Als die ersten Flammen sichtbar werden, reagiert Annemarie fast panisch. Die Griechen scheinen die Feuerfront gelassener zu sehen. Immerhin liegen zwischen dem brennenden Hang und uns noch eine Strasse, ein Hotel und ein Restaurant. Allerdings wird auch der Qualm immer stärker. Deshalb richten wir uns zur Abfahrt. Auch andere Wohnmobile verlassen Neo Itilo. Lediglich die Italiener bleiben stehen. Sie scheinen solche Brände schon gewohnt zu sein.
Die ersten Flammen sind zu sehen.
In sicherer Entfernung, an der Straße oberhalb der Bucht, bleiben wir nochmals stehen, und beobachten, wie der Feuerring um den Hügel sich immer mehr ausweitet. Es ist ein gigantisches und beängstigendes Spektakel. Wenn Wind aufkommt, kann man beobachten, wie die Flammen größer werden.
Der Feuerring wird immer größer, und erfasst den gesamten Hügel.
Wir fahren in dieser Nacht 30 Kilometer Richtung Norden, bis wir Agios Nikolaos erreichen. Laut meinem GPS-Gerät muss es hier einen Strand geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass man das Wohnmobil für die restliche Nacht abstellen kann, ist also recht groß. Und tatsächlich, hier kann man sehr gut für eine Nacht parken. Der Motor ist noch nicht ganz abgestellt, als ich schon fast eingeschlafen bin.
Um 10:30 Uhr wache ich, ziemlich gleichzeitig mit den Rest der Familie auf. So lange haben wir in diesem Urlaub noch nie geschlafen. Die letzte Nacht hatte es offensichtlich in sich. Nach dem Frühstück, das gleichzeitig auch ein halbes Mittagessen darstellt, lade ich den Roller ab, um einen besseren Stellplatz für die nächsten Stunden zu finden. Ich möchte gerne noch einmal zurückfahren, um nachzusehen ob das Feuer die Bucht erreicht hat. Wenige 100 m weitergibt es einen kleinen Strand mit einem großen Parkplatz in der Nähe. Hier kann ich das Wohnmobil abstellen, damit Annemarie und die Kinder baden gehen können, während ich unterwegs bin.
Nach dem Annemarie und die Kinder versorgt sind, mache ich mich auf den Weg zurück zur Bucht von Limeni. Am Aussichtspunkt oberhalb der Bucht halte ich an und beobachte, wie ein Löschhubschrauber Wasser aufnimmt.
Der Hubschrauber trägt einen Wasserbottich, der wie ein Pendel unterhalb der Maschine hängt. Zum Füllen geht der Hubschrauber herunter und taucht den Bottich einfach ins Meer.
Der Hang über der Bucht ist teilweise abgebrannt, aber jetzt, bei Tageslicht, sieht man, dass das Feuer die Bucht nicht erreichen konnte. Ein felsiger Abhang liegt zwischen dem Hügel und der Straße.
Das Feuer hat den Fuß des Hügels nicht erreicht. Neo Itilo wurde vom Brand verschont.
Das Feuer hat sich verlagert, und brennt jetzt auf einem benachbarten Hügel, direkt in der Nähe einer Ortschaft.
Der größte Brandherd auf der Westseite der Halbinsel liegt nahe der Ortschaft Kelefa.
Mit vollem Bottich fliegt der Hubschrauber über den Brandherd. Dort wird der Kübel in großer Höhe geleert.
Ein weiterer Hubschrauber kommt über dem Meer angeflogen, geht in den Tiefflug über und zieht einen Saugrüssel hinter sich her, um Wasser aufzunehmen. Auch zwei Löschflugzeuge sind unterwegs. Offensichtlich unternehmen die Griechen die größten Anstrengungen, um die Ortschaft vor dem Feuer zu schützen.
Der zweite Hubschrauber nimmt das Wasser im Tiefflug mit einem Rüssel auf.
