Freitag, 6. April 2001

Nach dem Frühstück fahren wir weiter – immer an der Küste entlang. Leider ist dieser südöstliche Teil von Sizilien vollständig unter Kunststofffolie versteckt. So weit das Auge reicht, sieht man nur Gewächshäuser. Wir fahren und fahren, ohne das das Bild sich ändert. Die Sonne scheint, doch ein sehr starker, fast sturmstärke erreichender Wind macht ungeschützte Aufenthalte im Freien fast unmöglich.

So erreichen wir Punta Secca, eine gespenstisch verlassene Ortschaft am Meer. Es ist ungefähr 10 Uhr vormittags und es kein Mensch auf der Straße zu sehen. Alle Häuser sind verrammelt und der starke treibt den Sand durch die Straßen. Auf einem kleinen Parkplatz, nahe eines kleinen Fischereihafens stellen wir das Wohnmobil ab. Annemarie hat einen offenen Tabacci Laden gesehen. Hier möchte sie nach Ansichtskarten schauen. 

Karten finden wir keine, aber zwei Schaufeln für die Kinder und eine Frisbeescheibe. Annemarie und die Kinder schlendern weiter durch die Ortschaft, während ich zum Parkplatz zurückkehre und mich an einem windgeschützten Platz in die Sonne setze. Kurze Zeit später fährt ein PKW auf den Platz, zwei Männer steigen aus und einer von ihnen ruft "Schwoba findet ma wohl überall". Ich grüße ihn und er lädt mich in ein kleines Café am Platz, von dem ich dachte, es wäre geschlossen, ein. Er stellt sich als Antonio vor. Er hatte bis vor kurzem ein italienisches Restaurant in Göppingen. Dies sei sein erster Winter nach 30 Jahren Deutschland in Sizilien, erzählt er. Als Annemarie von ihrem Rundgang durch die Stadt zurückkehrt, stelle ich sie und die Kinder Antonio vor. Gemeinsam sitzen wir noch einige Zeit auf dem kleinen Mäuerchen am Hafen und Antonio erzählt vom starken Sturm im Januar, der den ganzen Hafen überflutete, von den nordafrikanischen Gastarbeitern, die hier als Erntehelfer in den Gewächshäusern arbeiten und in die verlassenen Häuser einbrechen und alles klauen, was sie finden können – auch Matratzen und Mobiliar. 

Nach einiger Zeit verabschieden wir uns von Antonio. Wir müssen weiter, vor allem, um einzukaufen. Im großen Supermarkt von Santa Croce, ein Tip von Antonio, füllen wir unsere Vorräte auf, bevor wir uns auf die Suche nach einem Platz für's Mittagessen machen. Mit knurrendem Magen kurven wir zwischen endlosen Gewächshausplantagen herum, immer auf der Suche nach einem Plätzchen am Strand – lange Zeit vergeblich.

In Marina d'Acate, wieder einem verlassenen Ferienort stellen wir uns an die vom Sandsturm verwehte Strandpromenade, um Mittag zu essen. Der Wind ist so stark, dass unsere Kinder freiwillig auf den vielen Sand verzichten, und ins Wohnmobil zurückkehren. Es ist draußen wirklich kaum auszuhalten, so unangenehm ist der Wind. Er treibt Unmengen feinen Sand vor sich her. Am hinteren Ende der Strandpromenade ist ein Bagger dabei, die Straße freizuschaufeln. Angesichts der Sandmengen, die vom Strand heraufwehen, kommt mir das Unterfangen reichlich sinnlos vor.

Nach dem Essen und einer kleinen Erholungspause geht es weiter. Wir werden doch heute noch einen schönen Platz an der Küste finden? Unsere Fahrt geht durch Gela hindurch, wo eine riesige Raffinerieanlage einen üblen Gestank verbreitet, immer an der Küste entlang. Am Ende einer Stichstraße zum Meer finden wir schließlich einen Parkplatz, auf dem wir den heutigen Tag beschließen.

Ein Platz direkt am Meer – leider ist es noch zu kalt  zum Baden

 

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