Sonntag, 6. Juni 1999

P012925.jpg (20647 Byte)Gestern kamen noch zwei weitere Wohnmobile an unseren Strand. Die Esslinger Familie hatten wir bereits an besagtem Abend in Vasillis Taverne kennen gelernt. Deren Töchter Annika und Jessica (wie unsere Jessica, hat aber nur zwei Füße) spielen gemeinsam mit unseren Beiden. Die Besatzung des anderen Wohnmobil besteht aus einer Studentin mit ihrem 10 Monate alten Baby. Sie möchte fünf Monate in Griechenland bleiben. Das Baby sitzt mitten zwischen den anderen Kindern und fühlt sich wohl.

Das Wohnmobil der Studentin ist ein teilausgebauter VW LT ohne Kühlschrank und Markise. Ihr Fahrrad legt sie während der Fahrt auf das Bett, denn zu einem Fahrradträger hat es vor der Reise auch nicht mehr gereicht.

P012929.jpg (14108 Byte)Annemarie verarbeitet 19 Orangen zu 1,5 Liter frisch gepreßtem Orangensaft. Aus dem Kühlschrank schmeckt der Saft phantastisch. Dementsprechend schnell ist die Flasche wieder leer. Vielleicht hätten wir eine elektrische Zitruspresse mitnehmen sollen. Mit dem Orangensaft setzt Annemarie Maßstäbe. Die ganze Familie will nur noch Orangensaft trinken.

Gegen Mittag, nachdem wir alle noch mal ausgiebig im Meer geplanscht haben, packen wir zusammen um mal wieder ein Stück weiter zu fahren. Annemarie möchte gerne wieder die Ochsenbauchbucht (Voidokilia) besuchen. Nachdem alles aufgeräumt, der Wassertank gefüllt und wir uns von allen ausgiebig verabschiedet haben, geht es los. Es sind nur ca. 40 Kilometer bis zu unserem neuen Ziel. Der Weg von der Straße zur Bucht ist mit Schilf zugewachsen. Annemarie läuft vor dem Wohnmobil her und knickt die größten Schilfwedel ab, so daß das Auto nicht allzusehr leiden muß. Schlimmer allerdings sind die teilweise riesengroßen Schlaglöcher, die man vorsichtig umfahren oder durchqueren muß. Unser Wohnmobil ächzt in allen Fugen und die Sahne im Kühlschrank wird zur Schlagsahne, bis wir endlich am Ziel, unserer Traumbucht angelangt sind. Es gäbe noch eine zweite Zufahrt über Romanos, aber die führt über eine Brücke, die derart steil angefahren werden muß, daß wir bestimmt aufsetzen würden. Letztes Jahr haben wir uns hier den Auspuff beschädigt.

P012935.jpg (16633 Byte)Die Zufahrt zu den Wohnmobilstellplätzen ist mit neuen Schildern geschmückt, die das freie Zelten oder das Aufstellen von Wohnwagen unter Strafe stellen. Trotzdem stehen hier einige Wohnmobile. Wir wollen eine Nacht bleiben und haben auch nicht vor, zu campieren. Außerdem ist ein Wohnmobil kein Caravan. Nachdem wir mit einigen anderen Wohnmobilisten geredet haben, darunter zwei Izehoer Wohnmobilfreunde, die bereits seit vier Tagen hier stehen und nichts von der Polizei mitbekommen haben, glaube ich nicht, daß man hier wirklich vertrieben wird. Die Griechen werden den Tourismusast, auf dem sie sitzen wahrscheinlich nicht absägen…

Die beiden Izehoer Wohnmobile, deren Besatzung wir befragt haben, reisen ab und so können wir den schönsten Stellplatz der Bucht direkt von ihnen übernehmen.

Die Kinder schlafen noch und Annemarie verplappert eineinhalb Stunden mit einem vorbeilaufenden Pärchen, welches sich gegen Annemaries Redeschwall nicht wehren kann. Als sich im Kinderzimmer endlich jemand regt, mache ich meine Frau darauf aufmerksam, daß wir eigentlich vor knapp zwei Stunden etwas zum Mittagessen machen wollten. So kann ich ihren Redefluß schließlich stoppen.

Als die Nudeln fertig sind, ist es bereits halb sieben. So wird aus dem Mittag- gleich auch das Abendessen. Jetzt ist die Sonne nicht mehr so stechend. Nach dem Essen geht es ins Meer. Der Strand in dieser Bucht ist ideal für Kinder, da sie sehr weit hinein laufen können, ohne daß das Wasser tiefer als bis zum Popo wird. Da die Bucht fast geschlossen ist, gibt es hier auch kaum Wellengang.

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Am Abend fahren wir mit dem Roller nach Romanos. Erst besuchen wir den Strand, um zu sehen, ob jemand hier ist, den wir kennen. Danach gehen wir in eine Taverne der Ortschaft. Ich habe Appetit auf Souvlaki. Seit Tagen lebe ich von griechischem Salat. Die Kinder haben keinen großen Hunger und springen mit anderen griechischen Kindern in der Taverne herum. So ausgetobt, haben wir auch keine Probleme, die Kleinen nach unserer Rückkehr zum Wohnmobil ins Bett zu verfrachten.

Als es dunkel wird, stehen nur noch drei Wohnmobile in der Bucht, unseres eingerechnet. So wenig waren es noch nie. Der Krieg im Kosovo und die Gerüchte über Vertreibung der Wohnmobile werden wohl dafür Abschreckung der Wohnmobilisten gesorgt haben. Annemarie und ich glauben, daß die Tavernenbesitzer und auch die Bewohner der Küstenortschaften den diesjährigen Rückgang der Touristenzahl empfindlich spüren müssen. Vielleicht läßt in der Folge die Wohnmobilfeindschaft, die mancherorts herrscht, etwas nach.

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