichts besonderes. Vielleicht liegt es auch am trüben und regnerischen Wetter. 

Blick auf die Straße von Messina und das Festland

Nachdem wir Messina erreicht haben, stellen wir uns am Hafen für die Überfahrt an. Etwa eine halbe Stunde später sind wir an Bord einer Fähre.

Heute ist das Wetter nicht besonders schön. Immer wieder ziehen dunkle Wolken auf und es stürmt und regnet den ganzen Tag in regelmäßigen Abständen. Zwischendurch scheint aber auch mal die Sonne. Wir nutzen den Tag für die Fahrt.

Irgendwann klingelt das Handy. Es ist Gerhard Ertl, der uns mitteilen möchte, dass er am Wochenende, wie letztes Jahr, mit Familie, nach Salthaus in Südtirol zum Fliegen fährt. Im letzten Jahr waren wir gerade auf der Rückreise von Sardinien, als Gerhard uns anrief. Daraufhin trafen wir uns in Salthaus und verbrachten einige schöne Tage zusammen.

Wir freuen uns sehr über diesen Anruf und sagen unser Kommen zu. Die Ertls fahren mit ihrem Wohnmobil am Donnerstag Abend los und werden am Freitag dort sein. Wir können es so einrichten, dass wir ebenfalls am Freitag dort sind. So haben wir eine knappe Woche für unsere Stiefeltour. Ich freue mich sehr auf die Aussicht, die Ertls zu treffen. Nach so langer Zeit endlich einmal wieder mit Freunden zusammensitzen; wenn das Wetter es zulässt, fliegen gehen – eine optimale Wendung unseres Urlaubs, finden Annemarie und ich.  

Zunächst fahren wir aber gemütlich an der Südseite des Stiefels entlang. Immer haben wir das Meer auf der rechten Seite und das bergige Hinterland links. Den meisten Teil der Strecke verläuft zwischen Straße und dem ewig langen, weißen Sandstrand die Bahnlinie. Der Versuch, mit dem Wohnmobil zum Strand zu gelangen, schlägt bei mehreren Versuchen fehl.

Teilweise sind die Unterführungen unter der Bahnlinie hindurch nur 1,7 Meter hoch. Wir brauchen die doppelte Höhe! 

In Bovalino Marina finden wir dann aber doch einen beschrankten Bahnübergang, der zu einer breiten Lungomare, einer Strandpromenade führt. Annemarie bereitet ein delikates, etwas verspätetes Mittagessen, während die Kids am Strand Sandlöcher buddeln. 

Nach einer ausgiebigen Pause fahren wir noch für ein oder zwei Stündchen weiter. Die Kinder sitzen bei uns vorne und gemeinsam genießen wir die herrliche Fahrt durch die schöne Landschaft entlang der Küste, die in der Abendsonne besonders reizvoll aussieht.

Als es dann Zeit für's Abendessen wird, suchen wir wieder einen Platz für die Nacht. Einen Reinfall erleben wir noch, als unser Abstecher in eine Seitenstraße unmittelbar vor einem Flussbett endet. Ab hier ginge es nur noch mit einem Jeep weiter.

In Isca finden wir aber einen schönen Platz direkt am Strand. Hier gibt es sogar einen Wasserhahn. Wir lassen uns für die Nacht nieder.