Trotz der relativen Unruhe auf dem Platz schlafen wir gut und lange. Um 9:30 Uhr starten wir ausgeschlafen und gefrühstückt über die italienische Grenze bei Chiasso. Caches links und rechts der Strecke ignorieren wir ab jetzt. Heute ist Kilometerfressen angesagt. Wir nehmen die italienische A9 bis Lainate, wechseln dort auf die A8 und kurz vor Mailand auf die A4, um Mailand im Osten zu umfahren. Nach Mailand nehmen wir die A1 und fahren immer Richtung Südosten. Man könnte den Tempomat einstellen, das Lenkrad festbinden um hinten einen Kaffee zu trinken, so gerade verläuft diese Autobahn. Spaßeshalber lasse ich das GPS-Gerät eine Alternativroute abseits der Autobahn ermitteln. Die errechnete Strecke ist jedoch rund 100 Kilometer länger als die Route über die Autobahn. Das ist auch kein Wunder denn die Autobahnroute entspricht annähernd der Luftlinie.
Auf italienischen Autobahnstationen finden sich immer wieder Entsorgungsstationen für Wohnmobile
Kurz hinter Bologna legen wir einen Tankstopp ein. Ich tanke jedoch nicht mehr ganz voll sondern kalkuliere, dass weitere 20 Liter Diesel bis Ancona reichen werden. In Griechenland ist der Diesel nach meinen Informationen ca. 10 Cent billiger als in Italien, wo der Preis momentan ungefähr auf gleichem Niveau liegt, wie in Deutschland.
Sissy will auch etwas sehen. So ein kleiner Hund hat es schon schwer!
Bei Cattolica verlassen wir die Autobahn. Insgesamt hat uns die Autobahn durch Italien ca. 24 Euro Maut gekostet. Den Rest der Strecke möchten wir am Meer entlang fahren. Der Straßenabschnitt zwischen Cattolica und Pesaro führt durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Die Straße windet sich in Serpentinen entlang der Küste. Die Gegend ist sehr bergig und man kommt nur langsam voran. Aber immer wieder wird man durch herrliche Ausblicke auf das weit unterhalb der Straße liegende Meer belohnt.
Blick aufs Meer
Es ist wunderschön hier, aber einen Platz zum Übernachten werden wir hier wohl nicht finden. So gelangen wir also nach Pesaro und fahren weiter, auf der Adriatica genannten SS16 am Meer entlang weiter Richtung Fano.
Dort unten ist das Meer
Unterwegs gibt es einige Strände, die man von der Straße aus sehen kann. Die Badegäste parken jedoch an der Straße und unterqueren die parallel zur Küste verlaufende Bahnlinie an vereinzelten Unterführungen. Das ist nichts für uns. Wir fahren weiter.
Die Bahnlinie ist uns schon aus früheren Jahren bekannt, als wir den gesamten italienischen Stiefel umrundet haben. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber die Italiener haben ihre gesamten Hauptverbindungslinien der Bahn entlang der Küsten gebaut. Wahrscheinlich deshalb, weil es an der Küste die wenigsten Steigungsstrecken gibt. Der Nachteil für Urlauber ist, dass man überall die Bahnstrecke entweder über- oder unterqueren muss. Die Unterführungen haben meist nur eine lichte Höhe von max. 2,5 Meter, sind also zu niedrig für Wohnmobile.
In Fano sehen wir rechts der Straße einen großen asphaltierten Platz, auf dem einige Lkws das Sonntagsfahrverbot abwarten und an dessen Rand zwei Wohnmobile stehen. Der Platz grenzt an eine Pizzeria, deren Anblick die Kinder dazu veranlasst, sich heftigst eine Pizza zu wünschen. Annemarie und ich sind uns nicht so sicher, ob dies ein geeigneter Platz zum Übernachten ist, aber gegen eine 'Pizza portare' (zum Mitnehmen) spricht nichts, und so ziehen Annemarie und Fabian los, um die Pizzen zu besorgen. Sie kommen jedoch nur mit zwei, statt mit vier Pizzen zurück. Annemarie erklärt, warum: Alle Pizzen seien verbrannt gewesen und sie hätte sich geweigert, diese Pizzen mitzunehmen. Gut, dass ich nicht dabei war. Ich hätte mir wahrscheinlich wieder ein Mauseloch zum Verkriechen gewünscht, als Annemarie mit dem Pizzabäcker diskutierte. Wir essen die beiden Pizzen und strecken das Mahl mit dem Inhalt unseres Kühlschranks. Übernachten werden wir hier sicher nicht, also werfe ich den Motor an und wir fahren weiter.
Hinter Fano kommen wir in voller Fahrt an einem Schild 'Sosta' mit Wohnmobilentsorgungssymbol vorbei (N43 48.425 E13 04.890). Ich steige auf die Bremse und suche einen Platz zum Wenden. Ein Sosta Camper, also ein Stellplatz für Wohnmobile, ist jetzt, in unserer Situation, genau das Richtige. An der Rezeption des Platzes erkundigen wir uns, ob es hier noch Platz für uns gibt. Es sind noch einige Parzellen frei und obwohl sich der Platz direkt neben der Bahnlinie befindet, beschießen wir zu bleiben. Wir einigen uns mit dem Platzbetreiber auf 27 Euro für 2 Nächte und einen Tag. Am Dienstag morgen um 9:00 Uhr werden wir weiter fahren. Bis Ancona sind es nur noch 40 Kilometer. Morgen kämen die Kinder schon mal ins Meer. Etwas Besseres finden wir sicher nicht mehr.
Wir richten uns auf unserer Parzelle etwas häuslich ein, fahren die Markise aus, stellen Tisch und Stühle auf und verbringen den Abend gemütlich vor unserem Wohnmobil, während sich die Kinder auf dem benachbarten Fußballplatz bei Flutlicht noch etwas austoben können.
In der Nacht höre ich jeden vorbeifahrenden Zug. Unser Standplatz liegt vielleicht 50 Meter von der Bahnlinie entfernt. Etwa alle 5 Minuten rast ein Zug mit mindestens 200 km/h am Platz vorbei. Güterzüge sind etwas langsamer und machen noch mehr Lärm. Ich bin froh, dass dieser Platz nur eine Durchgangstation für uns ist. Wie man hier Urlaub machen kann, ist mir schleierhaft. Die Italiener auf dem Platz scheint der Bahnlärm nichts auszumachen. Sie stehen teilweise unmittelbar neben den Gleisen und scheinen zufrieden zu sein. Also werden auch wir es hier für zwei Nächte aushalten.