Dienstag, 21. Mai 2002

Durch die Dachluke kann ich beobachten, dass die Sonne immer wieder verschwindet. Das deutet auf Wolken am Babadag hin. Als ich aus dem Wohnmobil trete, bestätigt sich mein Verdacht: Wolken treiben an der Flanke des Berges entlang. Sie scheinen sich jedoch schnell aufzulösen. Irgendwie ist das Wetter heute anders als in den letzten Tagen. Ich werde heute wohl nicht mehr fliegen gehen.

Annemarie und ich beschließen, heute weiterzufahren. Oludeniz ist zu touristisch für unsere Ansprüche und überall wird man geneppt. Solche Orte meiden wir für gewöhnlich. Zwei herrliche Flüge habe ich gehabt, meine Sucht ist also fürs Erste befriedigt.

Jürgen und Verena möchten heute nochmals auf den Markt nach Fethiye und leihen sich zu diesem Zweck meinen Roller aus. Auch sie werden heute weiterfahren. Ich nehme Annemaries Roller, um noch einige Videoaufnahmen auf der Strandpromenade zu sammeln. Besonders die landenden Tandems bieten sich als Filmobjekte geradezu an.

Ich traue meinen Augen kaum, als ich am Landeplatz Fritz, den ehemaligen Lehrer meines Bruders sehe. Im letzten Sommer lernte ich ihn am Startplatz auf dem Babadag kennen (*) und wir verbrachten einige Tage miteinander. Er ist auch schon wieder hier? Wir begrüßen uns herzlich.

Am Hang, in etwa 300 Meter Höhe sehen wir einige Gleitschirme liegen. Offenbar ist das der tiefste Startplatz. Irgend jemand meint, es handle sich um die Truppe von Eugen, die aus Protest über die hohen Transferkosten jetzt von hier aus startet. Tatsächlich ist seit heute die Mautstelle besetzt, an der jetzt pro Person nochmals 8 Millionen Maut abkassiert werden. Damit kostet der einfache Transfer auf den Berg 18 Millionen, was knapp 15€ oder 30DM sind. Das ist eindeutig zu viel. Hier wird in unverschämter Weise abkassiert. Wenn sich das unter den Singlepiloten herumspricht, dann geht dieser bestimmt recht einträgliche Zweig des Tourismus verloren. Wer kommt schon den weiten Weg hier her, wenn er pro Auffahrt 30DM bezahlen muss? Eugen wird seine drei Ausfahrten nach Oludeniz pro Jahr wahrscheinlich künftig auch in andere Regionen durchführen, wenn er und seine PilotInnen jetzt schon die mautpflichtige Auffahrt boykotieren.

Als ich zum Wohnmobil komme, sind auch Jürgen und Verena von Fethiye zurück. Der Markt war nicht so sensationell, wie man ihnen erzählt hat. Die beiden packen zusammen und sind fast aufbruchbereit, als die Rufs eintreffen. Sie waren in Pamucak und auf der Datça-Halbinsel. Jetzt kommen sie gerade rechtzeitig, um sich von Jürgen und Verena zu verabschieden. Die beiden fahren jetzt weiter zum Bafa Gölü (Bafa-See), wo es einen schönen Stellplatz geben soll. Vielleicht treffen wir die beiden nochmals wieder, weil wir eventuell auch noch zum Bafa-See fahren wollen. Auch in Pamucak können wir uns vielleicht nochmals treffen – wer weiß? Eine Uno-Rummy Revanche steht ohnehin noch aus.

Die Einen kommen, die Anderen brechen auf…

Wir packen die restlichen Dinge zusammen und Annemarie putzt das ganze Mobil, um es vom Staub der letzten Tage zu befreien. Danach gehen wir alle nochmals baden – auch Frank, Kerstin, Nora und Malte sind dabei. Fabian tobt ausgelassen mit Frank herum, der ihn immer wieder ins Wasser wirft. Fabian kennt kein Halten. So oft er auch untergetaucht wird, er geht immer wieder auf Frank los. Der genießt offensichtlich das Spiel mit unserem kleinen Wirbelwind. Nora ist ein Mädchen, das leicht zu weinen anfängt und sein kleiner Sohn Malte ist mit seinen 10 Monaten noch zu klein für solche Spiele.

Schließlich ist es Zeit, sich von Frank und seiner Familie, von Aysel, Erdogan und ihrem Sohn und von den Rufs zu verabschieden. Wir fahren in der späten Abendsonne los. Es fällt mir nicht schwer, mich von diesem Ort zu trennen, wo man so offensichtlich abgezockt wird. Im Augenblick halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass ich noch einmal hier her kommen werde. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Eugen und andere Fliegerclubs ihre Ausfahrten auch nicht mehr nach Oludeniz durchführen werden.

In Fethiye essen wir Kebab zu Abend. Danach gehen die Kinder zu Bett und wir tuckern durch die Nacht bis kurz hinter Mugla, wo wir uns in einer kleinen Ortschaft einfach in eine Wohnstraße stellen und ins Bett krabbeln. Es ist kurz vor Mitternacht, als wir schlafen gehen.

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