Donnerstag, 11. Juni 1998

Ich wache auf, weil das Motorengeräusch leiser wird. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt mir, daß wir anlegen. Es ist noch dunkel, also ist das Korfu. Ich drehe mich um und schlafe weiter. Korfu ist uninteressant. Da kommt eh' kaum jemand an Bord. In Igoumentitsa werde ich aufstehen, falls ich wach sein sollte.

Ich wache wieder auf, weil das permanente Gebrumm abnimmt. Aha, wir erreichen jetzt Igoumenitsa. Ich stehe auf, ziehe mich an und schnappe mir die kleine Kamera. Die restliche Besatzung unserer Kajüte schläft fest und das ist mir recht. So kann ich wegbleiben, solange ich will.

S_p009270.jpg (6842 Byte)Den Anlegevorgang beobachte ich durch das Objektiv meiner Kamera. Es warten einige Fahrzeuge am Hafen. Als der Beladevorgang abgeschlossen ist, ist das Schiff tatsächlich voll. Damit hätte ich eigentlich nicht gerechnet.

S_p009305.jpg (6612 Byte)Zurück am Wohnmobil wird die Familie langsam wach. Wir frühstücken und danach gehe ich mit Sarah in den Kindergarten. Sie will – was sonst? – rutschen. Wir halten es bis zum Mittag aus. Danach gibt es bei Smutje Mama Annemarie griechischen – was sonst? – Salat. Seeluft macht müde, deshalb liegen nach dem Essen alle außer mir wieder in den Kojen. Ich habe zu arbeiten. Schließlich soll der Reisebericht ja nach dem Urlaub fertig fürs Internet sein.

Gegen Abend ziehen auf dem Meer dunkle Gewitterwolken auf. Man sieht ängstliche Gestalten an der Reling stehen und gen Himmel schauen. Ein älterer Herr, offensichtlich selbst sehr besorgt, versucht die Umstehenden zu beruhigen: "Richtig schlimm wird's erst, wenn sie uns an die Kette legen!". Was er damit meint ist, daß momentan keines der Fahrzeuge auf dem Campingdeck angelascht ist. Falls schwere See angekündigt ist, wird die Crew jedes Fahrzeug mittels der bereitliegenden Befestigungsketten verzurren.

Wir gehen zu Bett. In der Nacht wache ich auf, weil das Schiff sich mächtig auf und ab bewegt. Annemarie und Trixi sind gerade dabei, sich zu erbrechen. Trixi wahrscheinlich, weil sie sich überfressen hat, Annemarie deswegen, weil sie seekrank ist. Ein Blick aus dem Fenster verrät uns trotz der Dunkelheit, daß weiße Schaumkronen auf den Wellen tanzen. Es gießt in Strömen und der Regen fällt in dem Sturm nicht senkrecht, sondern fast waagerecht vom Himmel. Irgendwo auf dem Schiff hören wir das Geräusch von Ketten …

Ich drehe mich im Bett um und versuche wieder einzuschlafen. Ich möchte nur eines nicht: seekrank werden. Morgen früh muß ich in der Lage sein, das Wohnmobil von Bord zu fahren. Ich entschlummere tatsächlich.

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