Donnerstag, 13. April 2000

Das Kloster D'Itria

Heute morgen erwachen wir erst um 8 Uhr. Hier, neben dem Kloster ist es absolut ruhig. Als Sarah und Fabian wach werden, krabbeln sie zu uns ins Bett und so kuscheln wir noch eine halbe Stunde. Draußen scheint bereits die Sonne vom blauen Himmel, als wir uns endlich von den Federn trennen können. Ehrlich gesagt, bin ich der einzige, der aufsteht, sich anzieht und mit Kamera und dem Hund loszieht, um einen nahegelegenen Nuraghen zu filmen.

Verwunschene Feenlandschaft

Von dem Nuraghen ist aber außer einem moosüberwachsenen Steinhaufen nichts mehr übrig. Als wesentlich interessanter stellt sich die Umgebung dar. Man fühlt sich in die Kulisse eines Geisterfilmes versetzt, wenn man zwischen den alten Korkeichen und den grün bewachsenen Felsen herumklettert.

Plötzlich habe ich ein anderes Problem: es stellt sich als Fehler heraus, Jessica mitgenommen zu haben. Auf der anderen Seite des Nuraghen weidet eine Schafherde. Normalerweise werden diese Herden von einem oder mehreren Hunden bewacht. was die mit meiner vierbeinigen Reisebegleiterin machen würden, wenn sie Jessica zu fassen kriegen, stelle ich mir lieber nicht vor und so beende ich meine Besichtigung vorzeitig und mache mich mit Jessica heimlich aus dem Staub.

Im Wohnmobil ist mittlerweile auch der Rest der Familie aufgestanden und es riecht bereits angenehm nach Frühstück.

Nachdem wir fertig sind, dürfen die Kinder nach draußen zum Spielen. Ich schreibe die letzten Erlebnisse nieder und gehe dann die Kinder beaufsichtigen. Annemarie räumt derweil das Wohnmobil auf und befreit es vom Staub der letzten Tage.

Die Höhle unter dem großen Felsbrocken ist das ideale Haus für unsere Kinder

Es ist bereits 13 Uhr, als Annemarie das Signal zur Abfahrt gibt. Das Wohnmobil erstrahlt in neuer Frische. Man traut sich kaum einzusteigen, um nicht gleich wieder Schmutz hineinzutragen. Unser heutiges Ziel ist Orgosolo, die ehemalige Banditenstadt. Diese Stadt am Fuße des Sopramonte ist bekannt für seine Murales, die berühmten sardischen Wandmalereien. Es sind nur wenige Kilometer bis in dieses Bergdorf. Direkt am Ortseingang folgen wir den Wegweisern zum Picknickplatz und fahren ein kurviges Bergsträßchen durch dichten Wald und grüne Bergwiesen bis zu einem großen Parkplatz, auf dem ein Reisebus steht. Dahinter, im Wald, versteckt sich ein weitläufiger Park mit schönen Picknickplätzchen.

Picknickplätze unter schattigen Bäumen. Ein kleines Paradies im 'Banditenwald'

Wir halten an, um die Lage zu sondieren. Eine italienische Reisegruppe hat hier Siesta gemacht und ein Spanferkel gegrillt. Mittlerweile ist sie im Aufbruch begriffen. Annemarie findet inmitten der Reisegruppe eine Frau, die deutsch kann, und unterhält sich einige Zeit mit ihr. Die Frau schenkt den Kindern eine sardische Süßigkeit. Als die Gruppe dann abreist, bleiben die sardischen Betreuer zurück, um die Reste des Grillfestes aufzuräumen. Annemarie fragt, ob es noch Reste vom Spanferkel gebe, und ob wir die kaufen könnten. Daraufhin schenken die Sarden uns, was von dem Schwein übrig geblieben ist. Die Kinder bekommen nochmals Süßigkeiten und wir bedanken und vielmals. Geld möchten die Sarden keines annehmen. Wieder einmal dürfen wir die Gastfreundschaft der Einheimischen unmittelbar erleben.

Hier gibt es auch wildlebende Schweine. Eine Bache zieht mit ihren Ferkeln an uns vorbei.

Wir genießen den Berg Spanferkel in vollen Zügen und die Kinder dürfen als Nachtisch auch noch ihre Süßigkeiten essen. Nach dem Essen geht Annemarie mit den Kindern im Naturpark spazieren, während ich mit dem Roller in die Ortschaft hinunterfahre, um mir die Murales anzusehen.

Es ist bereits nach 19 Uhr, als ich zu meiner Familie zurück komme. Die Kinder sind bereits beim Abendessen und auf dem Weg ins Bett. Sie waren heute den ganzen Tag an der frischen Luft und sind jetzt total erledigt. Annemarie und ich räumen schnell alles auf, ich lade den Roller auf und nachdem die Kinder im Bett sind, machen wir uns langsam auf den weg zu unserem neuen Ziel: Oliena. Es sind wiederum nur wenige Kilometer, die wir zurücklegen müssen, um zu der schönsten Quelle Sardiniens, der Fonte su Gologne zu gelangen. Es ist bereits dunkel, aber wir finden einen großen, ebenen, asphaltierten Parkplatz vor, auf dem wir uns ohne Probleme für die Nacht einrichten können.

Nach einem gemütlichen Abendessen mit sardischem Käse, Speck, Oliven und reichlich gutem Rotwein, haben wir die nötige Bettschwere.

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