Freitag, 10. August 2007

Am SeeHeute ist der Himmel grau verhangen.

Nach dem Frühstück füttern die Kinder am Strand die Möwen, während ich noch ein wenig an meinem Reisebericht schreibe.

MövenMöwen

Gestern Abend habe ich noch lange vor dem Notebook gesessen und mit meiner Webseite gekämpft. Die Tatsache, dass die einzelnen Reiseberichtseiten nicht mehr als statische Dokumente abgelegt, sondern in einer Datenbank gespeichert sind, stellt sich jetzt, ohne permanente Internetverbindung als Fluch heraus. Ständig nervt der Verbindungsmanager mit einer Fehlermeldung, er können keine Internetverbindung aufbauen. Nach dem Urlaub muss ich dringend eine Möglichkeit schaffen, auch offline aktualisieren zu können. Und für die Bilder brauche ich eine Alternative zum FTP-Upload.

Wir beschließen, den heutigen Tag zu nutzen, um einige Kilometer voran zu kommen und nehmen Kurs auf Torun, einer Stadt an der Weichsel. Hier soll es, laut Helmut, ein Wireless-LAN geben.

Die ersten 20 Kilometer führen uns auf direktem Weg Richtung Osten. Diese Straße ist eine Zumutung für unser Wohnmobil. Sie besteht nur aus aneinander gereihten Schlaglöchern, die links und rechts von einem halben Meter tiefen Spurrillen gesäumt sind. Irgendwann haben wir einen Lastzug vor uns, der uns als Indikator für besonders schlechte Straßenverhältnisse gute Dienste leistet. Immer wenn er fast umzukippen droht, nehme ich den Fuß vom Gaspedal, um die kritische Stelle mit max. 20 km/h zu passieren.

Bei Zlotniki Kujawskie (N52 53.765 E18 08.782) bessert sich die Lage. Hier biegen wir auf die B25 ein. Wenige Kilometer später möchte uns das GPS-Gerät aber wieder in die Botanik schicken. Die Straße, auf die uns das Gerät abbiegen lassen will, hat den Namen "Straße" aber nicht verdient. Ich verweigere mich und bleibe auf der B25. Mit einem Umweg über Inowroclaw Miasto erreichen wir unser heutiges Etappenziel, die Stadt Torun, auf erträglichen Straßen.

Brücke über die WeichselBrücke über die Weichsel

Erst überqueren wir die Weichsel und nehmen Kurs auf den von Helmut und Angelika beschriebenen bewachten Parkplatz (N53 00.839 E18 36.483). Als es aber zu tröpfeln beginnt, beschließen wir, doch auf den Campingplatz (N53 00.022 E18 36.516) zu fahren und den heutigen Tag in Torun zu verbringen.

Bogenbrücke über die WeichselSchwarze Wolken kündigen Regen an

50 Zloty bezahlen wir für einen Tag auf dem Campingplatz. An der Rezeption gibt es einen WLAN-Zugang, sodass ich nicht einmal in die Stadt muss, um meinen Reisebericht hoch zu laden. Da mein Notebook nicht über WLAN verfügt, muss ich aber erst eine entsprechende Karte besorgen. Wie praktisch ist doch, dass wir erst vorhin einen Wegweiser gesehen haben, auf dem der Schriftzug "Media Markt" zu lesen war…

Ich lade den Motorroller ab, um mich auf den Weg zu machen. Annemarie und die Kinder wollen inzwischen zu Fuß in die Altstadt von Torun gehen. Wir wollen uns später dort treffen. 

Mediamarkt wie bei unsEin Einkaufszentrum wie bei uns

Den Media Markt zu finden, ist kein Problem (N53 01.498 E18 38.196). Eher schon, im inzwischen eingesetzten Berufsverkehr zurück zum Wohnmobil zu kommen. Selbst mit dem Motorroller, zwischen den Autoschlangen hindurch zirkelnd, brauche ich fast eine Dreiviertelstunde, um zum Campingplatz zu gelangen. Das Nadelöhr scheint die Brücke über die Weichsel zu sein. Wie sich später herausstellen wird, ist auf der Brücke ein Unfall passiert, und zwar genau neben Annemarie und den Kindern, die inzwischen zu Fuß auf dem Weg in die Stadt sind.

Crash auf der Brücke über die WeichselCrash auf der Brücke über die Weichsel

Ich liefere meine Neuerwerbung, ein USB-WLAN-Adapter im Wohnmobil ab und schnappe mir die Fotoausrüstung. Ich möchte ebenfalls in die Altstadt. Hoffentlich finde ich Annemarie und die Kinder dort. Durch das Verkehrsgewühl schlängle ich mich wieder über die Weichselbrücke und stelle den Roller irgendwo an der Stadtmauer ab.

