Freitag, 24. August 2001

Heute fährt die Truppe von eXtreme um 11:00 Uhr auf den Babadağ. Nach dem Frühstück packe ich meine Ausrüstung, schwinge mich auf den Roller und fahre zu eXtreme. Allerdings hat der Truck wegen technischer Probleme Verspätung, deshalb geht es erst etwas später los. Schließlich ist es aber so weit. Wir holpern auf den Berg. Mit von der Partie diesmal der Skipper einer Charteryacht, auf der man kombinierte Tauch- und Gleitschirmreisen an der Türkischen Küste unternehmen kann (http://www.sharazan.com). Wegen der Windverhältnisse wird heute nicht von 2.000 Metern gestartet, sondern von einem 400 Meter tieferen Startplatz. Mein Start klappt reibungslos. Danach erlebe ich einen herrlichen Thermikflug. Allerdings ist es heute ziemlich dynamisch, man könnte es auch ruppig nennen. Am Ende bin ich heute der einzige – warum, weiß ich auch nicht – der einen verlässlichen Thermikbart findet. Ich kann mich auf 2.100 Metern hinaufschrauben und dort oben auch einige Zeit halten, während alle anderen absaufen und irgendwann Richtung Ölüdeniz abdrehen. Plötzlich bin ich der Einzige in der Luft.

Blick auf den Startplatz in 1600 Metern Höhe. Ich traue mich erst, die Kamera heraus zu kramen, als ich bereits einige Startüberhöhung herausgearbeitet habe.

Und weiter hinauf geht es. Mittlerweile ist das Höhenniveau des oberen Startplatzes erreicht.

2000 Höhenmeter, 30 Minuten Flugzeit. Tief unten die Schirme der Anderen, die mittlerweile abgesoffen sind.

Blick auf Hisarönü und Fethiye

Nach ca. 45 Minuten Flugzeit habe den Kampf auch satt und fliege Richtung Ölüdeniz.

Überflug über unseren Campingplatz

Das Meer glänzt in der Sonne

Die wahrscheinlich meistfotografierte Landzunge in der Türkei

Nochmals unser Campingplatz. Der weiße Fleck in der Bildmitte (roter Pfeil) ist unser Wohnmobil.

Wie klein die Welt für Gleitschirmflieger ist, beweist sich wieder einmal, als ich nach der Landung auf Fritz treffe, den ich vor ein paar Tagen bei unserer vergeblichen Warterei auf besseres Wetter auf dem Babadağ kennen gelernt hatte. In der Luft hatte ich ihn bereits erkannt und gegrüßt. Danach hatte ich meinen Thermikschlauch gefunden und er ist abgesoffen. Jetzt am Boden beschwert er sich im Scherz, dass ich ihn ausgekurbelt hätte. Wir kommen ins Gespräch und Fritz erzählt, er sei Lehrer am TG in Sindelfingen. Mein Bruder war einer seiner Schüler. So klein ist die Welt.

Mit dem Hochgefühl eines erfolgreichen Fluges mache ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil, rutsche mit dem Roller in einer Kurve weg und schlittere über den Asphalt. Dabei ziehe ich mir einige böse Schürfwunden zu. Zunächst spüre ich den Schmerz nicht so sehr. Als ich jedoch beim Wohnmobil eintreffe, schmerzen die Wunden doch sehr. Annemarie erschrickt erst einmal fürchterlich, als sie mich sieht, danach verbindet sie meine Wunden. Mich hat es am linken Unterschenkel am linken Knie, am linken Unterarm, auf der linken Handfläche und an der linken Schulter erwischt. Es brennt fürchterlich. Der linke Bremshebel meines Rollers ist abgebrochen. Ansonsten hat auch der Roller ein paar Schürfwunden abbekommen.

Nachdem ich verarztet bin, entdecke ich auf meinem Handy vier SMS-Nachrichten, die erst vor einer Stunde eingegangen sein müssen. Sie stammen von meinem Büro und beschreiben ein Problem mit einem meiner EDV-Systeme. Das hat mir gerade noch gefehlt: Mir brennt der ganze Körper und jetzt habe ich auch noch ein EDV-Problem am Hals – im Urlaub.

Aber so ist das Leben. Anhand der spärlichen Informationen, die ich den SMS-Nachrichten entnehmen konnte, versuche ich die Fehlerursache zu ergründen und erste Abhilfe- bzw. Fehlersuchmöglichkeiten in einer Email zu formulieren. Die Mail speichere ich auf eine Diskette und mache mich auf den Weg ins Internetcafe von Ölüdeniz. Von meinem Yahoo-Account aus schicke ich die Mail ab.

Am Abend findet die Flugvorführung einer der Tandemagenturen statt, hat Fritz mir heute Mittag erzählt. Die möchte ich auf keinen Fall versäumen und so machen wir uns zum Abendessen wieder auf den Weg nach Ölüdeniz. Im Glanz der untergehenden Sonne genießen wir die wirklich gelungene Vorführung verschiedener Flugmanöver mit dem Gleitschirm. Die ganze Vorstellung soll primär die Beherrschung des Gleitschirms durch die Tandempiloten und die Sicherheit beim Fliegen demonstrieren. Außerdem erhofft sich die Agentur viele Anmeldungen interessierter Zuschauer für einen Tandemflug.

Ein Freifaller läßt sich in ca. 1500 Metern Höhe von einem Tandemschirm fallen und landet mit dem Fallschirm wenige Sekunden später sicher am Strand.

Wir treffen auch Fritz an der Promenade. Zusammen schauen wir uns die Vorführungen an, dann gehen wir zusammen Abend essen.

Der heutige Tag begann so gut, gipfelte in einem gelungenen Flug. Dann passierte mir der Unfall, und ich bekam die Mitteilung über das EDV-Problem, was mich wieder auf den Boden der Realität zurück holte. Der gelungene Abend mit der Flugvorführung und das gemeinsame Abendessen gibt dem Tag nochmals eine Wendung zum Angenehmen, auch wenn mich die brennenden Wunden das Missgeschick nicht vergessen lassen. Bevor ich schließlich ins Bett gehe, verbindet Annemarie nochmals alle offenen Wunden, damit ich nicht das ganze Bett voll blute.

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