Nach einer durchwachsenen Nacht (Sarah hatte wieder einen mehrstündigen Hustenanfall) bekommen die Kinder schnell eine Kleinigkeit zum Frühstück. Danach geht es die letzten Kilometer nach Monemvasia. Wir möchten die Stadt gerne in den Morgenstunden und nicht in der größten Mittagshitze besichtigen. An der Mole stehen bereits zwei Womos. Wir stellen uns daneben. Ich gehe in die Stadt um Brot zu kaufen und danach frühstücken wir im Womo am offenen Fenster.
Während das eine Wohnmobil bald abfährt, kommen wir durchs offene Fenster mit dem Inhaber des zweiten Womos ins Gespräch. Man spricht über dies und das und recht geschickt bringt er das Gespräch darauf, daß er aus LKW-Planenstoff praktische Zubehördinge für das Wohnmobil herstellt. So nach und nach kaufen wir bei ihm zwei Utensilientaschen, ein Sicherungsband für das Führerhaus und zwei Sonnenschutzplanen für die mittleren Seitenfenster. Am Ende haben wir 170 DM ausgegeben. Allerdings sind die Teile gut durchdacht und gearbeitet. Wir sind zufrieden und er hat ein gutes Geschäft gemacht. Am Schluß gibt er uns seine Adresse. Falls wir einmal etwas brauchen sollten, oder ein anderer Wohnmobilist unbedingt unsere Utensilientaschen haben möchte, oder unser Wohnmobil aufgebrochen und nur die Taschen geklaut worden sind, oder …, oder … Die Visitenkarte ist überschrieben mit 'Planenheini'.
Überdies ist es bereits 13:30 Uhr geworden. Aus unserer morgendlichen Monemvasiatour ist nichts geworden. Da die Kinder mittlerweile ihr Mittagessen und den anschließenden Mittagsschlaf benötigen, beschließen wir, daß ich zunächst alleine in die Stadt gehe. Gegen Abend werden wir nochmals alle gemeinsam losziehen.
Das alte Monemvasia liegt auf der Südseite des 1700m langen und 300m breiten Felsens, nahe an der Küste. Bereits seit dem Mittelalter ist der Inselfelsen mit dem Festland durch eine Brücke verbunden. Die Altstadt ist vollständig von Stadtmauern umschlossen. Heute wird sie hauptsächlich von der Schicki-Micki-Szene von Athen besucht. Oberhalb der Stadt, auf dem Gipfel des Felsens befindet sich die Ruine der alten Festung.
Ich mache mich also wieder mal mit meiner Foto- und Videoausrüstung auf den Weg. Es ist ein weiter Weg von der Mole bis zur alten Stadtmauer. In der Mittagshitze muß ich gehörig schwitzen.
Frei übersetzt soll Monemvasia 'Nur ein Zugang' bedeuten. Tatsächlich gibt es nur ein Tor zur Stadt. Innerhalb der Stadtmauern wurden alle Häuser im spätmittelalterlichen Zustand belassen. Es befindet sich hier kein neues Gebäude. Für unseren abendlichen Besuch mit den Kindern nehme ich zur Kenntnis, daß die Verwendung eines Kinderwagens auf dem groben Pflaster unmöglich ist. Wir müssen die Kleinen also ggf. tragen.
Der Aufstieg zur Festungsruine erfolgt über eine Treppe. Von oben hat man einen herrlichen Überblick über die Stadt innerhalb der Stadtmauern.
Einige Stunden bin ich insgesamt auf Erkundungstour. Als ich wieder am Womo ankomme, habe ich einen herrlichen Sonnenbrand auf den Schultern. Die Kinder sind wieder wach und Annemarie begrüßt mich freudestrahlend. Gerade vorher habe ein Dortmunder Womo hier gehalten, mit dessen Fahrer sie sich eine Weile unterhalten habe. Es gebe, nicht weit von hier einen herrlichen Kinderstrand bei einer Taverne. Es habe dort einen Wasseranschluß und das Meer sei 26 Grad warm. Der Dortmunder selbst sei bis heute dort gewesen. Annemarie gibt zu verstehen, sie würde viel lieber dorthin aufbrechen, als sich mit den Kindern nach Monemvasia zu quälen.
Das ist mir sehr recht. Ich kann ohnehin nicht mehr laufen und in die Sonne darf ich heute auch nicht mehr. Also werfen wir den Motor an und setzen uns in Bewegung. Unser neues Ziel heißt Plitra. Das Plätzchen ist auch im 'Schulz' erwähnt. Der Inhaber der Taverne heißt Vasilli und er sucht seine Gäste persönlich aus. Wer ihm nicht sympathisch sei, so heißt es, den schicke er wieder weg.
Wir erreichen Vasilli kurz vor Einbruch der Dämmerung. Als wir auf das Grundstück der Taverne gelangen, erschrecken wir. Es kommt uns vor, wie ein Campingplatz. Ungefähr 10 deutsche Wohnmobile stehen hier. Überall wird schwäbisch gesprochen. Ob Vasilli aufgrund der Erwähnung in einem Reiseführer so beliebt ist? Es scheint so. Einer der Camper fragt uns, ob wir auch mit dem 'Schulz' reisen würden. Vasilli begrüßt uns mit Handschlag. Er schickt uns nicht wieder weg.
Heute beziehen wir nur einen provisorischen Stellplatz. Vasilli bedeutet uns, daß morgen wieder Plätze frei werden. Natürlich essen wir bei Vasilli zu abend.
Später wird sich herausstellen, daß Vasilli seine Popularität einzig der Erwähnung im 'Schulz' zu verdanken hat. Wie dieser Deal wohl zustande kam?