Donnerstag, 10. August 2006

Wozu die gestrige Erkundungstour gut war, zeigt sich noch im Laufe der Nacht. Gegen 23:00 Uhr beginnt die zweite Strandbar mit einem Diskoprogramm, was die erste Strandbar dazu veranlasst, den Lautstärkepegel zu erhöhen. Zu allem Überfluss beginnt zum gleichen Zeitpunkt irgendein Hotel im Hinterland mit einem Animationsprogramm, dessen akustischer Sondermüll je nach Windrichtung auch bis zu unsrem Stellplatz herüber getragen wird.

Gegen Mitternacht reißt mein Geduldsfaden. Nachdem ich gestern Abend bis auf Tisch und Teppich alles aufgeräumt hatte, ist der Aufwand für eine ungeplante Flucht überschaubar. Schnell packe ich die beiden Dinge zusammen, während Annemarie das innere des Wohnmobils fahrfertig macht. Die Kinder bekommen von all dem nichts mit. innerhalb von fünf Minuten sind wir bereit zur Abfahrt. Bei all dem Gewummere aus den Lautsprecherboxen der Strandbars hört man das Anlassen unseres Diesels wahrscheinlich überhaupt nicht. Eigentlich ist es schade um Kalogria. Es war einmal ein schönes Fleckchen Griechenland, wenn man von den abendlichen Mückenangriffen einmal absieht. Aber Stranddiskos machen diesen Platz für Wohnmobilisten uninteressant.

Jetzt kommt wieder meine gestrige Erkundungstour ins Spiel. Der letzte Platz, den ich gestern fand, war der einzige, der über eine geteerte Straße erreichbar war. Dass dort so viel Müll herum liegt, sollte uns nicht stören. Das einzige, was wir wollen, ist schlafen. Wir finden den Platz, wie erwartet, leer vor, stellen das Wohnmobil ab und gehen wieder schlafen.

Um 9:45 wachen wir auf. Bedingt durch die Abenteuer der letzten Nacht, wurde es heute etwas später. Der Himmel ist bedeckt, was unserer sonnenstrapazierten Haut gut tun wird. Während wir frühstücken, wird der Himmel über dem Meer immer dunkler.

Ein ruhiger Platz zum Schlafen.

Direkt neben der Straße befindet sich ein Tomatenfeld. Einige Männer und Frauen sind gerade bei der Ernte. An der Strasse stapeln sich die Körbe voller grüner und roter Tomaten. Gerade als wir das Frühstück beendet haben und aufbrechen wollen, schenkt uns einer der Feldarbeiter eine Plastiktüte voller Tomaten.

Neben unserem heutigen Schlafplatz werden gerade Tomaten geerntet.

Der Himmel wird immer dunkler und vom Meer her hört man ein dumpfes Grollen.

Vom Meer her nähert sich eine Gewitterfront…

… und zieht sich über uns zu

Als wir die Ortschaft Varda erreichen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Innerhalb weniger Minuten ergießen sich ganze Sturzbäche von Wasser auf die ausgetrocknete Erde und die Straßen ohne Kanalisation. Sofort bilden sich seegroße Pfützen, die herrlich spritzen, wenn man hindurch fährt. An einem Dia-Supermarkt halte ich auf Annemaries Wunsch hin an. Sie möchte einkaufen. Danach geht die Fahrt weiter. Über unser nächstes Ziel konnten wir uns heute morgen nicht so recht einigen. Während ich gerne ins Hinterland gefahren wäre, möchte Annemarie noch an der Küste bleiben.

Also gut: fahren wir als Nächstes zu Nakos Taverne. Dort bekommen wir auch Frischwasser. Unser Tank mit Wasser von zuhause hat bis jetzt durchgehalten, aber nun scheint er endgültig leer zu sein. Jedenfalls lief vorhin die Pumpe trocken. In Lechena halten wir an einem Supermarkt für Teil 2 von Annemaries Lebensmittel-Beschaffungsaktion. Mir ist das recht, denn ich nutze die Pausen, um das bis dahin Erlebte nieder zu schreiben. Der eingeweihte Leser kann anhand der Ausführlichkeit meiner Beschreibungen ableiten, wie lange die jeweilige Einkaufstour dauerte.

Bei Nakos steht wieder der ganze Platz voller Wohnmobile. Nachdem wir Diana und ihre Familie begrüßt haben; vor zwei Jahren lernten wir sie näher kennen, weil Fabian als Aushilfskellner anheuerte, suchen wir einen Platz für das Wohnmobil und finden ihn ganz hinten am Rand der großen Fläche.

Nakos Taverne hat wieder einen Winter dem an der Küste nagenden Meer getrotzt.

Über dem Meer grummelt der Himmel immer noch. Es bläst ein sehr starker Wind, der sogar Stühle umkippen lässt. Während die Kinder gleich wieder in Nakos Taverne beschäftigt sind, wage ich, trotz des Winds, einen Sprung ins Meer. Im Wasser ist es sehr angenehm. Wenn man aber heraus kommt, muss man sich schnell abtrocknen, denn bei dem starken Wind wird es rasch kalt auf der Haut.

Der Himmel über dem Meer wird immer schwärzer. Plötzlich frischt der Wind noch mehr auf und auf einen Schlag ist die dunkle Wolkendecke auch über uns. Innerhalb weniger Sekunden ist der gesamte Himmel schwarz und es beginnt wieder wolkenbruchartig zu regnen. Schnell sind Stühle und die restlichen Dinge im Wohnmobil verstaut. Wir ziehen uns ins Innere des Wohnmobils zurück und beobachten aus der trockenen Geborgenheit unserer mobilen Ferienwohnung heraus, wie draußen die Welt untergeht.

Noch ist der Himmel über uns blau…

… aber mit unvorstellbarer Geschwindigkeit nährt sich die nächste Gewitterfront vom Meer her.

Das Gewitter, welches jetzt nieder geht, ist von der Sorte, wie man sie selten erlebt. Das Wasser stürzt, gepeitscht vom Wind in derartiger Stärke vom Himmel, dass man kaum noch bis zum nächsten Wohnmobil sehen kann. Rund eine habe Stunde ergießt sich der Himmel über uns. Dann plötzlich ist der Spuk vorbei. Über dem Meer scheint wieder die Sonne, als sei nichts geschehen. Nur der überflutete Platz, auf dem wir stehen, zeugt von dem Unwetter, das hier gerade wütete.

Auf dem Platz haben sich gigantische Pfützen gebildet.

Nach dem großen Regen kommen alle wieder ans ihren Wohnmobilen. Ein älterer Herr, den wir schon im letzten Jahr hier gesehen haben, ledert sein Wohnmobil ab, sehr zur Erheiterung einiger anderer hier auf dem Platz. Wir stehen lange mit unseren Womo-Nachbarn zusammen und unterhalten uns.

Am Abend gehen wir bei Nakos essen und löhnen kräftig. Eine Portion Kalamaris, vier Souvlaki und vier Getränke kosten 25 Euro. Nun ja, Nakos lässt sich den Platz eben beim Essen mit bezahlen.

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