Vom heutigen Tag gibt es mal wieder nicht viel zu erzählen. Der Campingplatz ist bis auf den letzten Quadratzentimeter belegt und mir wird mal wieder klar, wo meine Prioritäten liegen. Ich mag derartige Campingplätze nicht besonders. Mir ist die Freiheit eines menschenleeren Strandes einfach lieber. Auf diesem Campingplatz kennt jeder jeden und die meisten fahren schon jahrelang hierher. Die Menschen, die hier Urlaub machen, sind super drauf und wirklich nett und hilfsbereit, aber ich brauche einfach etwas anderes.
Da es aber nicht nur nach mir, sondern auch nach Annemarie und den Kindern geht, versuche ich das Beste aus der Situation zu machen. Beim Frühstück hat Fabian wieder einen seiner Ausraster und tritt mit dem Fuß gegen den gedeckten Tisch, worauf alle Tassen nur noch halbvoll sind. Er handelt sich damit ein Eisverbot für den heutigen Tag ein. Außerdem darf er nach dem Frühstück meine mit Kaffee bekleckerte Shorts waschen.
Willi und ich riggen heute unsere Surfbretter auf. Schließlich kommt man ja zum Surfen nach Fini.
Mein erster Schlag aufs offene Meer hinaus wird auch gleich ein Kampf ums Zurückkommen, denn der Wind ist überaus böig und wird, sobald man die schützenden Felsen am linken Rand der Bucht verlässt, so stark, dass das Meer schäumt. Mit den wechselnden Windstärken komme ich nicht zurecht. Außerdem ist mein Segel irgendwie total falsch eingestellt. Manchmal ist der Wind für meine bescheidenen Surfkenntnisse noch beherrschbar. Im nächsten Augenblick fegt eine Windböe das Segel um den Mast und mich als hilfloses Anhängsel im hohen Bogen ins Meer. Mit 10cm längeren Armen erreiche ich wieder das schützende Ufer. Meine Unterarme schmerzen und für heute habe ich keine Lust mehr auf weitere Surfabenteuer.
Sarah und Isabell haben Gefallen an zwei kleinen Dackeldamen gefunden und führen sie nun Gassi. Die sind ja so süß!
Das Wohnmobil ist verwaist. Ab und zu sitzen ein paar Kinder davor, manchmal ist auch eines der Unseren dabei. Ich nehme meinen Walkman und lege mich mit einer Liege an den Strand. Hier verbringe ich den Nachmittag. Annemarie wird wieder irgendwo plaudern.
So vergeht der Tag. Auf Willi kommt nicht viel zum Surfen. Schade, denn er hatte sich so darauf gefreut. Immerhin kann Sonja ein paar Bilder fürs Familienalbum schießen, die beweisen, das Willi in diesem Urlaub auf einem Surfbrett stand.
Am Abend fahre ich mit dem Roller nach Fini um Fleisch zu kaufen. Wir möchten nochmals einen gemeinsamen Grillabend veranstalten.
Willi ist, wie immer, der Chef de Grill
Nach dem Essen gerät der Abend aber wieder etwas aus den Fugen, denn Fabian hatte sich gestern, als wir die Kinder nach dem Restaurantbesuch ins Bett holen wollten, für heute eine 20-Uhr-ins-Bett-Strafe eingehandelt. Fabian und wir wissen, warum. Als wir ihn also nach dem Essen ins Wohnmobil bringen wollen, veranstaltet Fabian ein Drama, dass uns auf dem ganzen Campingplatz als Rabeneltern bekannt macht, die ihren strampelnden, schreienden und mit wüsten Beschimpfungen seiner Eltern um sich brüllenden Sohn mit Gewalt ins Wohnmobil zerren und ihn ins Bett stopfen. Was solls, ich kann damit leben. Fabian geht jedenfalls ins Bett. Er hat ohnehin Glück gehabt, dass das Abendessen erst um 21:30 Uhr abgeschlossen ist. Ich schicke Annemarie zurück zur gemütlichen Runde, die heute vor dem Wohnmobil von Familie Fritz, am äußersten Rand des Platzes stattfindet. Ich selbst bleibe im Wohnmobil bis Fabian eingeschlafen ist (und ein bisschen länger).
Später gehen Willi und ich in die Campingplatzbar auf ein Bier, während die Frauen sich mit zwei Flaschen Ouzo bewaffnet an den Strand begeben, um gemeinsam den Vollmond anzuheulen, der heute in voller Pracht zu sehen ist.
Nächtliches Happening am Strand…
Um 2 Uhr gehen wir ins Bett.