In der Nacht bricht das Unwetter über uns herein. Es beginnt mit einem Sturm, dass unser Wohnmobil wackelt. Über dem Meer entlädt sich das Gewitter zuerst. Es hagelt Blitze, dass die Nacht fast zum Tag wird. Es blitzt am laufenden Band. Schließlich gewittert es auch über uns. Der Regen prasselt in Sturzbächen auf uns hernieder doch die reparierte Dachluke ist dicht. Sarah krabbelt zu uns ins Bett, sie hat Angst vor dem Gewitter. Dafür wechselt Annemarie zu Fabian ins Kinderzimmer. Trotz des Lärms um uns herum schlafen wir wieder ein. Als wir aufstehen, ist unser Teppich schon fast wieder trocken. Wir räumen ihn weg und frühstücken. Danach brechen wir auf.
Fabian klagt heute morgen über Ohren- schmerzen.
Wahrscheinlich hat er gestern beim Toben im Meer Wasser in die Ohren bekommen. Annemarie greift auf ein Hausmittelchen zurück und macht Zwiebelsäckchen, die Fabian auf das Ohr gebunden bekommt. Zusammen mit ein paar homöopathischen Kügelchen geht es dem kleinen Mann bald schon wieder gut.
Die Strecke führt uns entlang des Golf von Sant'Eufemia, wo ich gestern meine Rollertour abbrach. Schließlich biegen wir von der SS18 auf die SS522 ab, welche die Landzunge bis zum Capo Vaticano umrundet. Es ist eine ziemliche Kurverei. Die Ortsdurchfahrt von Vibo Valentia Marina ist eine echte Herausforderung für den Kapitän einer Landjacht von unseren Ausmaßen. Aber wieder einmal durchstehen wir das Ganze ohne einen Kratzer. Ehe wir uns versehen, befinden wir uns im Stadtgebiet von Tropea [9], einer kleinen, auf Felsen an der Küste gebauten Stadt. Der einzige Ausweg, dem engen Städtchen zu entgehen, scheint uns die Strasse hinunter zum Hafen zu sein. Diese Strasse führt jedoch in engen Serpentinen hinunter. Die Haarnadelkurven sind so eng, dass ich mehrmals zurücksetzen muss, um hindurch zu kommen. Am Hafen finden wir jedoch auch keinen Platz für uns und so fahren wir noch etwas weiter die Küste entlang. Unsere Idee ist, das Wohnmobil zu parken, den Kindern etwas zu essen zu machen, während ich mit dem Roller nach einem Platz suche. Zwischen Tropea und dem Capo Vaticano finden wir diesen Platz direkt am Ufer des Meeres. Es ist zwar nicht besonders schön hier, aber es ist eben und ich kann den Roller von der Rampe holen.
Während sich über uns schon wieder schwarze Wolken auftürmen, mache ich mich mit dem Roller auf Richtung Tropea. Der erste Platz, den ich erkunde, nennt sich 'Grand Canyon', weil er in einer Schluckt liegt. Hier gibt es einen Sosta Camper direkt am Meer. 15 Euro pro Nacht kostet es, hier zu stehen.
Ich fahre weiter. Es gibt viele kleine Sträßchen, die zum Meer hinunter führen. Allen ist gemeinsam, dass sie sehr steil sind (teilweise 15% Gefälle) und unten gepflegte Strände warten. Es ist verwunderlich, dass es trotz der Steilküste noch Sandstrände gibt.
Meist werden unten jedoch Parkgebühren erhoben. Parken für Wohnmobile ist in dieser Gegend meist verboten. Gerade als ich eine sehr steile Strecke mit 15% Steigung hinunter fahre und darüber nachdenke, ob es ein Wohnmobil diesen Berg wieder hinauf schaffen würde, finde ich unten eine Kolonie Wohnmobile vor. Allerdings gibt es keine freien Plätze mehr.
Ich komme nach Tropea. Dieses kleine Städtchen hat wirklich Flair. Es ist an der Küste direkt auf Felsen gebaut. Unterhalb des Städtchens gibt es Sandstrände, Campingplätze und einen Yachthafen.
Ein kleinerer Felsen mit einer Kapelle darauf sieht malerisch aus und bietet eine schöne Aussicht auf die Bucht von Tropea.
Tropea wäre bestimmt einen Stadtbummel wert. Für unser Wohnmobil ist es jedoch zu eng. Wozu haben wir auch unsere Motorroller? Ich kehre zum Wohnmobil zurück und erstatte Bericht. Ich habe Hunger und genieße die Kartoffelsuppe, die Annemarie gekocht hat. Nach dem Essen lege ich für die Kinder einen Film ein, denn es beginnt zu regnen.
Als der Regen am Nachmittag aufhört, mache ich mich mit dem Roller nochmals auf den Weg, diesmal in die andere Richtung. Wieder finde ich jede Menge steile Sträßchen hinunter zum Strand. Oft befinden sich unten Campingplätze, und ich frage mich, wie ein Wohnwagengespann diese steile Auffahrten bewältigen kann.
Man kann von hier aus den Stromboli am Horizont aus dem Meer aufragen sehen.
Ich komme an das Capo Vaticano. Hier gibt es einen Aussichtspunkt, von wo aus man hinunter auf das Meer und die benachbarten Buchten blicken kann.
Ich setze meine Tour fort bis ich das Ende der Landzunge bei Nicotera sehen kann.
Was dort dort unten vor uns liegt, sieht wieder viel versprechend aus, denn die Gegend scheint wieder flacher zu werden. Das bedeutet, dass man auch mit dem Wohnmobil besser an den Strand kommt. Ins Tal hinunter zu fahren, habe ich keine Lust mehr. Ich kehre um und kaufe noch etwas ein, bevor ich beim Wohnmobil eintreffe. Unter anderem kaufe ich auch einen Zopf Zwiebeln, die hier eine Spezialität zu sein scheinen. Man bekommt hier sogar Zwiebelmarmelade. Ich habe zwei Gläschen mit Calabrischen Spezialitäten gekauft: eine sehr schafe Chilipaste und eine Zwiebelpaste, die ebenfalls mit Chili verfeinert ist.
Annemarie nimmt die Zwiebeln zum Anlass, eine spezielle Kreation zuzubereiten, die jedem Calabrischen Kochbuch zur Ehre gereichen würde.
Wir lassen uns auch einen Namen dafür einfallen: 'Calabrisches Zwiebelgoulasch a la Mama'. Am Abend, als Fabian endlich eingeschlafen ist, spielen Annemarie, Sarah und ich noch etwas Uno. Unser Töchterchen genießt diese gemütlichen Abende zu dritt. Fabian ist noch etwas zu klein für dieses Kartenspiel. Er kann auch überhaupt nicht verlieren. Wir würden uns keinen Gefallen tun, wenn wir zu viert spielen würden.