Während ich noch die beiden Hubschrauber und die Flugzeuge beobachte, hält ein Berliner Wohnmobil am Aussichtspunkt und ein älteres Ehepaar steigt aus. Die Frau ist offensichtlich völlig schockiert und beginnt, als sie erkennt das ich Deutscher bin, zu erzählen, dass sie gerade aus Gythio kommen würden, und die gesamte Landschaft zwischen Gythio und Areopolis abgebrannt sei. Lediglich die Häuser direkt an der Straße hätten von der Feuerwehr gerettet werden können. Gestern morgen sind wir diese Strecke noch gefahren…
Verbrannte und noch brennende Landschaft
Es scheint also tatsächlich so zu sein: ein Großteil der Mani ist diesen Sommer ein Raub der Flammen geworden. Da die Halbinsel aber ohnehin sehr karg ist, kann es sein, dass man, außer geschwärzten Felsen, nächstes Jahr schon nicht mehr sehr viel von den Auswirkungen dieses großen Brandes sehen wird. Die Menschen, die hier leben, hat es jedoch hart getroffen.
Unter diesem Eindruck kehre ich um, und fahre zurück. Bevor ich allerdings zum Wohnmobil zurückkehre, erkundige ich noch die Strände der näheren Umgebung. Von Agios Nikolaos aus führt eine neu geteerte Strasse Richtung Süden, immer an der Küste entlang. Die Strasse windet sich einen Steilen Hang entlang. Die Felswand ragt teilweise senkrecht nach oben und fällt auf der anderen Seite der Strasse genau so senkrecht ins Meer ab. Das Meer sieht kristallklar aus und ich entdecke eine Felsplatte auf der einige Leute baden, teilweise auch nackt. An der Strasse stehen einige Autos geparkt und es gibt noch genügend Plätze neben der Strasse, auf denen auch unser Wohnmobil Platz findet. Den Kindern würde es hier bestimmt gefallen. Also kehre ich zum Wohnmobil zurück, erstatte Bericht, lade den Roller auf und wir fahren gemeinsam zu unserem neuen Badeplätzchen.
Einmal etwas ganz anderes als die ewigen Sandstrände!
Dieses Plätzchen ist ein kleines Idyll. Ein schmaler Trampelpfad führt von der Strasse gewunden hinunter zu einer leicht abfallenden Felsplatte mit senkrechten Vorsprüngen. Das Ganze sieht ein wenig konstruiert aus, ist aber vom Meer so gestaltet worden. Wir baden, tauchen im kristallklaren Wasser, welches hier sehr tief ist. Es gibt Unterwasserhöhlen, die mit dem Schnorchel leider nicht erkundet werden können. Von den Felsen kann man prima ins Wasser springen. Die meisten Badegäste haben Badesachen an, dazwischen bewegen sich aber auch ein paar junge Leute ungezwungen nackt. Die Felsen sind sehr heiß und ich verbrenne mir die Fußsohlen.
Hier kommt auch endlich Fabians Unterwasserkamera zum Einsatz.
Bitte recht freundlich!
Nachdem wir genug gebadet haben, gehen wir zurück zum Wohnmobil. Annemarie kam bei den Felsen nicht zum baden – das Wasser war ihr zu tief, also halten wir auf der Rückfahrt nochmals am Rentnerstrand von Agios Nikolaos, damit Annemarie sich kurz ins Wasser setzen kann. Danach brechen wir auf. Als heutigen Übernachtungsplatz haben wir uns Kardamilli ausgesucht, wo wir einen Übernachtungsplatz kennen, den wir seit 1994 kennen und jetzt schon mehrfach angefahren haben.
Als wir ankommen, kennen wir den Platz auf den ersten Blick kaum wieder: diesen Winter muss der ausgetrocknete Fluss sich zum reißenden Strom verwandelt und weite Teile des ehemaligen Parkplatzes weggespült haben. Trotzdem finden wir einen Platz für unser Wohnmobil.
Das Flussbett war viel schmäler und der Platz war von Bäumen umgeben. Die Bäume sind weg und der Fluss hat sich einen Großteil des ehemaligen Parkplatzes geholt.
Annemarie kocht uns etwas Gutes und als es dunkel wird, gehen wir noch ein wenig in der Ortschaft flanieren. Wenn man schon mal so nahe an der Zivilisation ist, bietet sich das an.
Das Fräuleinchen hat sich für den heutigen Abend so richtig schick gemacht.