Dienstag, 8. Juni 1999

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Nach dem Aufstehen suche ich nach einem Plätzchen, an dem wir uns für den heutigen Tag niederlassen können, aber es ist hier fast so voll wie auf einem Campingplatz. Alle Schattenbäume sind belegt. So packen wir Tisch und Stühle direkt vor Ort aus, um im Schatten des Wohnmobils zu frühstücken. Ein besonders schöner Platz im Schatten einer gewaltigen Pinie ist von einem Reutlinger Wohnmobil belegt, deren Frau uns allerdings zu verstehen gibt, daß sie bald abreisen würden. Wir können deren Platz übernehmen. Wunderbar! Wir frühstücken in Ruhe zu Ende und ziehen dann die wenigen Meter unter die Pinie um.

P013004.jpg (18257 Byte)Die Pinie ist gleichzeitig ein herrlicher Kletterbaum und Sarah wird begeistert von zwei Jungs begrüßt, die gerade auf der Pinie herum turnen. So macht Sarah ihre ersten Erfahren im Erklimmen eines Baumes.

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P013012.jpg (11360 Byte)Unser neues Plätzchen ist traumhaft. Fast zu schade für nur einen einzigen Tag! Der nächste Wasserhahn ist nicht weit entfernt. Der Strand besteht aus feinem Sand und ist auch nicht weit weg.

Annemarie bastelt aus zwei stabilen Seilen (so was hat man immer im Wohnmobil) und einem großen Handtuch eine Hängematte für Sarah. Die Kleine ist begeistert und will einige Zeit nicht mehr hinaus.

P013016.jpg (21570 Byte)Erst als ich mit einer großen Melone von einer Erkundungstour zurück komme und unser Schmatzen unüberhörbar wird, überlegt sie es sich anders und kommt zu uns an den Tisch.

Das Spanferkel, das mir gestern abend entgangen ist, will mir nicht aus dem Kopf. Mir knurrt der Magen und so mache ich mich mit dem Roller auf den Weg. Ich schätze, die besagte Ferkeltaverne ist etwa 20 Kilometer entfernt.

P013020.jpg (10747 Byte)Unterwegs komme ich an Neochori vorbei. Vor zwei Jahren sind wir hier einmal am Strand gestanden. In der Zwischenzeit sollen aber die Wohnmobilisten regelmäßig vertrieben worden sein. Einer berichtete uns im letzten Jahr sogar von Schrotkörnern, die auf sein Wohnmobil geprasselt seien. Um nichts in der Welt würde ich mich hier hinstellen. Trotzdem befinden sich sechs Wohnmobile an diesem Strand. Die Strandtaverne, die wir vor zwei Jahren regelmäßig besucht haben, ist ausgebrannt und einige Männer sind gerade dabei, sie wieder aufzubauen. Es gibt wohl unterschiedliche Interessen in Neochori, was die Akzeptanz der Touristen anbelangt: es gibt Einwohner, die von den Touristen finanziell brauchen und andere, die sich von ihnen gestört fühlen.

P013027.jpg (20126 Byte)Nach 30 Kilometern erreiche ich die Taverne mit dem Spanferkel. Der große Grill ist noch da, es gibt auch Spanferkel und so lasse ich mich zu einer köstlichen Mahlzeit nieder. Für diejenigen, denen jetzt das Wasser im Munde zusammen läuft: Die Taverne befindet sich genau in der Mitte zwischen Pirgos und Zacharo, exakt am Abzweig Richtung Krestena. Als ich mein Mahl beendet habe, lasse ich mir noch mal eine Portion für Annemarie und die Kinder einpacken und mache mich mit Vollgas auf den Rückweg.

Als ich in Elias ankomme, ist das Essen fast noch warm. Annemarie und Sarah essen mit großem Appetit, während Fabian gerade seinen Mittagsschlaf hält.

