Noch eine Nacht werden wir hier nicht verbringen, soweit sind Annemarie und ich uns Morgens einig. Heute wird es voll an unserem Strand, das zeichnet sich bereits um 8 Uhr morgens ab. Denn während wir noch im Bett liegen, treffen scharenweise plappernde Italiener ein. Ich schäle mich aus dem Bett und stelle unseren Schirm am Strand auf, damit wir wenigstens ein kleines Plätzchen für uns ergattern können. Ein derartiges Gewusel ist eigentlich nicht unser Ding, aber da heute Sonntag ist, wird es nirgends anders sein, deshalb bleiben wir heute noch hier. Erst am Abend werden wir weiter fahren.
Nach dem Frühstück fährt Annemarie mit Sarah zum shoppen in die Stadt. Das haben die beiden Frauen bereits gestern Abend vereinbart. Sarah wünscht sich einen neuen Bikini und findet auch einen sehr schönen. Direkt nach ihrer Rückkehr findet eine Modeschau statt.
Fabian darf anschließend auch nochmals in die Stadt fahren, als Annemarie Hähnchen fürs Mittagessen besorgt. Ich fühle mich mittlerweile selbst schon wie ein Italiener, denn ich bin umgeben von ihnen und höre nur noch italienisches Geplapper. Bis auf 50 Zentimeter sind sie schon an mich herangekommen. Ständig muss ich meine Liege verschieben, um wenigstens ein wenig Abstand zu haben.
Nach der Mittagspause fahre ich mit dem Roller los, um einen neuen Platz für uns zu erkunden. Ich finde mehrere Sosta Camper, die zwischen Gratis und 18 Euro pro Nacht differieren. Wie immer dokumentiere ich alles mit der Digitalkamera, damit wir danach beim Wohnmobil gemeinsam entscheiden können. Le Castella ist ein netter Ort, den zu besuchen bestimmt auch den Kindern Freude machen wird.
Besonders, weil man hier herrlich über Felsen klettern kann und zum Baden auch über Felsen klettern muss. Dies wäre bestimmt eine willkommene Abwechslung zu den ständigen Sandstränden.
Am Abend räumen wir zusammen und brechen auf. Wir haben uns entschieden, die Nacht auf einem Sosta Camper am Meer zu verbringen, der wahrscheinlich gratis ist. Morgen werden wir dann vielleicht auf einen schönen Sosta Camper in der Nähe von Le Castella fahren, der 10 Euro kostet, aber nicht am Meer ist. Wenn wir baden möchten, müssen wir mit dem Roller zu einem Strand fahren. Es gibt aber schöne Bäume und viel Wasser. Annemarie hat schon mehrfach angedeutet, dass sie einige Wäschestücke auswaschen möchte. Unsere Badetücher muss man mittlerweile über das Knie brechen, wenn man sie zusammen legen möchte.
Es sind 11 Kilometer von unserem Strand bis zum neuen Übernachtungsplatz [14]. Wir stellen und zu den italienischen Wohnmobilen, die schon auf dem Platz stehen.
Annemarie und die Kinder gehen mit Jessica spazieren und kommen lange nicht wieder. Schließlich gehe ich nachsehen, wo der Rest meiner Familie abgeblieben ist und finde Annemarie etwas entfernt am Strand ins Gespräch mit einem Italiener vertieft, der mit seinem Wohnmobil hier alleine steht. Es bedeutet uns, doch hierher zu kommen. auch auf diesem Platz könne man frei stehen und es sei lange nicht so viel los, als auf dem Platz wo unser Wohnmobil jetzt gerade abgestellt ist. Wir ziehen um.
Nach dem Abendessen schreibe ich noch ein wenig und gehe dann bald ins Bett. Wenn wir geglaubt haben, heute Nacht unsere Ruhe zu haben, so werden wir nun eines Besseren belehrt. Irgendeine heilige Madonna scheint heute ihren Namens-, Geburts- oder Sonstwas-Tag zu haben und ihr zu Ehren werden überall am Strand Feuer entzündet – auch direkt hinter unserem Wohnmobil. Das war's dann mit der Ruhe. Zu allem Überfluss lädt unser Wohnmobilnachbar, der uns zuvor von der Ruhe dieses Platzes vorgeschwärmt hat, zwei Nachwuchs-Mafiosis zu sich ein und lautstark diskutieren die drei über das deutsche Sozialsystem oder so etwas ähnliches. Er arbeitete in den Siebzigern einige Jahre in Deutschland und lässt es sich vermutlich von der Rente hier in Süditalien gut gehen. Ich suche nach Ohrenstopfen, finde aber keine. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als die Fenster zu schließen.