Donnerstag, 31. Juli 2003

In der Nacht stürmt es tatsächlich. Ich werde wach, weil überall die Markisen zu quietschen beginnen, weil ihre Besitzer sie in letzter Minute vor dem Wegfliegen bewahren möchten. Ich bin froh, dass bei uns bereits alles verstaut ist.

Am Morgen, nach dem Frühstück packen wir die restlichen Dinge zusammen, laden die Roller ein, verabschieden uns von unseren Nachbarn und fahren zum ver- und entsorgen. Danach brechen wir Richtung Süden auf. Dass bis Paola kein Stellplatz zu finden ist, wissen wir dank meiner Erkundungstouren ja bereits. Deshalb bleiben wir auf der SS18 ohne Ausschau nach einem neuen Platz zu halten. Aber auch auf der weiteren Strecke gibt es keine besonders schönen Stellplätze. Die Strände sind jedoch endlos, sauber und aufgeräumt, was man vom Hinterland nicht immer behaupten kann. Der Himmel ist inzwischen bedeckt. Über dem Meer steht eine schwarze Wolkenwand. Das Gebiet, das wir gerade durchfahren, scheint letzte Nacht vom Gewitter heimgesucht worden zu sein. Teilweise stehen riesige Wasserpfützen auf der Straße. Es waren bestimmt Unwetter im italienischen Wetterbericht angesagt und es war pures Glück, dass es uns heute Nacht nicht erwischt hat.

Kurz vor Gizzeria Lido finden wir einen Sosta Camper [8] direkt zwischen SS18 und Meer. Hier kostet die Übernachtung 10Euro. Wir sind jetzt 90 km gefahren – genug für heute, finden wir. Deshalb bleiben wir auf diesem Platz. Außerdem kommt die schwarze Wand näher und mir fällt die undichte Dachluke ein. Es ist Zeit für das Mittagessen. Und so kümmert sich Annemarie um das leibliche Wohl und ich mich um die Dachluke. Das Ding ist schnell ausgebaut, warum es allerdings undicht ist, verstehe ich nicht. Im Augenblick bleibt mir nichts anderes übrig, als eine dicke schwarze Silikonwurst um die Luke herum zu legen und das Ding wieder einzubauen. Eine Lösung für die Ewigkeit ist das nicht, soviel ist klar. Ich habe ein eher ungutes Gefühl dabei. Wahrscheinlich werde ich die Luke zu einem späteren Zeitpunkt nochmals heraus nehmen und besser abdichten. Silikon scheint mir nicht das richtige Material zu sein, auch wenn auf der Kartusche, die wir gestern gekauft haben, ausdrücklich ein Wohnmobil aufgedruckt ist.

Nach dem Essen lade ich Annemaries Roller aus und mache mich mit ihm auf eine Erkundungstour. Wir vermuten, dass es im Mündungsgebiet des Fiume Amato eventuell schön sein könnte. Straße und Bahn machen hier einen Bogen ins Hinterland und mitten drin liegt der Flughafen Lamezia Terme. Was ich finde, sind endlos lange, menschenleere Strände.

Bestimmt könnte man hier problemlos mit dem Wohnmobil für eine Nacht stehen bleiben. Wir wollen jedoch nicht nur parken und uns im Inneren unseres Mobils aufhalten, sondern wir möchten draußen unter der Markise Tisch und Stühle stehen haben. Das geht jedoch nur auf den dafür ausgewiesenen Plätzen, den so genannten Sosta Camper. Im Prinzip ist das aber fast wie frei stehen und hat mit Campingplatzatmosphäre nichts zu tun. Dafür hat man ein ruhiges Gewissen und nicht, wie in Griechenland, ständig ein ungutes Gefühl, ob nicht gleich die Polizei auftaucht und einen vertreibt.

Touristische Einrichtungen, wie Campingplätze, Hotels oder Stellplätze finde ich nicht. Das Gebiet ist ganz in der Hand der Landwirtschaft. Davon zeugen die strengen Gerüche und die vielen Plastikgewächshäuser. Ich kehre zum Wohnmobil zurück, wo Annemarie gerade dabei ist, die gesamte Schmutzwäsche der letzten Tage zu waschen. Es bietet sich an, Wäscheleinen um unser Wohnmobil herum zu spannen, denn es gibt hier genügend Pfosten.

Das Gewitter hat sich aufgelöst. Ich opfere mich und gehe mit den Kindern ins Meer. Die Brandung ist, wie häufig, wenn es Gewitter gibt, sehr stark. Fast zwei Stunden toben Fabian und ich in den Welle herum. Der kleine Mann kann nicht genug bekommen. Selbst wenn man ihn direkt in die Welle wirft und er völlig durchgewirbelt wird. Danach spielen die Kinder im Sand und ich kann die Sonne genießen.

So verbringen wir den restlichen Tag. Auch unsere Dicke geniest, dass sie hier nicht an der Leine sein muss, sondern sich frei auf dem Strand bewegen kann.

Am Abend räume ich alles zusammen. Bis auf den grünen Teppich verstaue ich alles im Auto, denn der Himmel sieht nicht nach einer ruhigen Nacht aus. Es braut sich am Horizont etwas zusammen.

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