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Als ich in der Taverne beim Essen saß, hatte ich genügend Muße, die Leute zu beobachten. Besonders aufgefallen ist mir ein Taxi, auf dessen Rücksitz zwei alte Frauen und auf dem Beifahrersitz ein ca. 50 Jahre alter Mann saßen. Der Fahrer, offensichtlich in seiner Eigenschaft als Taxifahrer fährt auf den Parkplatz der Taverne und steigt aus. Er öffnet die hinteren Fahrzeugtüren, damit die alten Damen es etwas kühler haben, bekommt vom Beifahrer Geld in die Hand gedrückt und geht damit in die Taverne. Die Mitfahrer bleiben sitzen.

Kurze Zeit später kommt der Fahrer wieder heraus, in der Hand mehrere Getränke: zwei Frappé für den Beifahrer und eine der beiden Frauen und eine kleine Flasche Wasser für die andere Frau. Während die Mitfahrer ihre Getränke zu sich nehmen, kontrolliert der Fahrer, ob sein Motor noch da ist. Als die Mitfahrer fertig konsumiert haben, werfen sie die Plastikbecher einfach aus dem Auto und bedeuten dem Fahrer, er solle weiterfahren. Kurz bevor das Auto losfährt, öffnet sich eine der hinteren Türen nochmals und die Plastikflasche landet ebenfalls auf dem Parkplatz.

Ich bin davon überzeugt, daß sich in diesem Land auch in den nächsten Jahren nichts am mangelnden Umweltbewußtsein ändern wird. Die Verhaltensweisen sind so fest eingefahren und die junge Generation sieht das schlechte Beispiel der Alten… Den Urlaub verbringe ich gerne hier, aber ich bin doch froh, daß ich nicht immer hier leben muß.

Am frühen Abend nehme ich unseren leeren Trinkwasserkanister und fahre mit dem Roller in die Berge. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, gibt es auf der Strecke zum Tempel von Bassai eine Quelle, die aus einem Baum sprudelt. Allerdings wurde der Baum im letzten Jahr abgesägt und so fahre ich nach 16 Kilometern Bergstrecke zunächst an der Quelle vorbei und nochmals 14 Kilometer, bevor ich den Irrtum bemerke und umkehre. Auf der Rückfahrt fahre ich auch fast wieder vorbei, erkenne die Stelle aber im letzten Augenblick doch noch. Wenigstens war der Ausflug jetzt nicht umsonst. Zusammen habe ich heute mit dem Roller 120 Kilometer heruntergespult.

Es dämmert fast schon, als ich zurück bin. Gerade noch Zeit, zusammenzupacken und die Kinder zu versorgen. Heute Nachmittag habe ich telefonisch bei Strintzis nachgefragt, ob man jederzeit zur Überfahrt nach Kefalonia erscheinen könne, und man bestätigte mir das. Die Fähre fahre um 11 Uhr vormittags ab Killini nach Argostoli. Also möchte ich heute noch nach Killini.

Unterwegs halten wir nochmals bei – ratet mal welcher – Taverne: Wie oft bekommt man schon Spanferkel in Griechenland? Ich habe jedenfalls nochmals Appetit und so genieße ich das gleiche Essen zum zweiten Mal am heutigen Tag.

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Killinis Hafen erreichen wir nach Mitternacht. Wir stellen uns in das Hafengelände, wo bereits ein Schiff der Strintzis Lines, die Ionion Sun, vor Anker liegt; unser Schiff, wie sich morgen herausstellen wird. Allerdings machen irgendwelche Generatoren auf dem Schiff die ganze Nacht gehörigen Krach, so daß die Wahl dieses Schlafplatzes sich im Nachhinein als nicht optimal herausstellt.

Übrigens sind wir heute in Elias zum ersten Mal von einem Fremden mit unserem Familiennamen angesprochen worden: "Ach, sieh an, die Kaluzas sind auch schon wieder unterwegs!" Im daraufhin entstehenden Gespräch stellt sich heraus, daß der Gesprächspartner unsere Homepage recht genau kennt. Als wir über unsere weiteren Reisepläne berichten und erwähnen, daß wir uns mit Familie Breidenbach treffen wollen, meint er, die Breidis kenne er auch. Wir hätten doch zusammen die Solaranlage montiert…

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