Sonntag, 2. April 2000

Um 7 Uhr piepst der Wecker. Ich ziehe mich leise an und schleiche mich ins Führerhaus. Die Familie schläft noch. Es sind nur wenige Kilometer zum Gigantengrab Coddu Vecchiu. Ich möchte diese Grabstätte der Nuraghenzeit im Morgenlicht erleben. Die Gräber sind genau in Ostrichtung ausgerichtet, was man im Licht der aufgehenden Sonne am Besten sehen kann.

Coddu Vecchiu soll das am Besten erhaltene Giganten- grab auf Sardinien sein.

Ich verbringe einige Zeit bei dieser Grabstätte und versuche mit der Videokamera die Stimmung dieses Ortes einzufangen. Währenddessen versorgt Annemarie im Wohnmobil die gerade aufgewachten Kinder. Sie bekommen einen warmen Kakao, denn für das Frühstück suchen wir uns einen anderen Platz.

Dieses Jahr haben wir zwei LPD-Funkgeräte dabei. Mit diesen Geräten können wir stets Kontakt halten. Annemarie und ich haben vereinbart, dass wenn immer einer das Wohnmobil verlässt, er eines der beiden Funkgeräte mitnimmt und einschaltet. So kann man jederzeit miteinander kommunizieren. Ich habe die Geräte letztes Jahr zum Fliegen gekauft, aber auch im Alltag sind die Dinger äußerst praktisch. 

Nach meiner Rückkehr zum Wohnmobil sind die Kinder bereits reisefertig. Da wir auf unserer geplanten Strecke zum Capo Testa nochmals am Porto Puddu vorbei kommen, frühstücken wir hier auf dem großen Parkplatz am Strand. Nach dem Frühstück dürfen die Kleinen noch etwas in den Sanddünen herumtollen, bevor wir die Fahrt fortsetzen.

Ein Platz an der Sonne …

Die Sonne scheint vom blauen Himmel, aber der Wind ist doch recht frisch. Je später der Vormittag wird, um so stärker wird der Wind.

Wir fahren weiter. Am Capo Testa legen wir die nächste Pause ein. Das Kap selbst wird von einer Militärstation in Anspruch genommen. Das interessanteste hier sind die Felsen, die in den verschiedensten Formen ausgewaschen sind.

Capo Testa

Nach einer kurzen Besichtigung der Felsen fahren wir weiter. Wir kommen an langgestreckten Sandstränden vorbei. Im Sommer wäre hier ein Badestop angesagt, aber im Augenblick nutzen uns die ausgedehnten Sandstrände wenig. So gelangen wir zum Porto di Vignola. Wir parken direkt neben einem Kinderspielplatz, was unseren Kleinen natürlich besonders gefällt.

Nachdem sie einige Zeit herumgetobt haben, gehen wir zum Strand. Der Wind hat mittlerweile wieder Sturmstärke erreicht. Das Meer hat Schaumkronen – ein Paradies für Surfer. Tatsächlich sind auch hier wieder welche auf dem Wasser. Vermutlich ist der April in Sardinien ein Geheimtipp für Surfer.

Surfcracks warten bei Windstärke 10 auf mehr Wind

Wir gehen Spaghetti essen, bevor wir weiterfahren. Als wir später an einem Schild 'Formaggio' vorbei kommen, halten wir an. Annemarie möchte gerne einen echten sardischen Pecorino haben. Für 29.000 Lire erwerben wir einen 1,6 Kilo schweren, runden Käselaib und erhalten nebenbei die Gelegenheit, einen Blick in eine typische sardische Käserei zu werfen.

Bei diesem Anblick läuft mir das Wasser im Mund zusammen

Wir fahren weiter die Küste entlang nach Südwesten. In Isola Rossa besichtigen wir einen Festungsturm und jagen die Kinder so lange auf den Felsen herum, bis sie müde sind. Weiter geht die Fahrt. Wir sollten dringend unsere Toilette leeren und Frischwasser tanken, aber alle Campingplätze haben noch geschlossen. Bei mehreren Tankstellen halten wir an und fragen nach Wasser, aber die meisten haben ihr Wasser selbst nur in Kanistern.

Bei Badesi biegen wir ins Landesinnere ab. Vielleicht finden wir in den Bergen Wasser. Aber auch im Hinterland finden wir nichts. Allmählich beginnt es zu dämmern. Das Klo ist immer noch voll und der Wassertank ist auch leer. In Perfugas sieht Annemarie in einem Garten einen Wasserschlauch liegen und befiehlt mir zu halten. Ich mache mich auf meinem Fahrersitz ganz klein, während Annemarie im Haus nach Wasser fragt. Tatsächlich erhält sie die Erlaubnis, unseren Tank mit dem Schlauch zu füllen.

Es wird schon dunkel, als wir nach Sedini kommen. An der Hauptstrasse finden wir den Wegweiser zu einer Wohnmobil-Entsorgungsstation. Die ist aber noch im Bau, stellen wir fest, als wir dort ankommen. Wir verlassen die Ortschaft wieder, und finden einen Müllplatz, wo wir uns leichten Herzens vom Inhalt unserer Toilette trennen. Solchermaßen erleichtert kehren wir nach Sedini zurück und stellen uns auf den Parkplatz beim Sportplatz, um zu schlafen.