Mittwoch, 8. August 2001

Heute morgen geht alles generalstabsmäßig: um 8 Uhr sind wir beim Frühstück, um 9:00 Uhr haben wir bereits alles zusammengepackt und sind fertig für die Abfahrt. Die letzten 30 Kilometer bis Brindisi legen wir auf der Schnellstraße zurück. Unterwegs bunkern wir bei einer Kirche Wasser und entsorgen wir das Brauchwasser auf einer Müllkippe.

In Brindisi angekommen erledige ich die Formalitäten im Hafen. Es ist 11:00 Uhr, als wir alles erledigt haben. Am Schalter erfahre ich, dass unser Schiff, die Agios Andreas um 13:00 Uhr beladen wird. Es bleiben uns noch zwei Stunden, die ich nutzen möchte, um noch einige Lebensmittel einzukaufen. Wir parken das Wohnmobil auf der Hafenmole neben dem Schiff und ich lade den Roller ab, um einkaufen zu fahren. Eine Stunde später bin ich, beladen mit den Köstlichkeiten für eine lange Seereise, zurück. Jetzt heißt es warten, warten, warten.

Es ist 13:00Uhr und nichts geschieht. Waren wir zuerst die einzigen Wartenden neben dem Schiff, so treffen jetzt nach und nach weitere Wohnmobile ein – aber nur Italiener und Franzosen. Bis 14:00 Uhr tut sich auf dem Schiff nichts – verladetechnisch gesehen. Anscheinend gibt es technische Probleme mit der Rampe auf das Campingdeck, denn daran wird schon die ganze Zeit hektisch gearbeitet. Zwischendurch wird die Rampe einige Male geschlossen und wieder geöffnet.

Direkt neben dem Hafen liegt ein Militärflugplatz. Mit ohrenbetäubendem Lärm landet ein russisches Frachtflugzeug. Es fliegt so dicht über unsere Köpfe hinweg, dass wir den Eindruck bekommen, es streift die Aufbauten der Fähre.

Endlich, um 14:30 Uhr, geht es los. Wir sind das erste Wohnmobil, das hinauf darf. Nachdem ich unser Ticket vorgezeigt habe und die Pässe abgegeben habe, darf ich hinauf fahren.

Unser Wohnmobil schafft etwa die Hälfte der Rampe. Dann ist Schluss. Entweder ist die Rampe zu steil oder 128PS reichen nicht, um unsere 4,5 Tonnen hinauf zu wuchten. Mir bleibt keine andere Wahl: rückwärts noch einmal hinunter und Anlauf nehmen. Der Lademeister sagt etwas zu mir, dass ich verstehe, ohne italienisch zu können: wenn ich die Rampe beim 2. Mal nicht bewältige, dann müssen wir in den Bauch des Schiffes. Mit qualmender Kupplung und durchdrehenden Reifen schaffe ich es diesmal bis oben. Gott sei Dank!

Zu schwer oder zu schwach oder beides?

Wir bekommen einen schönen Platz an der Außenseite zugewiesen. Jetzt können wir völlig befreit zuschauen, wie die anderen Mobile diese steile Rampe bewältigen. Ein alter Transit hat ähnliche Probleme, der Rest schafft die Steigung mehr oder weniger leger. Nach dem Urlaub lasse ich das Motortuning durchführen!

Das Campingdeck ist nicht sehr groß und der Platz reicht exakt für die wartenden Wohnmobile. Es war ein weiser Entschluss, die Überfahrt fest zu buchen. Vor Ort hätten wir keinen Platz auf dem Schiff mehr bekommen.

Das vorletzte Wohnmobil, das an Bord kommt, ist ein Berliner Frankia, übrigens außer uns das einzige deutsche Wohnmobil an Bord. Mit dessen Besatzung kommen wir auch sofort ins Gespräch. Keine 5 Minuten später stehen Jörn und ich mit einer Dose Bier in der Hand an der Reling und unterhalten uns über alles Mögliche. Er ist absoluter Türkeifan und fährt nun schon das 8. Mal dort hin. Leider fahren sie in den Norden, während unsere Route in den Süden führt. Es wäre bestimmt lustig gewesen, einige Tage zusammen zu verbringen.

Mit einer Stunde Verspätung legt das Schiff ab. Jörn erzählt mir, dass das Schiff nicht immer den Weg um die Peloponnes herum macht. Manchmal nehmen sie auch den Weg durch den Kanal von Korinth.

Als wir uns später nochmals treffen, bestätigt er mir: um die Verspätung hereinzuholen, würden wir morgen, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr den Kanal passieren. Das wird ein Erlebnis! Ich werde es mit der Kamera festhalten müssen!

Den Abend verbringen wir im Wohnmobil. Die Kinder und Annemarie gehen bald schlafen und ich schreibe noch etwas, bevor auch ich ins Bett gehe.