Pünktlich um 9:00 Uhr treffen sich die Mitglieder des Anemomilos-Abenteurer-Dreamteams, Daniela, Willi, Wolfi und ich an der Anlegestelle von Willis Expeditionsschiff am Strand. Diesmal haben wir unsere Ausrüstung perfektioniert. Schließlich wissen wir bereits, was uns erwartet. Wir haben mehr Wasser und zusätzlich einen Rucksack dabei.
Nachdem wir alles verstaut haben, fahren wir mit dem Boot zur Taverne des alten Mannes, der uns den Höhleneingang zeigen möchte. Dort stehen wir einige Zeit wie bestellt und nicht abgeholt herum. Griechische Uhren gehen einfach anders.
Als der Tavernenbesitzer schließlich eintrifft, gibt er uns zu verstehen, dass er nicht mit uns hinüber zur Insel fahre. Das Boot sei ihm zu klein, er wolle nicht nass werden und es gäbe am Vormittag starken Wind. In mir keimt der Verdacht, dass diese Ausrede nicht spontan entstanden ist. Richtige Abenteurer lassen sich von so etwas jedoch nicht entmutigen. Wir fahren zurück zum Campingplatz um die touristische Karte von Finikounda zu holen. Damit kehren wir zur Taverne zurück und nehmen den Mann zu dritt in die Mangel. Wir wollen wissen, wo sich der Eingang der Höhle befindet. Zumindest, in welchem Tal. Er beschreibt uns die Stelle so gut es geht und bleibt trotzdem sehr vage. Seinem Gesichtsaudruck ist abzulesen, welche Erfolgsaussichten er unserer Expedition einräumt.
Das Meer ist noch glatt und so kann Willi richtig Gas geben. 42 km/h Spitzengeschwindigkeit erreicht das Boot. Die Suche nach einer Anlegestelle erweist sich als schwierig. Die Felsen sind im Bereich der neuen Anlegestelle sehr scharfkantig und spitz. Eine einzige Berührung würde das Schlauchboot aufschlitzen. Mit vereinten Kräften und den bereits beim letzten Versuch vor zwei Tagen gewonnen Erfahrungen gelingt es uns, unbeschadet an Land zu gehen und das Boot sicher zu vertäuen. Nachdem wir unser Gepäck an Land gebracht haben und wir das Basislager 1 direkt an der Anlegestelle eingerichtet haben, beginnt der Aufstieg. Am Fuße des Tales legen wir das Basislager 2 ein. Hier lässt Willi die eisgekühlten Trinkwasservorräte zurück. Danach teilen wir uns auf. Wir werden in unterschiedlichen Höhen gehen. Ich übernehme die oberste Strecke, Wolfi läuft auf halber Höhe des Abhangs und Willi übernimmt mit Daniela den Aufstieg im ausgetrockneten Flussbett des Tales. Die Kletterei ist ziemlich anstrengend. Wir finden zahlreiche Stellen, die so aussehen, als könnte sich dort ein Höhleneingang befinden. Nach anstrengendem Aufstieg erweisen sie sich stets als Niete.
Aufstieg in sengender Hitze in unwirtlichem Gebiet
Wir sind schon recht weit ins Landesinnere vorgedrungen, als Wolfi uns zuruft, wir sollen einen Augenblick warten, er müsse etwas überprüfen. Kurze Zeit später kommt tatsächlich die Erfolgsmeldung: "Ich habe den Eingang gefunden!" Nachdem wir uns am Eingang versammelt und die Taschenlampen ausgepackt haben, betreten wir mit offenem Mund staunend eine Unterwelt, deren Existenz in dieser kahlen Landschaft für uns ein echtes Wunder ist. Bedingt durch die Tatsache, dass die Insel viele Jahrzehnte militärisches Sperrgebiet war, wurde die Höhle bis jetzt auch fast nicht besucht. Es scheint ohnehin nicht viele Menschen zu geben, die von ihrer Existenz wissen. Wir machen viele Fotos, mit welchen wir den Zurückgebliebenen die Eindrücke weitergeben können.
Es ist ein echtes Abenteuer, dass wir erleben dürfen. Man spürt, dass die Atemluft knapp ist, indem man bei der kleinsten körperlichen Anstrengung stark atmen muss. Uns rinnt der Schweiß in Strömen und die Gefahr, auszurutschen oder sich zu verlaufen, ist auch nicht von der Hand zu weisen.
Nach Ausgiebiger Besichtigung der mehrere Hallen großen Höhle kehren wir unter einiger Kletterei zu Willis Boot zurück. Das Meer ist inzwischen ziemlich aufgewühlt. Das an Bord gehen und das Ablegemanöver erfordert große Kraftanstrengung und Vorsicht von uns. Eine einzige Berührung der Felsen würde das Boot aufschlitzen und uns zu Schiffbrüchigen machen. Aber wir kommen unbeschadet weg und nach einem wilden Rodeoritt über die Wellen erreichen wir unseren Strand, wo sich die Neuigkeit unserer erfolgreichen Mission schnell herumspricht.
Ankunft an unserem Strand
Erster Bericht und Sichtung der Fotos
Am Abend zeigen wir die Bilder in größerer Runde. Das Erstaunen ist groß. Schließlich ist die Tatsache, dass so ein Wunder der Natur so nahe liegt, eine kleine Sensation. Manche kommen schon seit Jahrzehnten nach Finikounda und wussten nichts von der Höhle. Leider birgt die Höhle auch eine Gefahr. Sie soll, Gerüchten zufolge, touristisch erschlossen werden. Damit könnte die Insel und Finikounda zu einem zweiten Pirgos Dirou und zu einem Magnet für Massentourismus werden. Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt.
Ich möchte an dieser Stelle auch eine Warnung loswerden: Wir haben mit eigenen Augen einige Schlangen auf der Insel gesehen. Griechen, denen wir von unserem Abenteuer erzählten, sagten, dass die Insel wegen der vielen Schlangen sehr gefährlich sei. Es hätte schon einige Todesopfer gegeben.
Eigentlich ist heute unser letzter Tag hier. Morgen wollen wir eigentlich aufbrechen und Richtung Patras fahren. Am Montag geht unsere Fähre. Uns gefällt es aber im Augenblick so gut hier, dass wir am Nachmittag mit Hilfe von Christos, dem Campingplatzbesitzer, telefonisch eine Umbuchung der Fähre vornehmen. Jetzt können wir noch ein paar Tage bleiben. Neuer Fährtermin: Donnerstag um 17 Uhr.
Es warten noch weitere Abenteuer auf die Abenteurer von Anemomilos. Es soll einen Süßwassersee auf der Insel geben…