Donnerstag, 12. Juni 2003

Am Morgen fährt Katharina mit ihrer Familie weiter. Sie kommen aus Bayern, und haben noch eine Woche Urlaub, während sich die Schulferien in Baden Württemberg dem Ende zu neigen. Das merkt man deutlich, als sich im Laufe des Tages das Wäldchen leert. Ein Wohnmobil nach dem anderen reist ab. Auch wir beschließen, heute Abend schon nach Olbia zu fahren. Am Lido del Sole könnten wir die letzte Nacht zubringen. Dafür hätten wir morgen nicht so viel Stress. Immerhin geht unsere Fähe um 12 Uhr und wir müssen mindestens eine Stunden vorher einchecken.

An unserem Strand gibt es heute eine neue Attraktion. Der Rio Posada, der bis jetzt immer am Strand endete und durch eine breite Sandbank daran gehindert wurde, ins Meer zu fließen, ist durchgebrochen und strömt nun ins Meer. Zuerst vermuten wir, dass ein Tourist aus Spaß einen Kanal gegraben hat. Ein Urlauber, der mit seinem Wohnmobil direkt in der Nähe des Durchbruchs steht, berichtet jedoch, dass ein paar Einheimische heute morgen um 5 Uhr einen Kanal gegraben haben. Wahrscheinlich machen sie das hin uns wieder, wenn der Pegel des Rio Posada zu weit angestiegen ist.

Durch Erosion wird der Kanal immer breiter. Das ausströmende Wasser ist bräunlich und riecht etwas modrig. Allmählich verfärbt sich auch das Meerwasser. Was das Wasser gestern noch schön türkis, ist es heute bereits gelblich. Die Kinder stört das jedoch nicht. Sie stürzen sich in das strömende Wasser und lassen sich ins Meer treiben.

Über Mittag dürfen die Kinder wieder das obligatorische Benjamin Blümchen Video anschauen. Das bedeutet eineinhalb Stunden Aufenthalt im Schatten. Besonders Hannes uns seine zwei Brüder genießen es, nach zwei Wochen Abstinenz, wieder einmal Fernsehen schauen zu können. Da ist sogar ein Benjamin Blümchen Video recht.

Währenddessen genießen wir Erwachsenen den letzten Urlaubstag in Posada. Ich lese meinen Roman zu Ende, denn ich weiß, dass ich dazu nicht mehr kommen werde, wenn wir wieder zu Hause sind.

Heute ist es extrem heiß. Erst als die Sonne tiefer steht, beginnen wir, zusammenzupacken. Das ist bei uns jedoch kein großes Thema, denn wir brauchen höchstens eine halbe Stunde, um abreisefertig zu sein. Als wir fertig sind, ist es fast 20 Uhr. Wir verlassen unsere Lichtung, halten aber außerhalb des Wäldchens nochmals an, um die Kinder zu versorgen. Bis wir in Olbia sind, wird es zu spät, deshalb bekommen sie noch hier ihr Abendbrot und gehen dann ins Bett.

Danach fahren wir nach Olbia. Unterwegs hat Annemarie die Idee, im Hafen nachzufragen, ob wir auf eine Nachtfähre heute oder morgen umbuchen können. Der Hafen von Olbia ist nicht weit vom Lido del Sole entfernt, deshalb finde ich den Gedanken auch gut.

Allerdings wird nichts daraus. Der Hafen steht voller Wohnmobile, die hier auf die Morgenfähre warten. Viele dieser Familien werden ebenfalls auf die Idee gekommen sein, nachzufragen, ob eine Umbuchung möglich ist. Dieses Wochenende ist Rückreisetermin für alle Baden-Württemberger. Da sind alle Fähren bis auf den letzten Platz ausgebucht, teilt man uns am Hafen mit.

Macht nichts, wir fahren zum Lide del Sole. Hier stehen auch jede Menge Wohnmobile und Wohnwagen. Eine Zigeunerfamilie scheint sich hier auch eingerichtet zu haben.

Der Sand ist, wie vor drei Jahren, immer noch schwarz. Ich packe Tisch und Stühle für das Abendessen aus, muss aber gleich wieder alles wegräumen, weil unzählige Stechmücken über uns herfallen. Kein Wunder – Lido del Sole ist von riesigen Brackwasserflächen umgeben. Alles in Allem ist Lido del Sole keine Empfehlung wert. Um jedoch eine Nacht in der Nähe von Olbia zuzubringen, und dabei nicht direkt auf dem Hafengelände zu stehen, ist es ok.

Das erste Mal in diesem Urlaub richte ich die Satellitenschüssel aus, um Nachrichten anzusehen. Schließlich muss ich mich langsam wieder ans zivilisierte Leben gewöhnen. In Deutschland habe es einen Tornado gegeben, erfahre ich. Offenbar war es in Deutschland genauso heiß, wie auf Sardinien.

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