Mittwoch, 27. September 2000

Unser Schlafplatz in den Bergen

Um 7:30 schleiche ich mich aus dem Bett, verstaue die wenigen herumstehenden Gegenstände, um weiter fahren zu können. Dabei wacht auch Annemarie auf und krabbelt ebenfalls zu mir ins Führerhaus. Mit den schlafenden Kindern im Alkoven machen wir uns auf den Weg, die letzten 30 Kilometer bis Dorgali zurückzulegen. Heute morgen möchten wir die Cala Gonone besichtigen, die zu Dorgali gehörend, nur über einen Tunnel erreichbar ist. Bislang trauten wir uns nicht, dorthin zu fahren, denn der Tunnel ist mit einer Durchfahrhöhe von 3 Metern beschildert. Allerdings scheint diese Angabe nicht zu stimmen, denn wir haben schon von mehreren Seiten gehört, dass es überhaupt kein Problem gebe, mit dem Wohnmobil durch den Tunnel zu fahren.

Cala Gonone 

Einem endlosen Riesenslalom gleich, windet sich die Straße zur Cala Gonone, einem unschönen Touristenzentrum, hinab. Einen Strand finden wir unten nicht, aber wenigstens ein Plätzchen um zu frühstücken, bevor wir uns wieder zur SS125 hinaufkurbeln.

Hier gibt es keine schönen Strände – jedenfalls keine, die ohne Boot erreichbar wären. Wer ein Boot sein eigen nennt, fährt in die benachbarte Mondbucht (Cala de Luna)

Die Fahrt geht weiter über Orosei, das Capo Comino, das ich schon vor zwei bis drei Wochen besichtigt und nicht für schön befunden habe. Wir folgen der Orientale Sarda nach Norden, immer auf der Suche nach einem Plätzchen, das wir auf der Hinfahrt noch nicht besucht hatten. 

In Bérchida soll es einen schönen Strand geben – wir finden jedoch nur den großen Parkplatz, den ich vor drei Wochen bereits entdeckte und der nicht sehr einladend aussieht. Mehrere Wohnmobilisten erzählten uns jedoch von schönen Plätzchen unter Pinien, einem wahren Wohnmobileldorado. Wir haben es jedoch nicht gefunden. Dazu muss ich jedoch sagen, das ich nur die Wege absuche, die ich auch mit unserem Wohnmobil befahren kann. 

Ein schönes Plätzchen zum Verweilen finden wir nicht, jedoch aber sieben Katzenbabys, die uns lange Zeit in ihren Bann schlagen. Die Miezen befinden sich bei einem privaten Grundstück und haben ihre Futterschüsseln außerhalb des Zauns, wo sie jeder vorbeifahrende Tourist sehen kann. Sie schnurren um uns herum und lassen sich streicheln. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, sie bewerben sich um einen Platz in unserem Herzen und wollen adoptiert werden.

Was unsere Trixi wohl zu so einem Familienzuwachs sagen würde?

Fabian hat sein eigenes Lieblingskätzchen. Die kleine grauweiße Mieze schnurrt vornehmlich um unseren Kleinsten herum. 

Die Vernunft siegt über unser Knuddelbedürfnis und wir lassen die Katzen zurück. Auf unserem weiteren Weg passieren wir Santa Lucia, wo wir auf unserem Weg nach Süden mit den Meyers im Wald standen. In La Caletta genießen wir ein großes Eis. 

Es hat sich alles geändert in den letzten drei Wochen: die Plätze und Straßen sind leer, die Mülleimer weggeräumt, man spürt förmlich, dass man einer der letzten Touristen auf der Insel ist. Ab nächster Woche wird wahrscheinlich fast kein Deutscher mehr hier sein. Die wenigen Wohnmobilisten, die wir in den letzten Tagen noch gesprochen hatten, fahren, wie wir, am nächsten Wochenende zurück. 

In Posada, wo wir eigentlich noch einmal an den Strand zum Baden wollen, befindet sich statt der erwarteten Einfahrt eine Baustelle. Vielleicht wird die ziemlich schlechte  Staubpiste zum Strand, an dem wir die Meyers das erste Mal trafen, nächste Saison geteert sein. Wahrscheinlich werden sich dann auch mehr Wohnmobile und Badegäste unter den Pinien im Wald zusammenquetschen. 

Wir fahren weiter. Es gibt noch eine Bucht, die wir nicht gesehen haben, die aber sehr schön sein soll: Porto Brandinchi, beim Capo Coda Cavallo war bei unserer Hinfahrt noch eine von Touristen und Zahlstellen belagerte Touristenhochburg. Jetzt, am Ende der Nachsaison erwartet uns hier ein schönes, einsames Plätzchen, an dem wir die letzten zwei Urlaubstage verbringen werden.

Es gibt hier zwei Buchten direkt nebeneinander: Porto Brandinchi und Marina di lu Impostu. Der erstgenannte Strand ist ein schönes Babyplantschbecken. Leider kann man den strandnahen Parkplatz mit einem Wohnmobil unserer Größe nicht erreichen, müssen wir feststellen, als wir links und rechts in Gesträuch eingekeilt, den Rückzug antreten müssen. Notgedrungen stellen wir unser Wohnmobil am zweiten Strand ab.

Die Babybadewanne von Porto Brandinchi

Wieder einmal verbringen wir einen gemütlichen Fernsehabend, während draußen der Wind auffrischt. Man merkt den nahenden Herbst auch hier auf Sardinien. Es wird früh dunkel, Nachts empfindlich kalt, die Bäume beginnen sich zu verfärben. Wie es wohl bei uns zu Hause aussieht?

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