Obwohl es am Abend noch nicht so aussah, gibt es in der Nacht gleich mehrere Gewitter. Dabei regnet es in wahren Sturzbächen. Bis zum frühen Morgen hört man es immer wieder auf Wohnmobildach prasseln. Durch das Fenster sehe ich grauweißen Wolkenhimmel und habe daraufhin keine Lust, aufzustehen. Dem Rest der Familie scheint es gleich zu gehen. Bis 8:30 Uhr rührt sich niemand. Dann plötzlich reißt der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Ich stehe auf und begebe mich mit Sissy auf die morgentliche Kackrunde.
Ein strahlend blauer Himmel lässt hoffen, dass dieser Tag genau so warm wird, wie die letzten. Allerdings nahen vom Horizont her eine neue Wolken. Nach dem Frühstück hat die Sonne sich wieder hinter einer grauen Wolkendecke verkrochen.
Sissy muss heute einiges über sich ergehen lassen. Erst wird sie von den Kindern auf dem Steg ausgesetzt und traut sich nicht alleine zurück…
… dann lässt Fabian sie auf dem Schwimmbrett surfen.
Ich habe mir vor genommen, irgendwann, während unseres Aufenthalts in Ruska Wies, mit dem Roller zur Wolfsschanze zu fahren. Laut GPS-Routenplaner sind es nur 26 Kilometer dorthin. Das heutige Wetter ist genau das Richtige für einen derartigen Ausflug.
Ich packe meine Siebensachen, verabschiede mich von der Familie – von der mich niemand begleiten möchte – und mache mich auf den Weg. Unterwegs beginnt es leicht zu regnen. Macht nichts, ich habe mit einer Regenjacke vorgesorgt. Ich erreiche den Parkplatz bei N54 04.738 E21 29.611 um 11:15 Uhr. 12 Zloty kosten der Eintritt für mich und der Parkplatz für den Roller zusammen. Trotz des Wetters sind einige Besucher hier. Manche Gruppen haben einen Führer, der die einzelnen Stationen erklärt. Ich schließe mich, unfreiwillig, einer deutschsprachigen Führung an, die das gleiche Besichtigungstempo hat, wie ich.
Das Gelände ist sehr eindrucksvoll. Die mächtigen Bunker wurden mit gewaltigen Sprengstoffmengen von den Nazis selbst im Januar 1945 gesprengt, damit sie nicht von den heran rückenden Russen weiter verwendet werden konnten. Wie der Fremdenführer mehrfach betont, konnten die Bunkeranlagen nur von innen gesprengt werden. Von außen waren sie unzerstörbar. Aber selbst die verwendeten gigantischen Sprengstoffmengen konnten die Bunker nicht vollständig vernichten. Durch die Führung erhalte ich einiges an Hintergrundinformationen über die Geschichte der Wolfsschanze.
Ein Modell der stellt die Wolfsschanze dar, wie sie im Original mal ausgesehen haben mag. Allerdings ist das Modell recht lieblos aufgebaut.
Die Sprengung hat eine Bunkerwand zur Seite gekippt. Mit zahlreichen Holzstöcken wird diese Wand jetzt "abgestützt"
Gedenkstein an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Hitlers Bunker. Hier hat er insgesamt fast 900 Tage verbracht.
Nachdem ich meine Besichtigungsrunde vollendet habe, mache ich mich auf den Rückweg nach Ruska Wies. Unterwegs beginnt es, kräftig zu regnen. Dank der Regenjacke werde ich nicht vollständig nass. Kurz nachdem ich das Wohnmobil erreicht habe, beginnt es, wie aus Kübeln zu schütten. Es ist, als ob der Regen gewartet hätte, bis ich im Trockenen bin. Während es regnet, lege ich für die Kinder eine DVD ein und wir schauen uns einen Film an. Annemarie kocht nebenher eine Kartoffelsuppe mit unseren eigenen Pfifferlingen, die Annemarie eingefroren hatte.
Am Nachmittag parkt ein Passauer Wohnmobil neben uns. Sepp, Claudia und Christian sind eingetroffen. Den restlichen Tag verbringen wir mit Unterhaltungen, Bootfahren und Spielen.
Die Jungs haben die Spiele auf dem GPS-Gerät entdeckt
Am Abend lädt Annemarie zum Essen ein. Wir sitzen bis Mitternacht beieinander. Heute Nacht wird es wohl kein Gewitter geben.
Christian, Claudia und Sarah beim abendlichen Bootfahren