Grundkurs und erste Höhenflüge in Wiesensteig
Am Sonntag, den 8. August 1999 richte ich das Wohnmobil für die bevorstehende Woche auf dem Schulungsgelände 'Wiesensteig' der Flugschule Göppingen her. Ich habe eine Woche Urlaub genommen und werde jetzt endlich die erste Hürde zu meinem Ziel, der Pilotenlizenz für Gleitschirme, nehmen und den Grundkurs machen. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die Ausbildung nach Möglichkeit noch dieses Jahr abzuschließen. Hoffentlich spielt das Wetter mit…
Montag und Dienstag machen wir Theorieunterricht, sowie Startübungen und die ersten Hüpfer vom 30 Meter Hügel.
Ich habe das Wohnmobil auf dem Parkplatz des Übungshanges stehen. Wiesensteig ist 85 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, da lohnt sich das Fahren nicht. Außerdem habe ich ja hier alles, was ich brauche.
Stefan, einer der Kursteilnehmer, ist nicht motorisiert und hat sein Zelt auf dem Campingplatz in Gruibingen stehen. Mit dem Fahrrad braucht er von dort eine halbe Stunde bis zum Übungshang. Im Gespräch biete ich ihm an, diese Woche doch bei mir zu wohnen. Dankbar nimmt er die Einladung an und so zieht er am Montagabend bei mir ein.
Zum Duschen fahren wir abends mit dem Motorroller entweder auf seinen Campingplatz oder ins schöne Freibad von Wiesensteig. Am Montag und Dienstagvormittag herrschen gute Bedingungen und so kommen wir mit den Startübungen gut voran. Am Dienstagnachmittag beginnt es zu regnen und so ziehen wir uns in die Flugschule zurück um theoretischen Unterricht zu bekommen.
Am Mittwoch, den 11. August ist das Wetter sehr schlecht. Ausgerechnet heute, am Tag der totalen Sonnenfinsternis sieht man den Himmel vor lauter tiefhängenden Regenwolken nicht. Auf dem Schleppgelände 'Kuchalb' soll es ein Sonnenfinsternisfest geben und an Fliegen ist heute sowieso nicht zu denken. Es wird vereinbart, dass man sich auf dem Fest trifft und so fahren Stefan und ich am Mittwochmorgen mit dem Wohnmobil dort hin, um die anderen zu treffen und die Sonnenfinsternis trotz des schlechten Wetters zu feiern.
Am Donnerstag ist das Wetter wider Erwarten wieder gut. Wir werden nochmals alle auf den 30 Meterhügel verbannt, um jeweils einen guten Start zu zeigen und uns für höhere Flüge zu qualifizieren.
Danach beginnt der Wettbewerb am 60 Meterhang. Nach jedem Flug legen wir unsere Schirme weiter oben aus und bald haben wir den oberen Rand des Übungshanges erreicht. Jetzt gibt es die ersten richtigen Flüge und wir wissen, warum wir diese Strapazen auf uns genommen haben. Wie wird es erst, wenn wir mal aus beliebiger Höhe fliegen dürfen? Es ist zwar mühsam, den ganzen Tag den Berg hinaufzurennen, den Schirm auszulegen, um dann für wenige Sekunden in der Luft zu sein, aber das Flugerlebnis lässt die Anstrengung vergessen.
Auch am Freitag geht es gut zu fliegen und als auch am Samstag das Wetter noch einige Flüge zulässt, erreichen doch einige von uns trotz der ausgefallenen Flugtage den begehrten Stempel der Flugschule: 'Grundkurs erfolgreich abgeschlossen'.
Unsere beiden Fluglehrer Thomas und Günter haben uns sehr gut betreut und wir haben wirklich etwas gelernt. Nicht dass wir jetzt die perfekten Flieger wären – aber die notwendigen theoretischen Kenntnisse und das für die Höhenschulung erforderliche Praxisrüstzeug haben wir erhalten.
Jetzt ist es an der Zeit, eine eigene Ausrüstung anzuschaffen. Ich entscheide mich für einen neuen Nova X-Act 123 in Rot und ein Gurtzeug von Sup Air. Über Gerhard komme ich etwas günstiger an ein Vario von Renschler, das SOL5. So nach und nach kaufe ich mir auch noch richtige Fliegerschuhe und einen roten Overall, der mir in der Höhenschulung den Spitznamen 'Roter Baron II' einbringen wird (es gibt auch einen 'Roten Baron', viele Grüße an Christian!).
Nachdem ich eine neue Ausrüstung habe, erwacht auch in Gerhard der Wunsch nach einem neuen Schirm. Beim letzten Check war sein momentaner 'UP Catana' am unteren Rand der noch flugfähigen Eigenschaften und die nächste Saison würde er gerne mit einem neuen Gerät antreten. Und so wälzt er nun Kataloge…
Die Plackerei am Übungshang hat mit dem Ende der Grundschulung noch kein Ende – im Gegenteil, sie geht in eine neue Dimension. Mit der neuen Ausrüstung darf ich nun von 110 Metern fliegen und angesichts der bevorstehenden Höhenschulung ist es empfehlenswert, 15 der erforderlichen 40 Höhenflüge von dort oben zu absolvieren. der Aufstieg auf den 110er Startplatz ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Jetzt ist mir klar, warum das Gleitschirmfliegen als Sportart gilt.
Für den A-Schein braucht man auch einen Theoriekurs mit abschließender Prüfung durch den DHV. Ich besuche den Kurs Anfang September.
Die Höhenschulung findet in der vom 18. bis zum 26 September im Zillertal statt und bis dahin verbleiben mir noch drei Wochen, in denen ich meine erforderlichen 15 Höhenflüge sammle.
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