Montag, 20. Mai 2002

Zum Frühstück trinke ich heute nur einen Kaffee. Heute morgen hängt unser Haussegen irgendwie etwas schief. Annemarie ist irgendeine Laus über die Leber gelaufen, was bei ihr immer wieder passieren kann und was man nicht ernst nehmen darf. Ich bin froh, dass ich mich kurz vor 11 Uhr, meinen Gleitschirm auf dem Rücken, mit dem Motorroller aus dem Staub machen kann. Heute habe ich mich wärmer angezogen: Jeans, und Fliesjacke.

Wir fahren mit dem Truck von eXtreme zum Babadag hinauf. Auch heute ist die Mautstelle noch unbesetzt. Ich drücke Selim 10 Millionen, für die Fahrt auf den Berg, in die Hand. Ich finde die Preiserhöhung der Agenturen (um 100%) unverschämt, aber da ich nun schon einmal hier bin und die Auffahrt vor mich im Moment noch kostenneutral zum Vorjahr ist, nehme ich das kommentarlos hin. Selim, seine Teilhaber von eXtreme und die anderen Agenturen werden schon merken, dass sie sich einen Bärendienst erwiesen haben, wenn die Kunden ausbleiben. Die Piloten, die zum Babadag kommen, um dort einen Fliegerurlaub zu verbringen, sind ein wichtiger Bestandteil des Tourismus in Oludeniz. Wenn sich in Fliegerkreisen herumgesprochen hat, dass eine Auffahrt umgerechnet 30DM kostet, kommt keiner der Piloten mehr.

Auf dem unteren Startplatz auf 1600 Meter ist viel Betrieb. Selim beschließt, ganz hinauf zu fahren und vom Gipfel zu starten. Ich habe einen Traumstart. Eine Thermikböe trägt mich vom Startplatz weg, fast ohne dass ich einen Schritt laufen muss.

Heute ist die Thermik ausgeprägter als gestern. Ich halte mich ca. 1,5 Stunden in Höhen zwischen 2400 und 2600 Metern, dann wird es mir zu kalt. Außerdem ist es sehr ungemütlich an der Wolkenbasis. Ständiges Klappen des Schirms und teilweise extremes Sinken ist am oberen Ende der Thermik normal. Darüber hinaus fühle ich mich recht einsam hier oben. Kreisten zunächst noch zwei andere Schirme mit mir zusammen in der Thermik, bin ich jetzt völlig alleine. Die anderen haben irgendwann aufgegeben und sich ins Tal davon gemacht. Auch in tieferen Regionen sind kaum noch Schirme unterwegs.

Also beschließe ich, meinen Kampf mit der Thermik aufzugeben und in tiefere, wärmere Luftschichten hinunter zu gleiten. Jetzt ärgere ich mich, dass ich meinen Fotoapparat nicht dabei habe. Heute Morgen hatte ich ihn zwar in der Hand, lies ihn aber dann beim Wohnmobil, weil ich dachte, alle Bilder, die man von der Umgebung des Babadag machen kann, hätte ich schon gemacht. So hoch wie heute kam ich aber bisher noch nicht über der Lagune an. In knapp 2000 Meter Höhe überfliege ich den Campingplatz und unser Wohnmobil. Das liegt daran, dass ich heute aus einer Höhe von ca. 2500 Metern die Thermik verlassen habe und nicht, wie sonst, bei ca. 1500 Metern.

Während des Überflugs bekomme per Funk mitgeteilt, dass es heute Pfannkuchen gibt. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass es noch einen weiteren Grund für meinen vorzeitigen Abflug aus der Thermik gibt: ich habe einen Riesenhunger. Heute morgen hatte ich nicht gefrühstückt.

Nach der Landung sehe ich einige bekannte Gesichter am Landeplatz. Ich erfahre, dass die Flugschule Luftikus aus Stuttgart, unter der Leitung von Eugen hier ist. Eugen ist ein Freund von Gerhard, der seinerzeit seinen Flugschein bei Luftikus machte. Eugen kennt mich zwar nicht persönlich, dafür kenne ich ihn um so besser aus Erzählungen von Gerhard. Drei Mal im Jahr sei Eugen mit seiner Truppe hier, erfahre ich. Ob das künftig auch so bleiben wird? Eines ist jedoch lustig: für Flieger ist die Welt ein Dorf. Man hat seine Bekannten und die trifft man überall auf der Welt an den Flugspots wieder.

Ich kehre zum Wohnmobil zurück, wo ich mich mit frischen Pfannkuchen verwöhnen lasse. Offensichtlich hängt der Haussegen wieder gerade. Nach dem Essen wird etwas gebummelt. Gegen später gehe ich mit den Kindern ins Wasser. Nora, Sarahs augenblickliche Busenfreundin, und Frank, ihr Vater, sind mit von der Partie. Fabian entpuppt sich als unverwüstliche Wasserratte, der es nichts ausmacht, immer wieder ins Wasser geworfen zu werden.

'Grinsemann' Malte, Noras kleiner Bruder

Am Abend sitzen wir gemütlich mit Jürgen und Verena zwischen unseren Wohnmobilen zusammen, als Frank und seine Frau Kerstin zu uns herüber kommen. Wir unterhalten uns noch lange. Die eigentlich vorgesehene Uno-Rummy Revanche fällt daher aus.

Sarah und Nora

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