Dienstag, 7. August 2007

Wir schlafen wieder einmal sehr gut. Gegen 8 Uhr sind alle wach – wahrscheinlich deswegen, weil wir gestern so früh schlafen gegangen sind. Um 21:00 Uhr waren die Lichter im Wohnmobil bereits erloschen.

Nach einem schnellen Frühstück und anschließender Aufräumaktion sind wir gegen 9:00 Uhr wieder auf Achse. Zuerst muss Annemarie Schulden begleichen, die sie gestern beim Abendspaziergang machen musste. Sie hatte fünf Euro eingesteckt, als sie mit Sarah am Abend noch einen Spaziergang in die Innenstadt von Weißwasser machte. Auf dem Weg verlor sie den Geldschein jedoch. Als sie für Sarah ein Eis kaufen wollte, hatte sie kein Geld mehr. Das sei doch kein Problem, meinte die Inhaberin der Eisdiele. Sie solle das Geld einfach Morgen vorbei bringen. Also fahren wir jetzt in die Stadt, und Annemarie begleicht ihre Schulden.

Danach fahren wir Richtung Cottbus. Unterwegs kommen wir an einem riesigen Braunkohle-Tagebau der Firma Vattenfall vorbei. An einem Aussichtspunkt halten wir an, um einen Blick auf die Grube und einen der gigantischen Bagger zu werfen.

BaggerDas ist der erste Braunkohlebagger, den wir nicht nur im Museum sehen

Es ist ca. 11:00 Uhr, als wir die Fahrt fortsetzen. Das Reservelämpchen der Tankanzeige beginnt zu leuchten. Hoffentlich ist es nicht mehr weit bis zur Grenze. Treibstoff soll in Polen doch um einiges günstiger sein, als in Deutschland.

Um 11:30 passieren wir die Grenze (N51 54.232 E14 42.057) nach Polen. Die Grenzbeamten sind freundlich und erkundigen sich nach unserem Reiseziel. Die Masuren seien sehr schön, erklärt mir der polnische Beamte, als er mir die Ausweise zurück gibt. Wir tauschen an der Grenze noch etwas Bargeld (Kurs 1 Euro = 3,7 Zloty).

An der Grenze An der Grenze nach Polen

Wenige Meter nach der Grenze kommt auch schon eine Tankstelle (N51 54.423 E14 42.946). Allerdings ist der Preis für Diesel kräftig gestiegen, seit Helmut (Breidi) Breidenbach für seinen Polenreiseführer recherchiert hat. Kostete der Liter Diesel bei Helmuts Polenbesuchen noch 80 Cent pro Liter, ist der Preis inzwischen, zumindest an dieser Tankstelle, auf 1,01 Euro geklettert. Ich mache den Tank nicht ganz voll, weil ich damit rechne, dass die Preise direkt an der Grenze höher sind. Im weiteren Verlauf der Strecke stellen wir jedoch fest, dass der Preis nahezu überall der gleiche ist. Also: momentan kostet der Liter Diesel in Polen ziemlich genau einen Euro.

Die ersten Kilometer nach der Grenze verläuft die Straße schurgerade. Man kann den Tempomat auf 80 km/h einstellen und das Wohnmobil dahin schnurren lassen. Auf einem Waldparkplatz (N51 59.423 E14 58.501) bleiben wir stehen, um Mittagspause zu machen. Nach zwei Stunden Rast geht die Fahrt weiter. Ich sage noch zu Annemarie, dass die Straßen in Polen gar nicht so schlecht seien und dass ich nichts dagegen hätte, wenn sie so bleiben würden.

Hätte ich nur den Mund gehalten. Bei Polupin (N52 01.084 E15 07.629) biegen wir von der B32 auf die B29 ab. Und schon sind wir auf einem mittleren Kartoffelacker gelandet. Spurrillen, so tief wie Ackerfurchen, fordern die ganze Aufmerksamkeit des Wohnmobilfahrers.

Wir kommen nach Swiebodzin (N52 14.845 E15 32.016). Hier lerne ich eine weitere Lektion: traue deinem Navigationsgerät nicht blind. Ich hatte unmittelbar vor unserer Reise meine Garmin Mapsource Straßenkarte auf Version 9 aktualisiert. Inzwischen deckt diese Karte auch Polen vollständig ab. Die Qualität der Daten ist jedoch mit der von Deutschland gewohnten Kartenqualität nicht zu vergleichen. Das Gerät versucht mich immer wieder in die falsche Richtung durch Einbahnstraßen zu schicken oder abbiegen zu lassen, wo es gar keinen Abzweig gibt.

