Dienstag, 10. April 2001

Am späten Vormittag brechen wir auf, jedoch nicht ohne zuvor im Hafen unseren Frischwassertank wieder aufgefüllt zu haben. Bei dem spärlichen Druck des Wasseranschlusses direkt an der Mole dauert es fast eine halbe Stunde, bis der 250 Liter fassende Tanke wieder voll ist.

Das erste Ziel dieses Tages liegt nur vier Kilometer außerhalb der Stadt. Bevor wir Sciacca verlassen, wollen wir die merkwürdigen Köpfe des 1967 verstorbenen Filippo Bentivegna besichtigen. Dieser zu Lebzeiten als verrückt geltende Italiener hatte in Amerika ein kleines Vermögen angesammelt, dass er, zurück in seiner Heimat dazu nutzte, fast 50 Jahre lang an seinen skurrilen Köpfen zu meißeln.

Das Gelände kann man inzwischen besichtigen. Aus dem Castello Incantato, dem verzauberten Schloß, des Sonderlings wurde ein beliebtes Besichtigungsziel, dass auch in vielen Reiseführern zu finden ist. Mir und Fabian haben die kleinen Höhlenlabyrinthe, die sich ebenfalls auf dem Gelände befinden, mehr Spaß gemacht, als die vielen tausend, meist ernst dreinschauenden Steinköpfe.

Nachdem wir die Besichtigung abgeschlossen haben, setzen wir unsere Fahrt entlang der Küste fort. In Porto Palo legen wir eine Mittagspause am Hafen ein. Es wird höchste Zeit, denn die Kinder sind fast am Verhungern, jedenfalls dem Gejammer nach.

Im Hafen von Porto Palo

Das Wetter ist heute wieder schwer einzuschätzen. In der Sonne ist es sehr warm aber der starke Wind kühlt einen aus. Sarah und Fabian springen im Hafengelände herum. Irgendwann kommt Sarah zum Wohnmobil und meint, ihr sei so warm. Daraufhin zieht Annemarie ihr den Pulli aus, den sie über ihr T-Shirt trägt. Das ist wahrscheinlich ein Fehler, wie sich später herausstellen wird.

Mama hat Pudding gekocht: lecker

Nach der Mittagspause setzen wir unseren Weg nach Selinunte fort. Diese altgriechische Ausgrabungsstätte gehört, zusammen mit Agrigento, zu den wichtigsten Überbleibseln der griechischen Epochen auf Sizilien. Es ist nicht mehr weit bis Selinunte. Wir erreichen die Stätte ohne Suchen zu müssen. Die Ausschilderung ist ausnahmsweise einmal vorbildlich, außerdem braucht man nur den Konvois von Reisebussen zu folgen. 

Auf dem Parkplatz der Stätte parken auch bereits etliche Wohnmobile. Merkwürdigerweise sind auch viele deutsche Mobile darunter. So viele haben wir während der ganzen bisherigen Tour nicht gesehen.

Selinunt war eine zwischen 500 und 400 v Chr. eine reiche Siedlung unter griechischer Herrschaft. Die Ganzzeit, während der eine ganze Reihe von Tempeln erbaut wurde, währte jedoch nicht sehr lange. Die Tempel waren allesamt eingefallen. Einer von ihnen wurde wieder aufgebaut. An die restlichen Tempel erinnern nur Trümmerfelder und umgestürzte Säulen. Trotzdem ist das Gelände interessant anzuschauen. 

Einer der Ureinwohner Selinuntes

Für tausende Sizilientouristen gehört Selinunte zum Pflichtprogramm. Von hier aus starten die meisten direkt nach Palermo durch. Unsere Tour soll jedoch auch den Westen der Insel umfassen und so fahren wir Richtung Westen weiter. Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit bleiben wir in der verlassenen Feriensiedlung Tre Fontane in Strandnähe auf einer, ausnahmsweise unbebauten, freien und ebenen Fläche stehen um zu übernachten. 

Beim Abendessen und anschließenden Kartenspiel ist mit Sarah noch alles in Ordnung. Später schlafen die Kinder hinten im Kinderzimmer, während wir Eltern uns einen Krimi im Fernsehen anschauen. Als wir schließlich ins Bett gehen und Annemarie nochmals ins Kinderzimmer schaut, stellt sie fest, dass unser Töchterchen glüht. Sarah haat Fieber. Wahrscheinlich hat sie sich heute Mittag erkältet. Annemarie zieht mit Sarah in den Alkoven und ich lege mich zu Fabian ins Kinderzimmer. Für Annemarie wird es keine angenehme Nacht, denn Sarah leidet sehr unter Kopfschmerzen. Erst ein Fieberzäpfchen bring etwas Besserung und Schlaf.

 

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