Donnerstag, der 5. August 2010

Am Morgen stehe ich auf und schleiche mich ins Führerhaus. Da hier auf diesem Stellplatz nur 12 Stunden Stehen erlaubt ist, halte ich es für besser, vor dem Frühstück noch einen Standortwechsel vorzunehmen. Fabian ist schon wach und hört iPod, Sarah schläft aber noch. Wir fahren etwa 25 km Richtung Osten. Unterwegs krabbelt Fabian zu mir ins Führerhaus. Am Useriner See, an der Useriner Mühle veranlasst uns ein Cache an einem Badeplatz mit großzügigem Parkplatz (N53 19.313 E12 58.013) zum Stehenbleiben. Der Strand wirkt etwas heruntergekommen und eine proivisorische Bretterbude in Parkplatzmitte tituliert sich selbst als Seeräuberbar. Am Strand steht etwas zusammengenageltes, dass wie ein Seeräuberschiff aussehen soll. Auf den ersten Blick erweckt der Strand den Eindruck eines Abenteuerspielplatzes. Auf den zweiten Blick allerdings nicht mehr, denn Plakate am Kinder-Seeräuberschiff verbieten den Kindern das Spielen. Offenbar soll diese Bretterbude eine Bar darstellen.

Der Strand

Das Seeräuberschiff

Egal: wir frühstücken jetzt erst einmal. Natürlich holen wir uns zuvor den hiesigen Cache, der erst seit zwei Tagen ausgelegt ist und Teil einer Serie ist, die zu den schönsten Badestellen Mecklenburg-Vorpommerns führen will. Wir haben allerdings schon deutlich schönere Badeplätze auf dieser Reise gesehen. Nach dem Frühstück stellt sich die Frage: baden wir hier noch, oder fahren wir weiter? Wir hätten uns wohl für’s Baden entschieden, wenn nicht inzwischen der Seeräuber und seine Nachkommenschaft auf dem Platz erschienen wäre. Allesamt ungewaschene, verfilzte Aussteiger, die mit ein paar Brettern auf dem Parkplatz eine Abenteuer-Gastronomie aufziehen wollen. Auf uns wirken sie allerdings eher abschreckend und so lautet der Familienbeschluß: weiterfahren! Es kommen bestimmt noch andere schöne Badeplätze. Es ist ohnehin noch sehr früh und die Sonne lacht heute wieder vom nahezu wolkenfreien Himmel. Das wird ein schöner Badetag.

Ein weiterer Versuch, einen Badeplatz zu finden: Hier gefällt es den Kindern aus folgenden Gründen nicht: 1. Es gibt keinen Steg, von dem aus man ins Wasser springen kann und 2. Hier baden die Leute ja nackt!!!

Der nächste größere See auf der Strecke ist der Tollensesee. Wir versuchen unser Glück an der südwestlichen Spitze, bei Tollenseheim (N53 28.377 E13 11.464), indem wir nach links zum See abbiegen und auf einer immer enger werdenden Betonholperpiste Richtung See wackeln. Irgendwann müssen wir umkehren, denn die Panzerstraße ist bis auf Trabbibreite zugewachsen. Auch der nächste Versuch, bei Klein Nemerow (N53 29.371 E13 12.983) schlägt fehl. Hier gibt es einen Wohnmobilstellplatz, aber der ist weit vom See entfernt. Außerdem ist er eingezäunt und verschlossen – es könnte sich ja womöglich ein Wohnmobil hierher verirren! Wir wenden und fahren weiter. In Neustrelitz halten wir bei einem McDoof. Das heute Mittagessen besteht zur großen Freude der Kinder aus einem Berg Hamburger.

Einen Ich-bin-auch-hiergewesen-Cache muss ich in Neustrelitz natürlich suchen: er befindet sich am Luisentempel und ist mit einer kleinen Klettereinlage verbunden. Gut, dass ich noch leidlich beweglich bin.

Wir durchqueren die Stadt Neubrandenburg, ohne dass die Kinder sich überreden lassen würden, stehen zu bleiben und die schöne Stadt zu besichtigen. Wir sind ja auch auf der Suche nach einem Badeplatz.

Allerdings führt unsere Route nach Nordosten und somit langsam aus der Seenplatte heraus, Richtung Insel Usedom an der Ostsee. Wir halten bald an jedem kleinen See an der Strecke. Der Mühlenteich (N53 39.728 E13 32.408) sieht vielversprechend aus. Unter dem Protest der Kinder schleife ich die Bande hinter mir her an den erhofften Badestrand, um dann zugeben zu müssen: es gibt hier keinen Badestrand. Das Ufer ist morastig und sieht nor von weitem einladend aus. Fabian hätte mir das gleich sagen können. Er weiß alles! Immer!

