Heute brechen wir zu neuen Abenteuern auf. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von unseren neuen Freunden und machen uns auf den Weg. Das Ziel für die nächsten Tage ist die Halbinsel Mani.
Unterwegs müssen wir einige Dinge erledigen. Unter anderem müssen wir einkaufen und Frischwasser bunkern. Das Einkaufen erledigen wir in Areopolis. Dort gibt es einen Supermarkt, von dem Annemarie noch weiß, dass sie dort letztes Jahr ein Kilo Orangen für 20 Cent bekam. Dieses Jahr kostet dort das Kilo sogar nur 19 Cent und so stapelt Annemarie mehrere Tragetaschen voller Orangen, insgesamt 37 Kilo, in die Heckgarage unseres Wohnmobils. Ab jetzt gibt es frisch gepressten Orangensaft bis zum Abwinken. Gut, dass wir dieses Jahr so viel Platz zum Laden frei haben.
Das Problem mit dem Frischwasser regelt sich wenige Kilometer weiter an einer Tankstelle, wo wir auch gleich Diesel nachfüllen. Jetzt brauchen wir einen Badestopp. Der nächste uns bekannte Strand ist der Sauriereierstrand bei den Höhlen von Pirgos Dirou. Dorthin fahren wir als nächstes.
Bereits von oben sieht man, dass am Sauriereierstrand eine Wohnmobilarmada steht.
Unten angekommen, finden wir noch einen Platz für unsere Wohnmobil. Die Kinder und ich stürzen uns sofort in die Fluten. "Stürzen" ist allerdings das falsche Verb. "Humpeln" trifft dass, was man hier über die großen und glitschigen Kiesel macht, besser. Wenn man hier nicht aufpasst, hat man sich schnell den Knöchel oder Fuß verletzt. Noch eines ist störend: die Kiesel (Sauriereier) sind zum Teil mit Teer beschmutzt. Im Nu hat man sich hier die Badesachen, die Handtücher und ggf. auch die Polster im Wohnmobil versaut. Wenn man aber den Kieselstreifen hinter sich hat, besteht der Meeresboden aus feinstem grauem Sand, der dem Meer eine traumhaft türkise Farbe gibt.
Vorne große Kiesel, weiter im Meer feiner Sandstrand: der Sauriereierstrand
Wir baden über zwei Stunden. Auf der Rückseite des an die Bucht angrenzenden Berges scheint sich ein Waldbrand gebildet zu haben. Eine dunkle Rauchwolke erhebt sich von der uns abgewandten Seite des Berges und zieht über die Bucht.
Hinter dem Berg brennt es.
So schön, dass wir hier bleiben wollen, ist es aber auf diesem Platz nicht. Deshalb brechen wir nach einer kurzen Mittagspause wieder auf.
Ich habe einige Punkte auf meinem GPS-Gerät gespeichert, an denen es schöne Strände geben soll. Beim Versuch, den Strand von Mezapos zu erreichen, geraten wir kurz mit unserem Wohnmobil in eine etwas kritische Situation, bei der es eng und gleichzeitig noch steil zu geht. Wir müssen wenden, haben aber eigentlich keinen Platz dazu. Gott sei Dank fahre ich mittlerweile lange genug Wohnmobil um auch diese Situation zu meistern. Wir wenden auf der Stelle und verlassen diesen Ort. Allerdings würde es mit dem Motorroller schon weiter gehen. Annemarie macht den Vorschlag und besteht darauf, dass ich das Wohnmobil an der nächsten Gelegenheit abstelle und den Roller ablade, um die Landzunge rund um die Ortschaft Stavri zu erkunden. Nun gut, wenn man mich so dazu auffordert…
Der Strand von Mezapos stellt sich als ein winziger Kiesstand inmitten von Felsküste, am Rand der Ortschaft heraus
In sengender Hitze, bei der auch der Fahrtwind keine Abkühlung mehr bringt, erkunde ich den Landstrich. Allerdings ist die Gegend so karg, dass es außer der Kargheit selbst, nichts zu sehen gibt.
Die Mani ist ein extrem dünn besiedelter Landstich. Angesichts der steinigen Böden, der extremen Hitze und der Wasserknappheit ist das auch kein Wunder.
In sengender Hitze erreiche ich triefnass geschwitzt und innerlich ausgetrocknet wieder das Wohnmobil. Nachdem ich meinen Wasserhaushalt ausgeglichen habe, lade ich den Roller auf und wir setzen unsere Fahrt um die Mani fort.
Auch der Strand von Gerolimenas erweißt sich als für uns ungeeignet.