TorunTorun verfügt über eine herrliche Altstadt

Torun ist eine schöne Stadt. Es gibt mehrere große Kirchen, die man auch von innen besichtigen kann. Ein großer zentraler Platz lädt mit vielen Strassencafés zum Verweilen ein.

Während ich durch die Straßen gehe und Ausschau nach dem Rest meiner Familie halte, sitzen Annemarie und die Kinder bei McDonalds und genießen Hamburger für 3 Zloty das Stück. Als ich später frage, warum sie aufgerechnet dort essen gehen, bekomme ich zur Antwort, sie wollten wissen, ob die polnischen Hamburger gleich schmecken, wie die deutschen.  

Polizei bewacht die TouristenAn mehreren Stellen in der Altstadt stehen Polizisten und passen auf. Torun wird von vielen Touristen besucht, die wahrscheinlich auch kriminelle Subjekte anlocken.

Ein Denkmal am zentralen Platz der Altstadt erinnert daran, dass Torun die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, dem Mathematiker und Astrologen ist.

KopernikusNikolaus Kopernikus

Als ich nach einiger Zeit Annemarie und die Kinder treffe, schlendern wir gemeinsam noch etwas durch die Strassen. Wir genießen ein Eis und besuchen dann das Geburtshaus von Nikolaus Kopernikus. Heute befindet sich ein Museum in diesem Gebäude.

Im Kopernikus-HausDas Kopernikus-Museum

Schließlich machen wir uns auf den Heimweg – ich mit dem Roller, der Rest der Familie zu Fuß. Als ich beim Wohnmobil ankomme, werde ich von Sissy überschwänglich begrüßt. Die Kleine musste in der Zwischenzeit aufs Wohnmobil aufpassen.

Jetzt probiere ich den vorhin erworbenen WLAN-Adapter aus: nach der Installation des Treibers findet das Gerät das platzeigene Netz sogar von unserem Stellplatz aus. Ich kann mich also auf eine der Bänke neben unserem Wohnmobil setzen und am Reisebericht arbeiten. Wunderbar – so habe ich mir das Reisebericht-Schreiben eigentlich de ganze Zeit gewünscht.

Unser PlatzUnser heutiger Platz

Inzwischen sind wir eine Woche unterwegs. Seit Dienstag fahren wir durch Polen. Unser Bild über dieses Land hat sich in der Zwischenzeit völlig geändert. Polen vermittelt uns den Eindruck eines sehr modernen Landes. Wenn man durch die Städte geht, bemerkt man vordergründig keinen Unterschied zu deutschen Städten. Auf dem Land sieht es teilweise anders aus. Es scheint in Polen einen großen Unterschied zwischen dem Land- und dem Stadtleben zu geben.

Bestimmte Dinge verstehe ich bis jetzt noch nicht so ganz: Dinge des täglichen Lebens, die über die Ernährung hinaus gehen, scheinen das gleiche Preisniveau zu haben, wie in Deutschland. Die Löhne sind wahrscheinlich aber nicht so hoch wie bei uns. Wie finanzieren die Polen ihren Lebensstandard? Sind die Wohnkosten so viel niedriger als bei uns, was zur Folge hätte, dass mehr Geld für andere Dinge übrig bleibt? In Deutschland wird ja ein Großteil des Einkommens fürs Wohnen ausgegeben. 

Annemarie hat vorhin den Reisebericht bis zum heutigen Tag gelesen und am Ende bemerkt, dass ich zu viel über technische Dinge schreibe. Tatsächlich hat mich die Suche nach Internetzugang in den letzten Tagen ziemlich beschäftigt – aber nicht so ausschließlich, wie dieser Reisebericht vielleicht den Eindruck erweckt. Natürlich fesselt das Schreiben mich einige Zeit ans Notebook. Ich nutze jedoch die Zeit zum Schreiben, die andere zum Lesen verwenden. Ich habe zwar auch einige Bücher dabei, bin aber bis jetzt nicht zum Lesen gekommen, während Annemarie schon jetzt eine halbe Megaschwarte durch hat. Wenn ich meine Probleme bei der Aktualisierung unserer Homepage beschreibe, dann zum Einen deshalb, weil ich denjenigen, die unsere Reiseberichte verfolgen möchten, erkläre, warum es manchmal länger dauert, bis die letzten Tage nachzulesen sind, oder warum die Bilder in den Tagesberichten erst später erscheinen. Zum Anderen hoffe ich, mit meinen Ausführungen anderen Besuchern dieses Landes wertvolle Informationen für ihre Reisen zu liefern. Das sollte der eigentliche Sinn unserer Reiseberichte sein – Informationen aus erster Hand zu liefern. Zahlreiche Emailzuschriften zeigen mir auch, dass dieses Angebot gerne angenommen wird. 

Heutige Tagesetappe 

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