Sonntag, 27. Juli 2003

Diese Nacht war, im Vergleich zu den beiden letzten Nächten, angenehm ruhig. Wir frühstücken noch hier und fahren dann weiter. Es ist auch nicht mehr sehr weit. Bereits am Vormittag erreichen wir Praia a Mare [6], den ersten Ort auf unserer 'Tour de Calabrien'. Als erstes ist Baden angesagt. Also stellen wir unsere Wohnmobil für zwei Euro auf einem Parkplatz unter und begeben uns an den Strand. Was uns sofort auffällt, ist die Tatsache, dass die Strände hier in Parzellen aufgeteilt sind, die an Strandbarunternehmer verpachtet sind. Diese Strandbars vermieten nun Sonnenschirme und Liegestühle, die in Reih' und Glied säuberlich am Strand aufgestellt sind, an die Touristen. Zwischen den Parzellen befinden sich manchmal mehr oder weniger breite Streifen 'Niemandsland'. Hier häufen sich die Anarchisten und Freidenker mit ihren bunten Sonnenschirmen, die nicht gewillt sind, 10 Euro pro Tag für einen Einheits-Sonnenschirm zu zahlen. Wir gehören auch zu ihnen und müssten angesichts der Fortgeschrittenen Vormittagsstunde mit der fünften Reihe vorlieb nehmen. Da das Wasser hier aber schnell tief wird, mogeln wir uns nach vorne, um die Kinder besser im Blick zu haben.

Das Wasser ist hier sehr sauber und klar, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass der Strand hier aus Kieseln besteht. Außerdem ist das Meer angenehm warm. Trotzdem mache ich mich nach kurzer Badepause mit dem Motorroller auf den Weg, einen Stellplatz für uns zu suchen. Ich finde ihn auch am Ende der Bucht anhand eines 'Sosta Camper', wo wir für 15 Euro pro Tag unterkommen können. Ich besichtige den Platz und finde ihn zwar nicht berauschend, aber akzeptabel. Und angesichts der Mondpreise, die in Italien auf Campingplätzen verlangt werden, sind die 15 Euro nicht übertrieben. Also sage ich unser Kommen zu und kehre zum Wohnmobil zurück, um die Familie und unser mobiles Ferienhaus zu holen.

Unser Stellplatz ist angenehm. Wir können Tisch und Stühle auspacken und die Markise ausfahren. Nur eines trübt die Idylle: eine Zuglinie führt direkt am Platz vorbei. Alle fünf Minuten braust ein Schnellzug mit ohrenbetäubendem Getöse vorbei. Das kann eine heitere Nacht werden. Mir ist klar: hier bleiben wir nicht sehr lange. Jetzt sind wir aber erst einmal hier und essen zu Mittag.

Danach ist für die Kinder Mittagsruhe angesagt. Ich lege ihnen ein Körspiel in den Walkman ein und mache mich dann mit dem Roller auf Erkundungstour.

Ein Blick auf den Strand von Lido di Tortora. Im Kreis auf dem Bild ist unser Wohnmobil zu sehen. Sehr gut im Bild auch die elegante Trassenführung der Bahn, direkt am Stellplatz vorbei.

Mit dem Vorsatz, am Ende des Urlaubs jeden Meter süditalienischer Küsten kennen gelernt zu haben, mache ich mich auf den Weg. Die nächste Bucht bietet nichts für uns: die Abfahrt ist zu steil und unten gibt es keine geeigneten Parkmöglichkeiten. Aber auch hier ein Anblick, der jedem ordnungsliebendem Deutschen eine Freude bereiten muss: Sonnenschirme in Einheitsfarbe in Reih' und Glied!

Hier noch mal ein schönes Bild der drei benachbarten Buchten. Wir befinden uns in der Mittleren.

Ich fahre weiter und gelange nach Scalea. Mein erster Blick von der Strasse nach unten in die Bucht fällt auf, was soll ich sagen, Sonnenschirme…

Am anderen Ende der Stadt finde ich einen Parkplatz, auf dem man mit dem Wohnmobil für 7 Euro auch über Nacht direkt am Strand parken darf. Ich merke mir diese Stelle vor und setze aber die Erkundung noch etwas fort.

Dieses Gefährt entdecke ich in Scalea am Strassenrand. Es stellt alles in den Schatten, was ich bis jetzt zum Thema 'Stereoanlage im Auto' gesehen habe.

Ich entdecke noch einen weiteren 'Sosta Camper', idyllisch unter hohen Bäumen gelegen. Hier kostet der Tag 8 Euro ohne, 10 Euro mit Strom.

Ich werde das Gefühl nicht los, auf unserem momentanen Stellplatz, direkt neben dem Stellwerk einer Hochgeschwindigkeits-Eisenbahntrasse, für 15 Euro etwas geneppt worden zu sein. Egal – heute Nacht bleiben wir und morgen ziehen wir um.

Mit genügend Beweisfotos im Apparat kehre ich zur Familie zurück. Hier werde ich schon sehnsüchtig erwartet. Man will mit mir zum Baden gehen. Ich liefere pflichtbewusst meinen Bericht ab und trotte dann mit den Kleinen zum Strand. Wir verbringen mindestens zwei Stunden im Wasser. Es ist so angenehm, dass man überhaupt nicht mehr hinaus will.

Bemerkenswert an diesem Strand ist der schwarze Sand. Das hatten wir noch nie. Es ist kein Sand von der Sorte, die nur schmutzig macht. Es ist vielmehr ein Sand, der aus vielen kleinen schwarzen Kieseln besteht. Einige schwarze Felsen am Rande der Bucht beweisen auch, dass dieser Sand tatsächlich von hier stammt.

Am Abend, nach dem Essen, wasche ich mit Sarah ab und später widme ich mich einige Zeit meinem sehr vernachlässigten Reisebericht. Es gibt doch so viel zu erzählen, aber ich bin müde… Gute Nacht.

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