Im Schlaf registriere ich allen möglichen Krach um unser Wohnmobil herum. Ein Traktor begradigt die 20qm Sandstrand, die es hier zwischen den Felsen gibt, einige PKWs kommen und gehen, Motorräder knattern vorbei. Fabian, der neben mir geschlafen hat, erwacht von dem Lärm und beschäftigt sich mit seinem Gameboy. Ich habe noch keine Lust, aufzustehen. Annemarie geht es wohl genauso, denn auch aus dem Alkoven vernimmt man noch kein Lebenszeichen.
Plötzlich rollt eine ganze Armada PKWs heran. Man hört nur noch Türenschlagen und italienisches Geschnatter. Es ist also soweit. Die Badegäste kommen. Ich öffne die Augen und schaue Fabian ins Gesicht, der sich sogleich beschwert, dass er schon seit zwei Stunden wach ist. Wir stehen auf, cremen uns ein und gehen erst einmal ins Meer zum Baden.
Der hiesige Strand. Der Meeresgrund ist felsig und man muss sehr aufpassen, dass man sich die Füße nicht verletzt. Auf dem Felsen kleben dicke schwarze Teerklumpen. Die Kinder sind aber zufrieden. Sie finden die Felsen abenteuerlich und bauen sie in ihr Spiel ein.
Danach trinken wir unsern Frühstückskaffee bzw. -kaba unterm Sonnenschirm direkt am Meer. Wir genießen die Situation hier im Bewusstsein, dass dies nicht unser eigentliches Reiseziel ist. Gott sei Dank nicht!
Am späten Vormittag ziehe ich mich ins Wohnmobil zurück, um etwas zu schreiben, während Annemarie mit dem Fahrrad in die nahe gelegene Ortschaft Villanova fährt. Sie möchte eine Melone besorgen.
Die Mittagszeit verbringen wir alle im Wohnmobil. Draußen in der Sonne ist es unerträglich heiß. Annemarie spielt mit meinem PocketPC Solitär, und die Kinder haben ihren Gameboy in der Hand. Eigentlich wollte ich in der Mittagshitze aufbrechen und nach Brindisi fahren, aber irgendwie hat momentan keiner Lust dazu. Gegen später gehen die Kinder nochmals ins Meer, während ich alles für die Abfahrt vorbereite.
Schließlich brechen wir auf. Die restlichen 30 km bis zur Fähragentur sind schnell geschafft.
Ich nehme die Ausweise und den Geldbeutel und begebe mich an den Ticketschalter. "Ferry today is full. Tomorrow evening" bekomme ich als Antwort auf meine Frage nach einer Überfahrt nach Igoumenitsa. Die heutige Fähre ist ausgebucht. Das hat man nun von der Trödelei. "But another Ferry will depart at 19:00 with no Camping on board and not to Igoumenitsa but to Patras". Ich halte kurz mit Annemarie Rücksprache und sage dann zu. Wir könnten heute noch auf ein Schiff der GA Ferries, aber dieses hat kein Camping an Bord. Wir müssten also die Nacht an Deck verbringen. Die Kinder sind von dieser Idee völlig begeistert. "Wir dürfen heute Nacht nicht im Bett schlafen? Prima." Damit ist wieder einmal bewiesen, dass man sich immer das wünscht, was man nicht jeden Tag hat. Die Rückfahrt buche ich gleich für den 5. September, diesmal aber mit der Maritime Ways und mit Camping an Board. Während ich im Schalterraum noch die Formalitäten erledige, packt Annemarie im Wohnmobil bereits die Dinge zusammen, die man für eine Nacht an Deck so benötigt: Getränke, Fressalien, Decken, und warme Jacken (braucht man die wirklich?). 491 Euro bezahle ich dieses Jahr für die Tickets. Die Sicherheits- oder Hafengebühr kommt noch hinzu. Bei der Hinfahrt sind dies 12 Euro pro Person und 12 für das Wohnmobil.
Wir müssen uns jetzt beeilen. Es ist bereits 17:15Uhr und um 19:00Uhr legt die Fähre ab. In der Zwischenzeit müssen wir unsere Tickets noch an zwei verschiedenen Schaltern abholen. Wir fahren zum Hafen und teilen uns auf. Ich begebe mich zum Schalter der GA Ferries und Annemarie zur Maritime Ways. An meinem Schalter ist eine Menge los und als ich schließlich fertig bin, können wir direkt auf die Fähre fahren. Es ist das erste Mal, dass ich auf der Überfahrt nach Griechenland das Wohnmobil im Schiffsbauch parken muss und wir nicht darin schlafen können. Der Gedanke daran, morgen bereits in Griechenland zu sein, versüßt mir allerdings die Situation. Die Kinder sind von dem unvorhergesehenen Abenteuer begeistert und Annemarie fühlt sich an frühere Zeiten zurück erinnert, als sie mit dem Rucksack nach Griechenland unterwegs war.
Auf dem Oberdeck befinden sich viele Bankreihen. Wir sichern uns vier gegenüberliegende Bänke, groß genug, dass sich jeder von uns ausstrecken kann. Eines ist bestimmt angenehm: der Platz ist schattig und angenehm kühl. Der leichte Wind vertreibt die brütende Hitze. Im Wohnmobil steht, je nach zugewiesenem Platz auf dem Campingdeck, manchmal die Luft. Allerdings sind die Bänke hart und mit Isomatten sind wir nicht ausgestattet. Wer rechnet auch damit, dass er eine Nacht auf Holzbänken zubringen muss, wenn er mit dem Wohnmobil unterwegs ist?
Unser Platz auf dem Schiff
Wir schauen dem Ablegevorgang zu, verspeisen einen Großteil der mitgebrachten Vorräte und legen uns dann probeweise hin. Fabian ist sofort eingeschlafen. Er hat mit der Überfahrt die wenigsten Probleme. Er schläft 10 Stunden am Stück durch.
Fabian kann überall schlafen
Ich schlafe im 1-2 Stunden Rhythmus. meist wache ich auf, weil mir irgendein Körperteil höllisch weh tut und ich die Position wechseln muss. Sarah und Annemarie geistern bis 24Uhr im Schiff herum. Danach schläft Sarah auch ein. Annemarie schläft immer wieder einmal eine Stunde, verschmökert dazwischen aber einen halben Romanwälzer.