Sonntag, 27. Juni 1999

Heute wollen wir weiterfahren. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und machen die Mobile fahrfertig. Bald ist Vollmond und irgendwie verlaufen die familieninternen Dialoge heute etwas unharmonischer als gewöhnlich. Ich schiebe die Streitereien auf den Mond und denke mir nicht allzuviel dabei.

Der Weg, der von unserem Strand zur Hauptstraße führt, ist in machen Teilabschnitten sehr steil. Um zu verhindern, daß die Vorderräder unserer recht hecklastigen Fahrzeuge durchdrehen, verteilen wir die Kinder auf die Alkoven. Wir erreichen die Hauptstraße aber besser, als wir zwei Tage zuvor vermutet haben.

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Von Uwe und Ulrike haben wir uns bereits verabschiedet, die beiden möchten nach Diakofto auf den Peloponnes weiterfahren. Unsere Route soll uns zur Fähre nach Euböa bringen. Unterwegs versorgen wir uns mit Diesel und Wasser.

Gegen Mittag bekommen die Kinder Hunger und werden quengelig. Georg, der heute als Schrittmacher und Pfadfinder voraus fährt, bekommt den Auftrag, einen geeigneten Platz für die Rast ausfindig zu machen. Irgendwo nach Volos, auf einer breit ausgebauten Straße sieht er eine solche Stelle, tritt kräftig auf die Bremse, um die Einfahrt nicht zu verfehlen. Bei uns Nachfolgenden löst das den berüchtigten Staueffekt hervor. Helmut, der als letzter in der Kolonne unterwegs ist, muß fast eine Notbremsung hinlegen, um mir nicht hinten drauf zu knallen. Als wir wohlbehalten auf unserem Mittagsrastplatz stehen, bleibt Angelika noch einige Zeit kreidebleich im Auto sitzen. Die Bremsung muß ihr ziemlich in die Knochen gefahren sein.

P014574.jpg (19641 Byte)Nach einigen Irritationen ("Auf welcher Seite des Fahrzeugs ist doch gleich noch mal die Eingangstür?"), in deren Verlauf wir mit den drei Wohnmobilen eine seitenverkehrte Wagenburg mit außenliegenden Eingangstüren zusammenstellen und gleich wieder auflösen, schaffen wir es, unsere Fahrzeuge so zusammenzustellen, daß die drei Markisen ein geschlossenes Sonnendach bilden.

Die Frauen kochen Nudeln und diverse Soßen, während wir Männer uns für das heute stattfindende Formel-1 Rennen interessieren und versuchen, unsere Fernseher auf einen Sender abzustimmen, der das Rennen überträgt. Sehr zum Leidwesen der Frauen gelingt uns das. Wir finden einen griechischen Sender, der das Originalbild überträgt. Nach dem Essen versammeln sich die Michael Schuhmacher- und Mika Hakkinnen-Fans vor dem Fernseher um ihren jeweiligen Favoriten zuzujubeln. Die nicht rennsportinteressierten Frauen machen unserer vergnüglichen Runde allerdings ein jähes Ende, indem sie uns zur Weiterfahrt drängen. Mitten im Rennen müssen wir unser Happening beenden und unsere Wohnmobile zur Weiterfahrt vorbereiten.

So wie es zum Zeitpunkt des Abschaltens aussieht, wird Michael Schuhmacher erster und Mika Hakkinnen ist gerade noch in den Punkten. Später am Abend werden wir jedoch in den Nachrichten erfahren, daß Mika zweiter und Michael nur fünfter wird.

P014601.jpg (16888 Byte)Die Fahrt geht weiter Richtung Glifa, von wo aus die Fähre auf die Insel Euböa ablegt. Als wir dort ankommen, will das Schiff gerade ablegen. Man winkt uns ab Bord, während die Frauen an einem Schalter am Hafen die Tickets lösen sollen. Wir kommen problemlos an Bord, auch unsere Motorradrampe setzt nicht auf. Nachdem wir an Bord sind, werden die Leinen gelöst und es sieht so aus, als wolle die Fähre ablegen. Wir Männer sind uns nicht ganz schlüssig, ob wir es als positiv oder negativ einstufen sollen, wenn wir mit den Kinder alleine auf die Insel fahren, während die Frauen auf dem Festland zurück bleiben. Argumente werden ausgetauscht, wobei wir überein kommen, doch lieber auf die Frauen zu warten, denn sonst haben wir die Kinder am Hals. Außerdem haben die Frauen das Geld, da sie gerade damit unterwegs sind, um die Tickets zu kaufen. Wir geben dem Fährpersonal also zu verstehen, sie mögen warten, es fehle noch jemand.

P014607.jpg (22070 Byte)Das ganze Schiff wartet nur auf unsere Frauen. Mehrfach tutet die Fähre, ohne das die holde Weiblichkeit das Signal versteht und sich etwas beeilt. Erst als sie auf dem Weg sind, erkennen sie, daß die Zeit knapp wird und versetzen sich in eine Art Schaukelgalopp. Unter tosendem Applaus kommen sie an Bord der Fähre, die auch im gleichen Augenblick schon ablegt.

Knapp eine halbe Stunde dauert die Überfahrt. Ungefähr 7.000 Drachmen kostet der Spaß pro Wohnmobil.

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P014618.jpg (17888 Byte)Ohne Probleme kommen in Agiokampos wir auch wieder von Bord. Weiter geht die Fahrt zum Strand von Vassiliká. Hier finden wir jedoch keinen für uns geeigneten Stellplatz. Im vorderen Bereich des Strandes ist es recht gepflegt, jedoch verbieten alle paar Meter aufdringliche Schilder das Abstellen von Wohnmobilen. Weiter hinten erinnert der Strand eher an eine Müllkippe und ist wenig einladend.

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Wir wenden und fahren weiter zum nächsten, auf der Karte verzeichneten Strand. Im Schulz ist der Strand von Kria Vrissi beschrieben und den steuern wir nun an. Es beginnt bereits zu dämmern und bei einbrechender Dunkelheit erreichen wir unser Ziel. Wir bauen eine notdürftige Wagenburg und stellen Tische und Stühle in ihrem Inneren auf. Helmut und ich besorgen in einer nahegelegenen Taverne einen Berg Souvlaki und wir beenden den Tag mit einem zünftigen Abendessen und einigen Dosen Bier. Es wird recht frisch am Abend und obwohl das äußerst ungriechisch ist, ziehe ich meine warme Truckerjacke an.

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