Wir ziehen in der Nacht noch ans hinterste Eckchen des Platzes um. Hier ist es wesentlich ruhiger. Ein Sizilianisches Wohnmobil, welches im Laufe des Abends eingetroffen ist, tut es uns nach und steht wieder direkt hinter uns. Ich erwähne dies, weil heute morgen um sieben die sizilianischen Blagen bereits laut schreiend und krakeelend um unser Wohnmobil herum springen und unsere Nachtruhe beenden. Das wiederum muss ich erwähnen, weil sich das auf Annemaries Morgenlaune auswirkt.
Wir frühstücken im Wohnmobil und fahren dann weiter. Morgen ist der 15. August und dieser Tag ist einer der wichtigsten Feiertage in Italien. Danach folgt das Wochenende. Deshalb sollten wir einen Platz für die nächsten Tage suchen. Wir fahren an der Küste entlang und kommen nach Mirto Croscia [18]. Hier sieht es nicht schlecht aus. Eine lange Uferpromenade führt am Strand entlang. Vereinzelt stehen Wohnmobile auf dem Streifen zwischen Strand und Promenade. Funktionierende Strandduschen können wir auch entdecken. Mir geht es heute nicht besonders gut, ich fühle mich einfach schwach und ausgelaugt – wahrscheinlich von einem Durchfall, der mich schon seit drei Tagen plagt und Kopfschmerzen, die heute morgen dazu kamen. Deshalb werden wir heute hier bleiben. Ich habe keine Lust oder Kraft mehr, weiter zu fahren. Allerdings kommt man momentan nicht an einen der Plätze, wo ein Wohnmobil auf dem Strand Platz hätte. Alles ist mit PKWs zu geparkt. Aber da wir ja wissen, dass die Italiener den Strand Mittags verlassen, um zu Hause zu Mittag zu essen, können wir warten. Wir stellen uns in eine Seitenstraße und ich lade Annemaries Roller aus. Dieser Roller hat den Vorteil, dass wir beide damit fahren können. Ich kurve an der Promenade entlang, bis ein PKW wegfährt, der die Einfahrt zu einer festen Stelle auf dem Strand blockiert hat. Schnell kehre ich zum Wohnmobil zurück. Annemarie fährt mir dem Roller hinter dem Mobil her. Als wir die Einfahrt zu dem begehrten Strandplatz erreichen und ich den Rückwärtsgang einlege, gibt der Monitor der Rückfahrkamera nur noch ein scharrendes Geräusch von sich. Auch das noch! Schnell stellt sich heraus, dass die Rückfahrkamera oder der Monitor den Geist aufgegeben haben. Annemarie weist mich in die Lücke ein, so wie früher, als wir noch keine Kamera hatten.
Während Annemarie etwas zu essen macht, baue ich die Kamera auseinander. Allerdings kann ich keinen offensichtlichen Fehler entdecken. Einen Fehler in der Elektronik kann man nur mit entsprechenden Messgeräten aufspüren. Als nächstes baue ich den Monitor auseinander. Aber auch hier stelle ich nicht viel mehr fest, als dass ein Relais schnarrt. ich baue den Monitor wieder zusammen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den restlichen Urlaub ohne Kamera auszukommen.
Nach dem Essen gehen wir baden. Während die Kinder noch im Wasser herum toben, schleppe ich meine müden Knochen in den Schatten unseres Wohnmobils und schlafe auf der Liege. Heute ist nicht mein Tag. Wahrscheinlich vergesse ich deshalb auch, unseren momentanen Stellplatz zu fotografieren. Genau genommen, mache ich heute überhaupt kein Foto, nur Annemarie muss ein denkwürdiges Ereignis festhalten: Fabian hat heute sein erstes Milchzähnchen verloren. Genau genommen hat er es sich selbst herausgezogen – ganz tapfer! Das Ersatzzähnchen ist auch schon draußen, so dass fast keine Zahnlücke zu sehen ist.
Zum Abendessen holt Annemarie eine Pizza. Als wir schließlich im Bett liegen donnert in der Nähe eine Disco los. Anfangs ist die Musik noch erträglich…