Reparatur des Fahrzeugbodens nach Reifenplatzer

Tja, das war schon ein Schreck, als an unserem Hymer ein Hinterreifen platzte. Ausgerechnet am letzten Tag in Sardinien und ausgerechnet auf der Fahrt zur Fähre! Gott sei Dank konnte ich das schlingernde Wohnmobil auf der Straße halten. Ein ebensolches Glück hatten wir, dass gerade kein Gegenverkehr kam und ich so die ganze Straßenbreite zur Verfügung hatte, um das ausbrechende Fahrzeug abzufangen. Nicht zuletzt war es auch ein glücklicher Zufall, dass sich genau an der Stelle, wo ich das Wohnmobil zum Stehen brachte, eine asphaltierte Feldwegeinfahrt befand.

Während ich das Wohnmobil behutsam abbremste und zum Stehen brachte, hörte ich schon, was der zerfetzte Reifen hinten links am Fahrzeugboden anrichtete. Schreckliche Geräusche drangen an mein Ohr, solange das Rad sich noch drehte. Als wir endlich zum Stillstand gekommen waren und ich neben unserer havarierten Landjacht kniete, um den Schaden zu begutachten, machte mir der Anblick des zertrümmerten Radkastens und des Loches im Fahrzeugboden merkwürdigerweise überhaupt nicht viel aus. Uns war nichts passiert, das war die Hauptsache. Wiederum Glück war es, dass unsere Freunde, von denen wir uns eben erst verabschiedet hatten, noch nicht so weit entfernt waren und nach einem Anruf sofort bereit waren zu uns zu kommen, um uns bei der Wiederflottmachung des Havaristen zu helfen.

Mehr helfende Hände
hatten in dem Radkasten
wirklich keinen Platz mehr

Das wichtigste war, einen passenden Ersatzreifen zu bekommen, denn ein Ersatzrad hatten wir bislang nicht dabei. Ob sich daran etwas ändert hängt davon ab, ob ich eine geeignete Befestigungsmöglichkeit unter dem Fahrzeugboden finden kann. Der Reifen war letztendlich aber kein Problem, denn es gab einen Reifenhändler in der nahegelegenen Ortschaft, der den richtigen Pneu auf Lager hatte.

Ein weiteres Problem bestand in der Tatsache, dass der Radkasten praktisch nicht mehr existierte und eventuelle Feuchtigkeit und Schmutz von der Straße in den Fahrzeuginnenraum gespritzt wäre, wenn meine Freunde nicht auf die geniale Idee gekommen wären, das Kunststoffmaterial unserer Badetaschen zu verwenden, um daraus einen neuen Radkasten zu modellieren.

Die Reparatur

Zu Hause angekommen, räumen wir zunächst das ganze Fahrzeug aus. Ich bocke das Fahrzeug hinten beidseitig auf, damit es sich nicht verzieht und verteile die Last auf mehrere Stützböcke. Danach demontiere ich den Reifen, dessen Radkasten beschädigt ist.

Ohne Reifen kann man den genialen Ersatzradkasten am Besten begutachten. Bei der Heimfahrt achteten wir natürlich darauf, nicht auf nasser Fahrbahn zu fahren, aber ganz konnten wir es nicht verhindern, wie man sieht.

Nachdem ich die Kunststoffteile und den Rest des zerbrochenen Radkastens entfernt habe, kann ich die Schadensstelle genauer begutachten. Das linke Hinterrad befindet sich genau unterhalb des Badezimmers. In diesem Bereich laufen auch viele Versorgungsleitungen. Glücklicher Weise befindet sich das Loch im Fahrzeugboden genau im Bereich des doppelten Bodens unterhalb der Nasszelle.

Da auch neben dem Frischwassertank Styroporkügelchen zu finden sind, liegt die Vermutung nahe, dass es von hier eine Verbindung zum Radkasten gibt. Also muss der Tank ausgebaut werden.

Um an den Tank zu gelangen, muss erst die Sitztruhe und der Heizungskanal abgebaut werden. Eigentlich ist die Demontage gar nicht so kompliziert, wie ich erst befürchtet habe.

So, der Tank ist draußen. Eigentlich ist das gar nicht schlecht. So kann ich das Ding gleich mal richtig putzen und auf Vordermann bringen.

Auf dieser Seite des Bades gibt es nichts grobes zu reparieren, hier wird später der Ersatzradkasten die Öffnung nach unten verschließen.

Die sichtbare Wand ist die vordere Wand der Nasszelle.

 

Auf der anderen Seite der Nasszelle gilt es, das Loch im Boden zu restaurieren. Ich entferne alle Holzsplitter und Bodenteile, bis ich nur noch gerade Kanten zum Ansetzen des Ersatzbodens habe.

Der Ausschnitt für die obere Bodenplatte ist fertig. Solange hier noch alles offen ist, kann ich auch gut die bislang nur notdürftig geflickten elektrischen Leitung wieder reparieren.

Das ist die Sicht in den Hohlraum unter der Nasszelle. Man sieht die bereits größtenteils gesäuberten Kanten des Bodens und die Versorgungsleitungen.

Bislang war mit der Aufwand, Kabel nach hinten zu verlegen, zu groß. Jetzt weiß ich aber, wo Hymer die Leitungen verlegt hat: unter dem Bad. Ich werde den Umstand, dass jetzt alles offen ist, dazu nutzen, um alles zu verlegen, was ich vielleicht künftig noch brauchen werde:

  • Lautsprecherleitungen,
  • 12V-Gleichspannung,
  • 220V-Wechselspannung vom Wechselrichter,
  • ein abgeschirmtes Kabel für die Rückfahrkamera,
  • den Kabelbaum für den CD-Wechsler, wenn ich das Ding hinten einbaue
  • und ein Stück Schnur, mit dem ich später weitere Leitungen unter dem Bad durchziehen kann.

Jetzt schneide ich eine Pappschablone für den oberen Teil des Bodens zu.

 

 

Anhand der Schablone säge ich den Holzboden zurecht und passe ihn ein.

Da ich die Aluverblendung sowieso noch ausbeulen muss, entferne ich das Teil. So komme ich wesentlich besser an die Schadensstelle. Hätte ich eigentlich gleich am Anfang machen sollen!

 

 

So, der obere Teil des Bodens ist eingebaut, verleimt und verschraubt. Jetzt bringe ich einen Hilfsrahmen ein, der den unteren Teil des Bodens tragen und abdichten wird.

Annemarie hat ein Styroporformteil angefertigt und eingepasst. Das muss sie machen, denn ich bin allergisch gegen das Styroporgeräusch.

 

Nach nochmaliger Anfertigung einer Pappschablone und Zuschnitt des unteren Bodenteils ist es hier bereits verschraubt und mit Karosseriedichtmittel abgedichtet. Das Radkastenformteil und der neue Spritzlappen ist ebenfalls bereits montiert.

Jetzt streiche ich den Wagenboden im Bereich der Schadensstelle mehrfach dick mit Unterbodenschutz ein.

 

 

Die Aluverblendung ist ausgebeult und wieder montiert. Der Tank und die Sitzbank sind wieder eingebaut – ich bin fertig!

Jetzt gibt es noch einen Satz neue Reifen! Zukünftig werde ich den Dingern wesentlich mehr Aufmerksamkeit widmen. Noch einmal darf uns kein Reifen platzen!

Nachtrag im September 2000:

Wenige Kilometer (ein paar Wochen) später platzt auch noch der andere Hinterreifen, allerdings mit weitaus geringerem Schaden. Ich hätte die neuen Reifen halt sofort kaufen sollen, nicht erst vor dem nächsten Urlaub!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert