Heute morgen liegt unser Stellplatz im Schatten des Felsengebirges neben uns. Wahrscheinlich, weil es nicht so heiß ist wie sonst, schlafen wir länger als gewöhnlich. Ich stelle Tisch und Stühle für das Frühstück auf und beschäftige nach dem Essen die Kinder mit einer Wanderung an das Ende der Bucht. Als wir zurück kommen, ist unser Wohnmobil von einer Schafherde belagert. Die Herde zieht an unserem Domizil vorbei um dann im Schatten des Felsengebirges zu grasen.
Eines der Tiere scheint müde, krank oder trächtig zu sein, denn es legt sich abseits der Herde hin. Fabian ist rührend um das Schaf bemüht, denn er streichelt das Mähmäh und bietet ihm einzelne Grashalme zum Fressen an. Das Schaf ignoriert ihn.
Annemarie und die Kinder gehen am Vormittag auf Muschel- und Krebssuche, während ich im Wohnmobil an unserem Reisetagebuch arbeite.
Gegen Mittag kühlen wir uns noch mal in der eiskalten Quelle ab. Auch die Kinder werden einmal hinein gehalten, denn sie glauben uns einfach nicht, daß das Wasser so kalt ist. Ich tauche einmal unter und versuche heute länger im Wasser zu bleiben, aber mehr als ein paar Sekunden ist nicht drin. Annemarie beläßt es auch heute bei der Katzenwäsche.
Nachdem alle sauber und abgekühlt sind, kommen die Kinder in ihr Bett und wir nehmen die Fahrt wieder auf. Unsere Tour geht durch die fruchtbare Ebene in der Umgebung von Krioneri. Wasser gibt es hier im Überfluß, deshalb scheint alles wie im Schlaraffenland zu wachsen.
An einer Weggabelung zweigen wir auf einen Agrarweg ab, der parallel zum Meer in nördliche Richtung zu verlaufen scheint. Im Hintergrund sehen wir noch den riesigen Felsberg, neben dem wir heute nacht geschlafen haben. Wir fahren einige Zeit, müssen ein paarmal die Richtung wechseln und stehen nach einer halben Stunde vor dem Ende des Teerbandes. Jetzt geht es auf Schotter weiter. Wir tuckern ewige Zeiten auf endlos langen geraden Schotterwegen, biegen mehrfach ab, wenn einer der Wege zu Ende ist, bis wir endlich, nach vielleicht eineinhalb Stunden wieder Asphalt unter den Rädern haben. Wir gelangen in eine Ortschaft und stellen fest, daß wir heute morgen an dieser Stelle Richtung Meer abgebogen sind. Wir sind den halben Vormittag im Kreis gefahren.
OK, jetzt geht es auf der Nationalstraße vorwärts. Die Karte, die wir gestern gekauft haben, erweist sich als nicht besonders genau.
In Messologi essen wir in einer Taverne, die ihre Tische im Park aufgestellt hat, zu Mittag. Die Kinder werden gerade rechtzeitig wach um an dem Mahl teilzunehmen. Allerdings haben wir die Kleinen schon vorhin abgefüttert und so haben sie keinen Sinn fürs Essen. Ihnen steht der Sinn eher nach Eis und dem Spielplatz, den Sarah auf der anderen Seite des Parks gesichtet hat.
Fabian hat heute aus erzieherischen Gründen Eisverbot. Er geht mit Mama Schaufenster bummeln, während Sarah mit mir nach einer Eistruhe sucht und sich dort ein Eis aussuchen darf.
Als wir weiterfahren, entdecken wir nicht weit von Messogoli entfernt, riesige Salzseen und einen großen Salzberg. In unmittelbarer Nähe steht auch das Salzwerk Kalas, dessen Salz ich schon oft gekauft habe. Jetzt habe ich endlich einmal gesehen, wo mein Lieblingssalz her kommt.
Wir passieren Astakos und setzen unsere Fahrt Richtung Mitikas fort. Unterwegs helfen wir mal wieder einer älteren Schildkrötendame über die Straße. Die ist davon gar nicht angetan und faucht uns mächtig an.
In Mitikas angekommen, suchen wir das Plätzchen auf, daß der Schulz in seinem Reiseführer über Nordgriechenland als paradiesisch beschreibt – vergeßt es. Wir haben es gefunden und als Beweis ein Foto mit dem exakt gleichen Blickwinkel aufgenommen. Was das Foto jedoch nicht zeigt, ist die riesige Baustelle direkt rechts der Kulisse. Hier entsteht ein Ferienhaus neben dem anderen. Einen Stellplatz kann man beim besten Willen hier nicht mehr finden. Wir fahren schnell weiter.
Annemarie flucht und droht den Schulz aus dem Fenster zu werfen. Sie tut es aber nicht. Ich finde seinen Schreibstil nicht übel und wenn ich weiß, daß das was er als paradiesisch beschreibt, diesem Prädikat meist nicht gerecht wird, dann habe ich schon vorher keine allzu großen Erwartungen. Wenigstens kann ich anhand der Beschreibungen die Gegebenheiten des Geländes, die Strandart und manchmal auch Tips zur Umgebung zu einer Gegend nachlesen.
In der Ortschaft Paleros finden wir einen Brunnen, wo wir unsere Wasservorräte nachfüllen. Es ist schon spät, deshalb lassen wir uns am Strand von Paleros zur Nachtruhe nieder. Ein weitläufiges Sandgelände lädt zum Verweilen ein. Ob das Wasser hier zum Baden geeignet ist, werden wir morgen austesten. Zunächst steht uns der Sinn nur noch nach Abendessen und Schlafen. Ich lade den Roller ab und fahre Einkaufen. An den Bergen, die das Tal umgeben, hängen schwarze Gewitterwolken. Vielleicht wird es endlich mal richtig regnen. Das Wohnmobil und der Roller hätten es nötig.
Heute haben übrigens die Breidis angerufen. Sie sind bereits in Venedig und morgen mittag legt ihre Fähre ab. Am Samstag um 14:30 treffen sie in Igoumenitsa ein und ca. um 16 Uhr werden wir uns an der Fähre von Preveza treffen.