Am Morgen scheint die Sonne herrlich warm von einem fast wolkenfreien Himmel. Annemarie ist bereits mit Sissy unterwegs, als ich gegen 8:00 Uhr aufstehe und mich für die Besichtigung des Klosters vorbereite. Die Kinder sind noch im Bett. Sie stehen ohnehin nicht vor 9:00 Uhr auf, also mache ich mich alleine auf den Weg. In den Mauern des ehemaligen Klosters befindet sich inzwischen ein Hotel. Ich besteige den Glockenturm, von dem aus man eine schöne Aussicht auf die Umgebung hat.
Unser Übernachtungsplatz vom Glockenturm des Klosters aus
Das Kloster mit Blick auf die Klosterkirche
Nachdem ich einige Fotos geschossen habe, melde ich mich über Funk bei Annemarie im Wohnmobil zum Früfstückskaffee an. Er dampft bereits in der Tasse, als ich zum Wohnmobil zurück kehre. Die Kinder sind inzwischen auch aus den Federn.
Nach dem Frühstück fahren wir gemütlich weiter. Wie bereits erwähnt, ist das Wetter heute sommerlich warm. Wir suchen daher einen Badeplatz. Aus diesem Grund durchqueren wir das Städtchen Suwalki, ohne anzuhalten. Momentan hat keiner von uns Lust, auf eine weitere Stadt- oder Kirchenbesichtigung.
Der von Helmut und Angelika beschriebene Badeplatz in Olecko (085, N54 01.496 E22 30.971) gefällt uns nicht besonders. Vor allem die direkt benachbarte, große Müllkippe lässt auf stark verunreinigtes Wasser des Stadtsees schließen. Wir beschließen, weiter zu fahren und auf eigene Faust nach einem Badeplatz zu suchen. Bei Jaski biegen wir nach links von der 655 ab und finden nach wenigen Metern bei N54 02.396 E22 26.706 eine Möglichkeit, das Wohnmobil direkt am Wasser abzustellen. Hier gibt es einen kleinen Sandstrand. Merkwürdigerweise hat jetzt, wo wir am Wasser stehen, niemand mehr Lust zum Baden, also fahren wir weiter.
Badeplätzchen
Bei N54 00.916 E22 06.303 sehen wir rechter Hand einen großen See blinken und biegen von der 655 nach rechts ab. Einige Kilometer fahren wir, in einiger Entfernung, den See entlang. Es gibt viele schöne Badeplätze. Alle sind jedoch in Privatbesitz und meist eingezäunt. Bei N54 02.375 E22 06.139 gibt es einen Badeplatz, an dem man auch das Wohnmobil direkt am Wasser parken könnte. Da inzwischen jedoch ein recht starker Wind geht, wird aller Schmutz Wasser genau an dieser Stelle ans Ufer gedrückt, sodass wir auch hier keine Lust verspüren, ins Wasser zu gehen.
Wir kehren zur 655 zurück und setzen die Fahrt fort. Inzwischen ist es Mittagszeit und unsere Mägen beginnen zu knurren. Deshalb richten wir unsere Aufmerksamkeit jetzt auf Restaurants an der Straße. Am Ortsende von Wydminy, bei N53 58.939 E22 01.588 entdecken wir ein schönes neues Restaurant direkt neben der Straße. Der Außenbereich ist bestuhlt und wir können das Wohnmobil direkt daneben parken. Wir genießen ein ausgiebiges Mittagessen, auch wenn aufgrund der polnischen Speisekarte eine Überraschung auf mich wartet. Die von Annemarie für mich bestellte Suppe stellt sich als Kuttelsuppe heraus. So etwas esse ich nicht. Annemarie ist jedoch ein dankbarer Abnehmer. Österreicher essen offenbar alles.
Nach dem Essen bleibt Annemarie einfach im Restaurant sitzen. Die Kinder und ich gehen baden. Unterhalb des Grundstücks, welches zum Restaurant gehört, und auf dessen Gelände es auch einige kleine Ferienhäuser gibt, befindet sich ein See, über den eine kleine Holzbrücke zu einem Sandstrand am anderen Ufer führt. Einige Badestegs führen von der Brücke aus ins Wasser. Ein ideales Badeplätzchen also. Die Kinder und ich stürzen uns ins angenehm frische Wasser. Wir genießen, dass man hier von den Stegs aus ins tiefe Wasser springen kann. Nach ausgiebigem Badespaß begeben wir uns zurück zum Restaurant, wo Annemarie gerade eine Tasse Kaffee bestellt hat, die ihr jedoch zu stark ist und die jetzt mir zufällt. Schließlich bezahlen wir die Rechnung und brechen wieder auf. Das war ein ideales Plätzchen: ein gutes Restaurant, das Wohnmobil direkt vor der Nase und ein Badeplätzchen.
