Sonntag, 16. April 2000

Wir stehen in der Marina von Orgosei auf einem eigens für Wohnmobile und Wohnwagen reservierten Bereich des Parkplatzes, direkt am Strand und die Sonne lässt sich nicht blicken. Statt dessen werfe ich beim Frühstück die Kaffeekanne um und der Kaffee ergießt sich über den Tisch und eines der Sitzpolster. Ich glaube, heute ist ein Tag, an dem ich besser im Bett geblieben wäre. 

Wir ziehen das Polster ab und waschen es mit unserem wertvollen Wasser mehrfach aus. Dabei stelle ich fest, dass die Konstruktion der Sitzkissen unseres Womos recht genial ist. Vor dem Malheur, das mir passiert ist, graut es mir schon die ganze Zeit. Der Stoff der Kissen ist jedoch sehr stabil, gut abzuziehen und zu waschen. Also ist es doch nicht so schlimm, wenn mal etwas passiert. So hat der Kaffeecrash auch sein Gutes.

Sarah möchte heute unbedingt ein Kleid anziehen. So gehe ich eben mit einer kleinen Käthe Kruse Puppe am Strand spazieren

Nachdem wir alles gereinigt und doch noch gefrühstückt haben, verabschieden wir uns von der Hundegang, die uns heute Nacht beschützt hat und brechen wir Richtung Olbia auf. Die Hunde hatten wir gestern Abend mit ein paar Leckerbissen, die Jessica nicht mag gefüttert. Dafür wichen sie uns heute morgen nicht mehr von der Seite. Besonders ein Rüde ist sehr anhänglich und animiert uns immer wieder zu Streicheleinheiten.

Er lässt nichts unversucht, uns davon zu überzeugen, dass wir ihn mitnehmen müssen.

Nachdem wir heute morgen unseren Wasservorrat geschrumpft haben, suchen wir auf dem Weg nach Olbia nach einer Quelle – vergeblich. Dafür verfahren wir uns einmal nach Kräften. Als wir eine kleinere Verbindungsstraße im Landesinneren wählen, die von Torpè nach Brunella am Lago di Posada entlang führt, weil wir hier eine Möglichkeit zum Wasserfassen vermuten, stehen wir plötzlich vor einer Staumauer. Auf der anderen Seite geht die Straße weiter, als wäre nichts gewesen. Für uns ist hier aber Schluss.

Für uns viel zu eng. Wahrscheinlich sind wir auch zu schwer.

Uns bleibt keine andere Wahl als zu wenden und die ganze Strecke zurück zu fahren. Dafür finden wir unterwegs das Gigantengrab Tomba Di Giganti Su Itichinzu. Da es um die Mittagszeit ist und die Kinder Hunger haben, legen wir am Grab des unbekannten Riesen völlig pietätlos unsere Mittagspause ein. Da der Typ, der hier begraben wurde, bereits seit ca. 3.500 Jahren tot ist, wird er uns das bestimmt verzeihen.

Gigantengrab einmal anders: Ohne halbkreisförmigen Vorplatz und ohne Stele.

Endlich erreichen wir Olbia. Unsere Odyssee ist aber noch nicht zu Ende, denn wir suchen das nuraghische Dorf Cabu Abbas. Wir finden es nicht, dafür aber einen offenen Supermarkt mit einem McDonalds. Obwohl heute Sonntag ist, treten sich die Menschenmassen fast auf die Füße. Die Leute kaufen, als ob morgen die Welt untergeht. Vielleicht tut sie das auch, denn wir haben seit zwei Wochen schon keine Nachrichten mehr gehört. Also decken auch wir uns mit den allernotwendigsten Dingen ein: Wein, sardisches Rauchfleisch und zwei CDs original sardische Musik.

So versorgt stellen wir uns im Hafen exakt an den gleichen Platz, an dem wir vor zwei Wochen, direkt nach dem Verlassen der Fähre gefrühstückt hatten. Eigentlich können uns die Neuankömmlinge hier nicht übersehen, wenn das Schiff morgen früh eintrifft.

Um 19:30 Uhr trifft die SMS-Nachricht ein:

Sind auf dem Schiff – Gruß, Breidis, Heidrichs und Grundhöfers

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