Ich gebe ja zu: ein Badeplatz sieht anders aus

Inzwischen ist uns klar: Wir werden keinen Badesee mehr finden. Die Ostsee ist jedoch nicht mehr weit entfernt und die Kinder stimmen sich schon auf’s Baden im Meer ein. Wir überqueren die Brücke zur Insel Usedom bei Zecherin (N53 51.943 E13 49.643) gegen 15:00 Uhr. Jetzt wird es Zeit, sich neu zu orientieren. Am Besten wird sein, zur Nordküste zu fahren und dort mit der Suche nach einem schönen Campingplatz zu beginnen. Stellplätze scheint es hier ja nicht zu geben. Wir starten also nach Ückeritz (N54 00.914 E14 03.132) durch und folgen dort der Ausschilderung zum Campingplatz. Fabian hat keine Lust, den Platz zu besichtigen, und so lassen wir ihn beim Wohnmobil vor dem Platz zurück. Ich gehe mit Sarah das Areal und den Strand besichtigen. Um es kurz zu machen: Der Plart ist teuer, überfüllt und verfügt über einen Strandkorbstrand, der uns absolut nicht gefällt.

Dieser Haufen befindet sich direkt neben der Fahrradvermietung des Campingplatzes. So etwa könnte hier ein Kundengespräch verlaufen: „Ich möchte bitte zwei Räder mieten“. „Kein Problem. Nehmen sie sich zwei Stück vom Haufen!“

Strandkörbe so weit das Auge reicht!

Wir fahren weiter. Nächster Versuch: Kölpinsee (N54 02.331 E14 01.369), ähnliches Ergebnis, Platz allerdings noch teurer. Was uns hier auffällt und mir vorher nicht bewußt war: Wir drei können pro Tag nochmals 5€ Kurtaxe veranschlagen um überhaupt an den Strand zu dürfen. Da habe ich noch in keinem anderen Land erlebt.

… aber hier gibt es wenigstens keine Strandkorbsiedlung!

In Koserow liegt der Campingplatz an der Südseite eines Neubaugebietes, in dem viele Ferienhäuser gebaut werden. Um an den Strand zu gelangen, muss man erst ca. 200 Meter durch einen Wald laufen, dann ca. 300 Meter durch das Neubaugebiet und dann nochmals 300 Meter durch einen Wald. Danach steht man an einem Steilhang und muss noch gefühlte 200 Meter Treppen nach unten laufen, um zum Strand zu gelangen. Nichts für uns, obwohl mein altkluger Fabian meint, mir könne man es nie recht machen. Ihm wäre das nicht zu weit. Haha! Da kenne ich ihn besser.

Das Neubaugebiet

Blick von der Steilkante hinunter zum Strand

Nächster Versuch: bei Netzelkow (N54 01.614 E13 54.584) ist in der Promobil-App der einzige Stellplatz weit und breit ausgewiesen. Als wir dort ankommen, tritt wieder Ernüchterung ein: Hier kann man mitnichten baden! Das Wasser ist schmutzig und auch gar nicht zum Baden gedacht. Vielmehr befindet sich hier ein Anlegeplatz für abwrackungsbedürftige Seelenverkäufer und ältere Yachten. Wahrscheinlich sind hier die Liegeplatzkosten niedriger als sonstwo auf dieser Insel. Der Stellplatz besteht aus einem gemähten Wiesenstück nahe der Anlegestelle. Die Rezeption befindet sich in einem der Seelenverkäufer, der gleichzeitig auch als Restaurant dient. Ich muss den Kindern nicht erklären, dass ich hier nicht bleiben will. Sie wollen es auch nicht.

Ohne Worte…

Was will man dazu auch sagen?

Links das Restaurantschiff

Dieses schnuckelige Gartenhäuschen liegt auch hier am Steg

Jetzt wird es allerdings langsam Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden. Wir verlassen die Insel Usedom ungebadet wieder um 18:30 Uhr bei N54 03.295 E13 47.209 über eine eindrucksvolle Hebebrücke.

Gewaltige Gegengewichte gleichen die Masse der Fahrbahn aus

Es tut sich ein weiteres Problem auf: wir brauchen etwas zum Abendessen. Die Geschäfte in den kleineren Orten an der Strecke scheinen bereits um 18:00 Uhr geschlossen zu haben. Also starten wir schließlich in die nächstgrößere Stadt Greifswald durch. Hier gibt es einen Edeka (der allerdings bei unserer Ankunft nach 19:00Uhr auch schon geschlossen hat) und, als Plan B, einen Norma-Markt. Der hat allerdings bis 21:00 Uhr geöffnet. In meiner POI-Datenbank finde ich sogar einen Wohnmobilstellplatz in Greifswald, den die Promobil-App nicht kennt. Dorthin bringen wir unser frisch erworbenes Abendessen. Für sechs Euro die Nacht lassen wir uns nahe des Hafens von Greifswald nieder (N54 05.951 E13 23.427) und decken den Abendessentisch. Der Abend wird noch recht lustig und bis die Kinder im Bett sind, ist es bereits fast 22:00 Uhr. Für mich beginnt jetzt noch die Büroarbeit: Bilder aussortieren und Reisebericht schreiben. Aber ich tue es ja gerne!

Fabian, mein Hilfsnavigator