Hier kann man prima baden
Dieses herrliche Fleckchen kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn am Horizont zieht ein Gewitter heran. Bis zu unserem heutigen Etappenziel, Gizycko am Jezioro Niegocin sind es noch knapp 20 Kilometer. Der Himmel färbt sich immer bedohlicher schwarz. Als wir die Stadt erreichen, fegen schon Staubwolken durch die Stadt. Der Sturm wütet derartig, dass die ersten Äste von den Alleebäumen abbrechen und auf die Straße fallen. Schnell flüchten wir uns in den Hafen, wo wir das Wohnmobil, längs zum Wind, direkt am Wasser abstellen. Der Gewittersturm wütet jetzt mit voller Kraft. Gleichzeitig hat der Himmel seine Pforten geöffnet und schickt wahre Sturzbäche hernieder. Wir sitzen im sicheren Schutz des Wohnmobils und sehen, wie unweit von uns entfernt, zwei Segeljachten ans Ufer gedrückt werden. Die beiden Boote sind offensichtlich vom Sturm überrascht worden und stranden, leider knapp außerhalb unseres Sichtbereichs, am Ufer. Der See schäumt und richtige Brecher stürzen auf das Ufer. Der Wind peitscht die Gischt bis zu unsrem Wohnmobil. Ganze Blitzserien fahren aus den Wolken in den See. Aber so schnell, wie das Unwetter gekommen ist, so schnell ist es auch wieder vorüber. Die schwarzen Wolken ziehen weiter und hinterlassen eine weiße Wolkenschicht. Mit Sonne ist heute aber wohl nicht mehr zu rechnen.
Annemarie geht mit den Kindern in die Stadt, während ich noch am Reisebericht schreibe. Nicht weit von hier, im benachbarten Yachthafen, befindet sich ein Cache, habe ich vorhin gesehen. Den werde ich mir nachher holen. Außerdem erhoffe ich mir in dieser Stadt einen Zugang zum Internet zu finden. Wenn ich die Bilder der letzten drei Tage verarbeitet und in die Tagesberichte eingebunden habe, hätte ich wieder etwas zum Hochladen.
Es stehen noch zwei weitere Wohnmobile hier
Als Annemarie mit den Kindern von ihrem Stadtbummel zurück kommen, mache ich mich zu Fuß auf den Weg, den Cache zu suchen, der nur ca. 800 Meter von unserem Parkplatz aus, in der Nähe des Yachthafens liegen soll. Was die Sonne angeht, habe ich mich mit meiner Vorhersage mächtig getäuscht. Die Abendsonne scheint schon wieder.
Wie schon so oft in Polen, finde ich nur das potentielle Versteck des Caches, aber nicht den Cache selbst. Eigentlich habe ich es auch nicht anders erwartet. An den angegebenen Koordinaten finde ich nur Müll vor. Die Cacheposition ist an einer derartig exponierten Stelle in der Stadt, dass sie nur schwer längere Zeit für Uneingeweihte verborgen bleiben kann.
Auf meinem Rückweg wandere ich am Hafen entlang. Es gibt hier einen Lunapark, ausgedehnte Grünanlagen und einige Restaurants. Den von Helmut und Angelika als Alternative angegebenen Parkplatz im Yachthafen (086 im Buch) finde ich mit PKWs belegt vor. Hier gäbe es für ausgewachsene Wohnmobile keinen Platz. Außerdem befindet sich der Platz in unmittelbarer Nähe zum Lunapark, sodass mit Ruhe am Abend nicht zu rechnen ist.
Die beiden vorhin im Sturm gestrandeten Yachten liegen wieder im sicheren Hafen
Schäden des Unwetters
Annemarie und Sarah besorgen zum Abendessen Pizzen aus der Stadt. Wir beschießen den Abend wieder mit einer gemeinsamen Partie Uno.
Nachtrag: Wie wir einige Tage später erfahren haben, hat der heutige Sturm einige Todesopfer gefordert. So wie den beiden vor unseren Augen gestrandeten Yachten erging es 50 weiteren Yachten. Nach Aussagen eines polnischen Campingplatzbesitzers haben im Sturm auf den masurischen Seen 12 Menschen ihr Leben verloren. Besonders betroffen hat es offenbar die Ortschaft Mikolajki. Siehe auch dieser Bericht in der WELT.