So erreichen wir, viel schneller als wir uns das eigentlich vorgestellt hatten, den südlichen Zipfel der Mani, Porto Kagio. Die Strasse führt über einen Berg und endet sehr steil in ebendieser Ortschaft.
Blick auf Porto Kagio von oben.
Wir hätten es beim Blick von oben belassen sollen, denn die Abfahrt lohnt sich wirklich nicht. Nicht nur, dass die beiden einzigen wohnmobilgeeigneten Stellplätze von italienischen Wohnmobilen verstellt sind, auch das Wasser in der Bucht ist alles andere als sauber. Es mieft so sehr, dass die Kinder keine Lust haben hinein zu steigen.
Darum machen wir uns auf den Rückweg, der gleich zu Beginn so steil ist, dass unserem Dieselchen unterwegs die Puste ausgeht. Wir müssen zurück rollen, und es ein zweites mal mit mehr Anlauf und Drehzahl versuchen. Diesmal packt unser Turbodiesel die Steigung, heult aber auf halber Strecke plötzlich auf und beginnt schwarz zu qualmen. Ich kenne das Phänomen: Der Schlauch vom Turbolader ist herunter gesprungen. Das hat er öfter einmal. Qualmend bleiben wir in der ersten Haarnadelkurve stehen und ich mache mich mit einem Schraubenzieher an die Arbeit, die Schlauchschelle des Turboladerschlauchs wieder richtig anzuziehen.
Eine Reparatur, die mittlerweile bereits Routine geworden ist: der Turboladerschlauch hat sich gelöst.
Wir setzen die Fahrt fort, wobei wir bei Alika von der roten Strasse abbiegen, um an der Ostküste der Mani die Rundfahrt fortzusetzen. Schnell erkennen wir, dass es auch hier einen Brandherd geben muss. Schwarze Rauschschwaden steigen von den Hängen vor uns auf, zunächst sehen wir aber noch kein Feuer. Bald fahren wir jedoch durch verbranntes Gebiet und irgendwann sehen wir auch die Flammen. Ganze Ortschaften müssen von den Bränden eingeschlossen gewesen sein. Teilweise sind sogar Häuser vom Qualm geschwärzt.
Die Strasse führt durch das Bandgebiet
Die Feuerwehr kann nichts ausrichten. Dazu gibt es viel zu wenig Wasser. Sie versucht, wenigstens die Häuser zu schützen.
Die Flammen verwandeln das ohnehin nur spärlich vorhandene Grün in ein einziges Schwarz.
Auf der Weiterfahrt sehen wir viele Manioten mit besorgten Gesichtern. Es sieht so aus, als brenne die ganze Osthälfte der Mani. Auf der Weiterfahrt müssen wir aber erkennen, das nicht nur die Osthälfte brennt…
Als wir auf Kotronas zufahren, haben wir wieder eine schwarze Qualmfront vor uns. Das muss das Feuer sein, welches wir vom Sauriereierstrand heute Mittag gesehen haben. Wir beschließen, nicht an der Ostküste zu übernachten, sondern an Areopolis vorbei zu fahren und in der Bucht von Limeni zu übernachten. Hier kennen wir einen Stellplatz direkt am Wasser. Inzwischen ist es bereits dunkel geworden. Als wir den Berghang zur Bucht von Limeni herab fahren, sehen wir einen Feuerstreifen, der sich einen ganzen Bergrücken hinauf windet. Auch hier brennt ein ganzer Berg.
Wir parken am Strand von Limeni und essen zu Abend. Danach gehen Annemarie und die Kinder zu Bett. Ich schreibe noch unsere Erlebnisse auf. Von unserem augenblicklichen Standort sieht man nur ein schwaches oranges Leuchten hinter dem Berg. Es riecht leicht verbrannt.
Zwei Sunden später hat sich das Bild gewendet. Der Bergrücken leuchtet jetzt hell orange. Die Flammen nähern sich unserem augenblicklichen Standort. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir die Feuer sehen können. Wahrscheinlich müssen wir noch heute Nacht hier verschwinden. Annemarie macht den Vorschlag, zum Free Parking Platz in der Nähe zu fahren, aber dort könnten wir von den Flammen eingeschlossen werden, denn dort gibt es nur eine Zufahrt.
So sehen wir den Hügel oberhalb der Bucht von Limeni von unserem Standort aus. Als wir hier her kamen, brannte nur ein Berg im Hinterland. Das Feuer scheint jedoch mit rasanter Geschwindigkeit um sich zu greifen.