Samstag, 11. August 2001

Heute morgen werde ich von einer lästigen Fliege geweckt, die einen Narren an meiner Nasenspitze gefressen zu haben scheint. Ich mache das Fliegengitter im Alkoven auf, in der Hoffnung, das Vieh werden den Weg ins Freie finden. Das Gegenteil tritt ein: die Verwandschaft kommt zu Besuch und nun sind es drei Fliegen, die mich fast zum Wahnsinn treiben. Ich gebe auf und stehe auf. Heute bin ich der Letzte. Die Familie ist bereits wach und draußen.

Die Kinder turnen bei den Bäumen, die unseren Platz säumen, herum. Wir Eltern bereiten das Frühstück vor. Plötzlich kommt unser kleiner Mann laut schreiend angerannt: Er wollte auf einen Baum klettern, ist mit den Füßchen abgerutscht und hat sich den Nagel des großen Zehs aufgerissen, bzw. halb abgerissen. Er weint jämmerlich und Mama würde sich am liebsten daneben setzen und auch heulen. Das tut sie dann auch erst einmal. So schlimm ist das Ganze aber am Ende doch nicht. Zuerst legen wir einen dicken Verband an, was aber zur Folge hat, dass unser Zwerg noch mehr weint. Schließlich rede ich mit ihm von Mann zu Mann und plötzlich tut alles nicht mehr so sehr weh. Schließlich wollten wir heute Vormittag mit den Motorrollern nach Selçuk auf den Wochenmarkt, der dort laut unserem Reiseführer Samstags immer statt findet. Fabian sieht ein, dass dieses Unternehmen gefährdet sein könnte, wenn er weiterhin darauf besteht, nicht mehr laufen zu können. Der Schmerz lässt schlagartig nach und die Vorfreude auf den Motorrollerausflug überwiegt.

Nach dem Frühstück wasche ich schnell ab, während Annemarie Fabians Zeh in Kamille badet und dann mit einem Pflaster etwas weniger spektakulär verpackt. Seine Badeschuhe sind genau richtig für solche Verletzungen, denn diese kann man oben aufmachen ohne dass die Zehen irgendwo anstoßen.

Nachdem wir fertig sind, fahren wir mit den Rollern die 6 Kilometer nach Selçuk. Dort brauchen wir nicht lange nach dem Markt zu suchen. Die halbe Stadt ist ein einziger Markt. Wir stellen die Roller ab und stürzen uns ins Getümmel. Ich bin ehrlich überwältigt. So ein reichhaltiges Angebot an Gemüse und Obst habe ich selten gesehen.

Die Art und Weise, wie die Waren angerichtet sind ist phantastisch. Tomaten, Pfirsiche, Zwiebeln und Kartoffeln sind bei den meisten Ständen säuberlich aufgetürmt. Es sieht alles so frisch und appetitlich aus, dass man am liebsten sofort kaufen möchte. Wir wollen aber erst einmal schauen und so schlendern wir einfach weiter. von der Obst- und Gemüsestraße zweigt eine Textilstraße ab. Wir bewundern die Auslagen und sind überrascht, dass wir nicht, wie eigentlich erwartet, an jedem Stand zum Kaufen genötigt werden. Alle Händler sind sehr freundlich und bleiben es auch, wenn man kein Interesse bekundet.

Wir laufen einige Zeit durch verschiedene Straßen und kaufen schließlich für Sarah ein paar Sommersandalen, in die sie sich verliebt hat. Ich kaufe acht T-Shirts für 25.-DM und Fabian bekommt eine Kombination aus T-Shirt und kurzer Hose mit seinem geliebten Pikatschu darauf. Danach decken wir uns noch mit frischen Obst ein und kehren zu unseren Rollern zurück. Obwohl man sich auf dem Markt größtenteils im Schatten bewegt, ist es doch sehr heiß, zumal ich anstandshalber eine lange Jeans angezogen habe. Im Schatten einiger Bäume setzen wir uns auf ein Mäuerchen und essen Kebab. Danach geht es zurück auf den Campingplatz.

Jetzt ist es höchste Zeit für ein Bad, und so stürze ich mich mit den Kleinen in die Fluten. Mama bringt die aufgepumpten Luftmatratzen und wir plantschen fast zwei Stunden im Wasser.

Eine türkische Familie auf unserem Campingplatz hat eine Gans als Haustier dabei.

Später, nachdem wir geduscht haben, fahre ich mit dem Roller nochmals nach Selçuk in ein Internet Cafe, wo ich meine Mails abrufe und einige Mails verschicke. Ich surfe eine Stunde und bezahle 800.000 Lira (1,30DM). Auf dem Rückweg schaue ich nochmals bei den Münchnern mit dem Carthago am Strand vorbei. Die haben auch vor, in das Campingplatzrestaurant zum Essen zu kommen und so verabreden wir uns für später.

Im Restaurant verbringen wir einen gemütlichen Abend und unterhalten uns noch lange. Sarah gibt zwischendurch zu, dass sie müde ist und  lässt sich von Annemarie ins Wohnmobil bringen, aber Fabian ist heute tapfer und hält durch, bis auch er irgendwann in Annemaries Armen einschläft.

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