Samstag, 25. August 2001

Heute gebe ich mich ganz meinen Schmerzen hin. Die einzige Aktion, zu der ich heute morgen fähig bin (sein muß), ist, nach Ölüdeniz ins Internetcafe zu fahren und meine Email zu checken. Es ist aber noch keine Antwort auf meine Mail von gestern Nachmittag eingetroffen. Erst später fällt mir ein, dass heute ja Samstag ist und vor Montag nicht mit einer Antwort zu rechnen ist.

Am Morgen beginne ich mein erstes Buch in diesem Urlaub (die Päpstin). Am Abend werde ich bereits die Hälfte des Buches verschlungen haben. Meine Schürfwunden brennen wirklich fürchterlich, besonders, wenn Sonne darauf fällt. Deshalb halte ich mich den ganzen Tag im Schatten der Markise auf.

Annemarie kann es sich nicht verkneifen, ihren leidenden Mann auch noch zu fotografieren. Die Verbände mache ich nach einiger Zeit ab, damit die Wunden austrocknen können.

Am Nachmittag bricht ganz in der Nähe ein Waldbrand aus. Dichte Qualmwolken steigen direkt neben unserem Campingplatz auf. Alle laufen zusammen und schauen, was los sei. Man sieht bereits die Flammen die Bäume hinauf züngeln.

Die Feuerwehr ist jedoch vorbildlich schnell zu Stelle und löscht das Feuer innerhalb weniger Minuten. Fabian ist ganz begeistert. Zum ersten Mal in seinem Leben sieht er die Feuerwehr in Action.

Am Nachmittag fragen einige Türken, die auf unserem Campingplatz eine Reifenpanne mit ihrem Ford Transit haben, ob ich ein geeigneteres Bordwerkzeug hätte, als sie selbst. Sie bekommen eine der Radmuttern ihres Wagens nicht auf, obwohl sie bereits eine Eisenstange als Hebelverlängerung einsetzen. Sie stellen sich auf den Hebel, hüpfen darauf herum, aber nichts passiert. Die Schraube sitzt fest. Auch mein Bordwerkzeug hilft nicht weiter. Ich ziehe mich erst einmal unter meine Markise zurück, während die Türkischen Familien – es sind schätzungsweise zwei Familien mit dem Transit gekommen – auf dem Platz Picknick machen und zu grillen beginnen. Immer wieder versuchen die Männer jedoch erfolglos, die festsitzende Schraube zu lösen. Ich beobachte das Treiben und überlege mir, wie man der Familie doch noch helfen könnte. D kommt mir die Idee: ich hole mein Bordwerkzeug nochmals heraus, nehme davon den Radschlüssel und hole die Auffahrrampe aus Alu für den Motorroller aus der Heckgarage. Wenn das Gewicht eines Mannes nicht ausreicht, um die Schraube zu lösen – vielleicht dann das Gewicht mehrerer Männer? Radebrechend und mit vielen Gesten erkläre ich den Türken meine Idee. Ein Leuchten geht über ihre Gesichter und wir setzen den Plan in die Tat um. Der Radschlüssel wird angesetzt und auf den Hebel legen wir eine Seite der Rampe. Nun steigen zwei Männer – einer der Türken und ich – auf die Rampe und beginnen rhythmisch zu hüpfen an. Es klappt. Mit einem lauten knarren gibt die Schraube den Widerstand auf und lässt sich lösen. Die Familien sind sichtlich erleichtert, bedanken sich vielmals und beginnen ihr Rad zu wechseln. Später werden wir zum Essen eingeladen und als die Familien abends wieder nach Hause fahren, verabschieden wir uns mit einem Handschlag.

Auf meinen gestern mit Fritz vereinbarten Mittagsflug muss ich leider verzichten. Die Schmerzen sind noch zu groß. Fritz hatte gestern den Vorschlag gemacht, bei ausreichender Thermik nach Selinunte wegzufliegen. Das wäre bei meinem heutigen Zustand allerdings ziemlich unmöglich. Ich weiß nicht einmal, ob ich mit meinem kaputten Knie einen Start hinbekäme. Nein, ich bleibe heute lieber unter meiner Markise sitzen. Vielleicht geht es mir morgen wieder besser…