Unser erstes Etappenziel in Polen ist die kleine Ortschaft Wysoka, wo es laut Helmuts Reiseführer einen See und einen Badeplatz geben soll. Helmut schreibt, dass man hier auch gut mit dem Wohnmobil stehen kann. Wir erreichen den Platz (N52 22.421 E15 27.706) um 15:15 Uhr. Helmuts Platzbeschreibung kann jetzt noch um die Tatsache ergänzt werden, dass das Plätzchen inzwischen über einen kleinen Sandstrand verfügt. Gerade erst gestern wurde hier eine LKW-Ladung Sand abgeladen und planiert.

Wysoka-See Am Wysoka-See

Ehe man sich umschauen kann, sind die Kinder aus ihren Kleidern geschlüpft um sich in das, für meine Begriffe, eiskalte Wasser zu stürzen. Angesichts dieser Wassertemperaturen verspüre keine Lust, zu baden. Nachdem wir verabredet haben, dass wir heute hier bleiben werden, lade ich den Motorroller ab, um die Gegend etwas zu erkunden.

Sarah plantschEndlich baden!

Die Tour mit dem Roller führt mich an den Bunkern des Ostwalls in Kalawa (N52 22.285 E15 30.375) vorbei, über die Autobahn, die mein Navigationsgerät übrigens überhaupt nicht kennt, nach Miedzyrzecz (N52 26.606 E15 34.471).

BunkerBunker des Ostwalls

Hier kaufe ich ein paar Lebensmittel – nicht weil wir sie brauchen würden, sondern weil ich etwas Gefühl für die, mir noch völlig fremde Währung bekommen möchte. Mein Eindruck ist, dass man die Ziffern des Preises in etwa unseren Europreisen gleichsetzen kann. Ein Stück Käse, welches bei uns etwa 4 Euro kosten würde, ist für etwas über 4 Zloty zu haben. Berücksichtigt man den Wechselkurs, stellt man fest, dass die Preise für Lebensmittel etwa ein Viertel unseres Preises ausmachen.

Die Rückfahrt zu unserem Badesträndchen möchte ich nicht über die Autobahn antreten. Ich wähle die B137 welche Miedzyrzecz Richtung Westen verlässt. Mehrfach versucht mich mein Garmin GPSMap 60CS dazu zu überreden, nach links abzubiegen. Doch alle Abzweige, auf die mich das Gerät zu lotsen versucht, sind in Wirklichkeit entweder nur Feldwege oder überhaupt nicht vorhanden. Als dann endlich eine Strasse nach Keszyca Lesna abzweigt (bei N52 25.827 E15 29.688), ist dies eine Kopfsteinpflasterstrasse, die mich uns meinen Motorroller gehörig durchrüttelt. Der restliche Heimweg wird zur abenteuerlichen Odyssee, denn das Gerät schickt mich auf immer kleine Waldwege, die meist nach einigen Kilometern unwillkürlich enden. Irgendwann kann ich mich nur noch nach der Himmelsrichtung orientieren, denn das Gerät scheint Straßen zu erfinden, die es nicht gibt. Die letzten vier Kilometer lege ich auf einem unbefestigten, sandigen Waldweg zurück. Die Flasche Cola, die ich vorhin gekauft habe, droht in meinem Transportkoffer zu explodieren.

Waldweg Diesen Kartoffelacker weist mein Navi als Straße aus

Trotz allen Versuchen meines Navigationsgerätes, mich in die Irre zu führen, erreiche ich irgendwann wieder das Wohnmobil. Jetzt habe ich mir ein Bierchen verdient. Ich setze mich in die inzwischen abendliche Sonne und lasse es mir gut gehen. Am Strand ist eine Menge los. Viele kleinere Kinder plantschen im flachen Wasser. Sarah und Fabian sind dabei, eine Lehmburg zu bauen.

Bierchen in der Abendsonne Das Bierchen habe ich mir redlich verdient

Als die Sonne untergeht und das Abendessen fertig ist, ziehen wir uns ins Wohnmobil zurück. In der Dämmerung werden hier bestimmt Steckmückenschwärme über jeden herfallen, der sich unvorsichtigerweise noch draußen aufhält. Noch während wir bei Tisch sitzen, kommen drei Mädchen aus dem Dorf, um auf der Wiese neben dem Wohnmobil zu spielen. Kurze Zeit später spielen die drei mit unseren beiden Fußball. Sie können sich zwar nicht unterhalten, aber sie spielen zusammen. Als es dunkel wird, und die Kinder aus dem Dorf nach Hause gehen, verlangt Sarah nach einem polnischen Wörterbuch, um sich wichtige Vokabeln aufzuschreiben. Falls sie sich wieder einmal mit polnischen Kindern unterhalten muss.

Heutige Tagesetappe 

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